Vor 15 Jahren: Apple gibt MobileMe frei – und sorgt für ein Debakel
Sucht man nach den Momenten der letzten zwei Jahrzehnte, in denen Apple besonders schlechte Presse hinnehmen musste, so steht die Einführung des iCloud-Vorgängers MobileMe weit vorne. Auch wenn der Dienst nach einigen Monaten an Fehlerbehebungen und Verbesserungen wesentlich zuverlässiger funktionierte, beschädigte der Start die Marke nachhaltig. Im Juli des Jahres 2008 wollte Apple mit dem Nachfolger von .mac in eine neue, Cloud-basierte Ära eintreten. Sofortige Synchronisation von iOS-Geräten mit dem Mac (u.a. Mails, Kontakte, Kalender) galt als das nächste große Ding, um aus den verschiedenen einzelnen Geräten das eine große Device zu machen. Die Ideen dahinter waren sehr gut und leiteten wichtige Entwicklungen ein – doch die Umsetzung gestaltete sich zunächst wenig erfreulich. Kurz zusammengefasst: Kaum etwas funktionierte in den ersten Wochen.
Apple wusste, dass MobileMe enttäuschteVon Apple, normalerweise nicht für Selbstkritik bekannt, gab es ungewohnt kleinlaute Reaktionen mit dem Eingeständnis, MobileMe wohl zu früh veröffentlicht zu haben. Abos wurden als erste Reaktion kostenlos verlängert, zudem versprach das Unternehmen schnellstmögliche Verbesserungen. Steve Jobs bezeichnete den Start als "keine Sternstunde" – und selbst der sonst außerordentlich Apple-freundliche Walt Mossberg ließ kein gutes Haar am Pannendienst ("zu fehleranfällig, um zuverlässig zu funktionieren"). Letzteres war Aufhänger für einen der wohl intensivsten Wutausbrüche von Steve Jobs, der das MobileMe-Team eine ganze Stunde lang wüst beschimpft haben soll – denn "sogar unser Freund Mossberg schreibt nichts Gutes mehr über uns".
MobileMe wurde sehr viel besser – aber recht schnell abgelöstEs sollte Apple gelingen, aus MobileMe einen weitgehend zuverlässigen Dienst zu machen, vielen blieben aber nachhaltig die ersten Gehversuche in Erinnerung. Auch Apple war bewusst, die Bezeichnung MobileMe verbrannt zu haben, schon 2010 erfolgte die Präsentation von iCloud. Das Jobs-Zitat "Warum sollte ich denen vertrauen! Das sind doch diejenigen, die uns MobileMe beschert haben?" ist in dieser Hinsicht legendär. 2012 schaltete Apple die Plattform bereits ganz ab – und verabschiedet sich in diesen Tagen von einem der letzten Relikte: Der "
iCloud-Fotostream" basierte nämlich noch auf MobileMe-Technologie. Mail-Adressen mit @me.com kann man ebenfalls seit geraumer Zeit nicht mehr anlegen, jedoch unverändert weiterbenutzen.