Vor 15 Jahren: Intel beendet das GHz-Rennen und macht den Weg für Apple frei
Ohne intensives Fachstudium ist es kaum möglich, die Leistungsfähigkeit eines technischen Gerätes zu beurteilen, zumal es auch vom jeweiligen Einsatzgebiet abhängt, was mit "Performance" überhaupt gemeint ist. Von Herstellern werden gerne Spezifikationen verwendet, um damit einfach und verständlich Leistungsdaten zu dokumentieren. Auch unbedarfte Nutzer können damit einfach erkennen, welcher Motor stärker ist, welcher Lautsprecher mit mehr Watt arbeitet – oder welcher Prozessor schneller taktet. Ob dies jeweils auch bedeutet, das leistungsfähigere Produkt zu erhalten, sei einmal dahingestellt. Wer sich heutzutage nach einem neuen Computer umsieht, kann zwar auch die Taktrate einsehen und mit anderen Geräten vergleichen, allerdings hat der Stellenwert dieser Spezifikation abgenommen. Vielen Anwendern ist inzwischen bewusst, dass GHz nicht das entscheidende Kriterium ist.
Intel: GHz über allesDies sah bis vor eineinhalb Jahrzehnten noch ganz anders aus. Intel hatte das GHz-Rennen ausgerufen und damit den ganzen Markt hinter sich hergezogen. Allerdings bezieht sich "ganzer Markt" vornehmlich auf die Konkurrenz von AMD, denn Apple hatte nur verschwindend geringe Marktanteile. Dennoch konnte sich auch Apple der Intel-Argumentation nicht entziehen, mehr Taktrate sei zwangsläufig besser und schneller. So bedurfte es aufwändiger und etwas radebrechender Argumentation, um damals auf einer Keynote zu begründet, warum der G4-Prozessor in aktuellen Macs dennoch schneller als das Intel-Pendant war. Als dann mit IBM und dem G5 höhere Taktraten möglich waren, schwenkte Apple die Argumentationslinie schnell um und warb plötzlich ebenfalls mit GHz (was sich später übrigens auch als Sackgasse herausstellte, denn Mobilprozessoren waren damit nicht möglich).
Bei 3,8 GHz war erst einmal Schluss
AMD: GHz zeigt nicht das ganze BildAMD hingegen wollte zwar nicht am GHz-Rennen teilnehmen, musste es aber in gewisser Weise Intel nachtun. Während Intel auf die 4 GHz zustürmte, was damals als ein beeindruckend hoher und nicht für machbar gehaltener Wert war, gab AMD bei den eigenen Chips einen Referenzwert an. Hieß der Prozessor beispielsweise 2400+, so bedeutete dies, dass ein Intel-Chip für die gebotene Leistung 2,4 GHz Taktrate aufweisen müsse. Obwohl die Intel-Prozessoren der "Pentium 4"-Linie als energiehungrig und wenig effizient galten, sprach das GHz-Protzen dennoch sehr viele Anwender an.
Oktober 2004: Intels radikaler Wandel führt zu AppleVor genau 15 Jahren erfolgte dann eine drastische Umkehr, wenn nicht gar Rückbesinnung. Ohne diese wäre es vermutlich nicht gelungen, Apple als Kunden zu gewinnen. Intel gab bekannt, sich aus dem GHz-Rennen zu verabschieden und die Entwicklung des Pentium 4 mit 4 GHz abzubrechen. Damit war auch die Netburst-Architektur am Ende, denn diese hatte Intel so konzipiert, um im Taktraten-Wettrennen vorne zu stehen.
Stattdessen wolle man sich auf effizientere Chips besinnen und dazu wieder auf jene Konzepte setzen, die Intel für den Pentium 3 ersonnen hatte. Dass Apple schon im Jahr 2005 bei der Bekanntgabe des Intel-Umstiegs damit werben konnte, mit Intel seien nun viel effizientere Chips bei einem besseren "Performance pro Watt"-Verhältnis möglich, zeigt deutlich, wie maßgeblich sich Intel innerhalb kürzester Zeit neu aufgestellt hatte. Apple wäre sicherlich nicht zu einem der wichtigsten Intel-Kunden geworden, hätte der Chipgigant an der alten Philosophie festgehalten.