Vor 10 Jahren: Jony Ive und iOS 7 – Apple kündigt kontroverses Redesign an
Im Herbst des Jahres 2012 war es zu einer wegweisenden Umstrukturierung des Apple-Managements gekommen. iOS-Chef Scott Forstall und Retail-Chef John Browett mussten ihren Hut nehmen, Craig Federighi war fortan Entwicklungs-Chef von iOS und macOS, gleichzeitig beförderte Apple den bisherigen Hardware-Designer Jony Ive an die Spitze des Interface-Teams. Anstatt sich nur um die optische Anmutung von Macs, iPhones und iPads zu kümmern, oblag ihm also auch die Gestaltung der Systemoberfläche. Vielen war klar, dass der Weg in Richtung dünn und flach gehen würde – wenngleich Apple erst zur WWDC 2013 enthüllte, was Ive'sche Designsprache für iOS 7 bedeuten sollte. Sucht man einen Moment, in der die normalerweise euphorische Stimmung bezüglich Ive-Designs kippte, dann wohl die Einführung des 2013er iPhone-Systems.
Weg mit plastischen FormenKurz und knapp zusammengefasst: Skeuomorphismus (Nachahmung echter Objekte und Strukturen) wich dem Flat Design. Plastische Buttons gab es nicht mehr, stattdessen setzte iOS 7 auf simple Schriftzüge. Übereinander liegende Ebenen unterschieden sich durch Transparenzen und Unschärfe, nicht mehr durch Schattenwurf. Helvetica Neue wurde die neue Systemschrift – allerdings nicht lange, denn die Entscheidung ist nur eine von vielen, in denen "schlank und elegant" nicht unbedingt mit besserer Lesbarkeit und Bedienung einherging.
Voice Memos, links iOS 6, rechts iOS 7 iOS 7 war sehr umstrittenJede größere Neuerung geht immer mit ausgiebigen Diskussionen einher. Im Falle von iOS 7 war es aber nicht einmal so sehr die Optik, welche für Ärger sorgte, sondern die in vielen Fällen als unübersichtlich empfundene Darstellung wichtiger Elemente. Weitgehend auf Abstände zur Strukturierung zu setzen, dabei den Einsatz von Icons oder Schaltflächen zu minimieren, mochte sehr schick ausgesehen haben, überall gut zu benutzen war es nicht. Einen detaillierten Überblick bietet übrigens
dieser Artikel von 2013.
Schon der Erstkontakt mit iOS 7 offenbarte das neue Design Radikales Flat Design war eine sehr kurze EpisodeRecht schnell kam es zu einer Kurskorrektur, denn schon mit iOS 9 hatte Apple die Systemschrift erneut getauscht – und auf dem Mac gar nicht erst versucht, ein ähnlich radikales Flat Design umzusetzen. Zwar verschwand mit macOS 10.10 Yosemite
einiges an Plastizität, jedoch wesentlich vorsichtiger als bei iOS 7. Die überdeutliche Abkehr erfolgte übrigens mit macOS 11 Big Sur, als Apple erneut die Gestaltung der Oberfläche weitgehend anpasste. Genauso wie bei iOS kam wieder "
mehr Leben in die UI", wie es ein Designer kommentierte. Das Ende der Ive-Ära bei Apple war nicht nur im Hardware-Sektor, sondern auch im Softwarebereich gekommen.