Vor 20 Jahren: Als Apple mit iTunes die Windows-Hölle zufrieren lässt
Apple bietet mit iTunes eine umfangreiche Medien-Suite an, die allerdings nur für Windows und nicht für aktuelle Macs zur Verfügung steht. Dieser Satz hätte vor 20 Jahren kaum paradoxer erscheinen können, handelte es sich bei iTunes doch um ein Software-Juwel, auf das Windows-Nutzer neidisch blicken mussten. Nicht nur blitzschnelle Suche nach Titeln oder Interpreten bot iTunes (etwas, das es später verlernte und auch die Musik-App nicht mehr mitbrachte), gleichzeitig war es denkbar einfach, seinen iPod stets mit der eigenen Bibliothek aktuell zu halten. Um Musik mit wenigen Klicks zu erwerben, gab es den integrierten iTunes Music Store. Vor 20 Jahren kündigte Apple auf einem Event dann jedoch an, die Hölle sei zugefroren – und die beste Windows-App aller Zeiten auf dem Weg.
"Hell froze over"Das Apple-Event fand im Oktober 2003 im Moscone Center zu San Francisco statt – damals die größte Veranstaltungshalle der Umgebung, die Apple finden konnte. Anders als sonstige spektakuläre Neuerungen bezeichnete Jobs die Windows-Version von iTunes übrigens nicht als "One more thing...", sondern als "One more feature...". Der Schritt war insofern bemerkenswert, als es sich bei der Apple-Welt damals um eine ziemlich eingeschworene Gemeinschaft handelte – und Apple auch sehr mit der strikten Abgrenzung zur Windows-Welt kokettierte.
Der Plan ging aufApples Entwickler hatten sich ins Zeug gelegt, um iTunes für Windows denselben Anstrich wie der Mac-Version zu verleihen. Auf den ersten Blick konnte man tatsächlich kaum einen Unterschied erkennen, sieht man einmal von der unterschiedlich funktionierenden Menüleiste ab. Der Masterplan hinter iTunes für Windows war nicht, Nutzer von Windows 2000 oder XP mit Software zu verwöhnen, stattdessen hatte Apple die Verkaufszahlen des iPods im Sinn. Wenn es unter Windows ebenso einfach würde, digitale Musik zu erwerben und den iPod zu nutzen, so würden der Absatz des Players sicherlich in die Höhe schießen, lautete die Absicht. Genau das sollte auch passieren und den iPod schon 2005 zur finanziell wichtigsten Säule des Unternehmens machen.
Das war der iTunes Music Store unter iTunes für Windows
Situation heuteSeit macOS 10.15 Catalina ist iTunes nicht mehr Bestandteil des Systems, stattdessen kümmern sich einzelne Apps darum, die verschiedenen Medienarten an den Nutzer zu bringen. iTunes hatte schon vor Jahren den Ruf verloren, schlank und schnell zu sein – stattdessen hatte Apple die Software immer weiter überfrachtet und zu einem schwerfälligen Tanker gemacht. Aus einem umjubelten Programm war eine immer unbeliebtere Riesen-App geworden. 18 Jahre nach iTunes 1 beendete Apple damit das Kapitel – lediglich unter Windows steht die Suite weiterhin mit all ihren vielen Funktionen zur Verfügung.