Vor 10 Jahren: OS X Yosemite vorgestellt – Ive-Redesign, aber nicht "wie befürchtet"
Jony Ive gilt als Ikone des Hardware-Designs, auf den so manche legendäre Optik zurückgeht. Ob es der erste iMac mit durchsichtigen Kunststoffpartien, die Entwicklung immer dünnerer Notebooks, das iPhone oder das iPad war, stets prägten seine Ideen eine ganze Branche. Nicht ganz so positiv besetzt ist sein Name hingegen, wenn es um Systemoberflächen geht. Als Apple den Industrie-Designer Ive auch zum Leiter des Interface-Teams beförderte, machte er mit iOS, was er am besten konnte:
Flache und schlanke Anmutung schaffen. Das mochte mit iOS 7 durchaus gelungen sein, allerdings mit einigem Kollateralschaden. Als gut lesbar und einfach zu bedienen, galt die Radikalform des Flat Designs nämlich wahrlich nicht.
Plastische Buttons gab es nicht mehr, stattdessen setzte iOS 7 auf simple Schriftzüge. Übereinander liegende Ebenen unterschieden sich durch Transparenzen und Unschärfe, nicht mehr durch Schattenwurf. Weitgehend auf Abstände zur Strukturierung zu setzen, dabei den Einsatz von Icons oder Schaltflächen zu minimieren, mochte sehr schick ausgesehen haben, überall gut zu benutzen war es nicht. Ein Jahr nach iOS 7 stand auch für OS X (damals noch nicht "macOS") ein Redesign an. Die Befürchtung lautete, dass auch der Mac fortan ebenfalls komplett auf die neue Design-Philosophie aus iOS 7 setzen würde.
Vorherige und neue Designsprache von Kontrollelementen Allerdings hatte man bei Apple rasch erkannt, einige Korrekturen der Flat-Strategie vornehmen zu müssen. Was unter iOS schon nur mäßig funktioniert, kam daher gar nicht erst auf den Mac. Zwar verschwand mit macOS 10.10 Yosemite
einiges an Plastizität, jedoch wesentlich vorsichtiger als bei iOS 7. Die überdeutliche Abkehr erfolgte übrigens mit macOS 11 Big Sur, als Apple erneut die Gestaltung der Oberfläche weitgehend anpasste und wieder verstärkt auf Schatten und Plastizität setzte.
Die Zeit des sogenannten Skeuomorphismus, also Nachahmung echter Strukturen, Materialien und Objekten, war dennoch weitestgehend beendet. Dies spiegelte sich nicht nur bei Kontrollelementen, sondern auch den Apple-Programmen wider. Fast überall blieb zwar die ursprüngliche Symbolik bestehen, dies jedoch in einer sehr viel flacheren Version.
Neue Funktionen in YosemiteNeben dem neuen Design, welches aufgrund der vorsichtigeren Herangehensweise für weitaus weniger Nutzerkritik gesorgt hatte, gab es zudem wichtige funktionelle
Neuerungen. Allem voran ist hier die Einführung von "iCloud Drive" zu nennen, das uns seitdem als virtuelle Festplatte in der iCloud begleitet. "Continuity" und "Handoff" war ebenso neu wie die Fotos-App, welche allerdings erst Anfang 2015 das bisherige iPhoto (und Aperture) ablöste. Apple aktualisierte auch fast alle mitgelieferten Apps und baute die Spotlight-Suche deutlich aus.