Vor 20 Jahren: Der iTunes Music Store ist da – Apples Revolution beginnt
Das Aufkommen von Napster und anderen Tauschbörsen hatte ab dem Jahr 2000 die Musikwelt stark verändert und wurde zu einer Bedrohung für die Branche. Allerdings ging es nicht allen Nutzern dieser Angebote ausschließlich darum, sich den Kaufpreis einer CD über illegale Downloads zu sparen. Teilweise stand auch schlicht die einfache Nutzung oder Suche nach Titeln im Vordergrund, die man ansonsten kaum aufstöbern könnte. Genau an diesem Punkt setzte Apple vor 20 Jahren an und stellte im April 2003 einen Dienst vor, der die Musikwelt grundlegend verändern sollte. Der iTunes Music Store war geboren und manifestierte Apples Wandel weg von einem reinen Mac-Hersteller.
Ein Special Event, bei dem es um einen Masterplan gingSteve Jobs führte auf dem Special Event im April 2003 aus, das Internet sei geradezu dafür geschaffen, Nutzer mit Musik zu versorgen. Das inzwischen geschlossene Napster-Portal führte genau dies vor Augen, allerdings war es der Musikindustrie nicht gelungen, ein attraktives Gegenangebot zu schaffen. Kommerzielle Download-Portale gab es zwar, jedoch mit mannigfaltigen Schwächen. Sei es verworrene Bedienung, restriktiven Kopierschutz (z.B. kein CD-Brennen) oder undurchsichtige Preismodelle, nirgends konnte man ähnlich komfortabel einkaufen wie in Tauschbörsen klauen gehen. Daher rief Jobs die Devise aus, dass Piraterie der direkte Konkurrent sei – und man ein legales und viel besseres Angebot schaffen wollte.
9,99 Dollar für Alben, 99 Cent für einzelne Titel, so lautete das einheitliche Modell über den ganzen Katalog hinweg. Bei Konkurrenten wie Microsoft herrschte Unglauben, welche Konditionen Apple den großen Labels abgerungen hatte – gerade der Kauf einzelner Stücke ohne das gesamte Album war etwas, das eigentlich als kaum verhandelbarer Punkt galt. Gleichzeitig bot Apple beispiellos einfache Bedienung des Dienstes sowie ebenso leichtes Befüllen des damals noch sehr jungen iPods mit Titeln aus dem Store.
iTunes Music Store, iTunes für Windows, iPodDas zunächst noch etwas eingeschränkte Angebot wuchs stetig und noch im selben Jahr präsentierte Apple iTunes für Windows – allem voran, um den iTunes Music Store auf eine weitere Plattform zu bringen und iPod-Verkäufe anzuheizen. Die Strategie ging auf, Apple wurde sehr schnell zu einem der wichtigsten Vertreter der Musikbranche und konnte die Regeln diktieren.
Der iTunes Music Store - unter der 2003 erschienen Windows-Version
Die Verkaufszahlen des iPods gingen sprunghaft in die Höhe, die Umsätze überholten sogar die Mac-Sparte. Das wichtigste Apple-Produkt wurde der iPod – und Apple landete den bis dato größten Kassenschlager der Musikgeschichte. Ohne den iTunes Music Store wäre dies sicherlich nicht möglich gewesen.
...doch der Musikbranche sollte ein ganz anderes Konzept helfenIn einem Punkt gab es allerdings einen offenkundigen Wandel. Steve Jobs hatte ausgeführt, Nutzer wollen ihre Musik besitzen und nicht mieten. Blickt man jedoch auf das gesamte Abschneiden der Branche, so konnten Downloadportale wie der iTunes Music Store zwar viele Kunden anziehen, dennoch verlor die Branche weiterhin an Umsätzen. Somit hatte das Konzept allenfalls dafür gesorgt, dass es nicht noch schlimmer wurde. Erstmals wieder
kräftig bergauf ging es erst ab dem Zeitpunkt, als sich Streaming-Portale als bevorzugte Form durchsetzen und viele Nutzer über die Abogebühren mehr Geld ausgaben, als sie es für CDs oder Online-Kaufmusik je getan hatten.
Die Absatzzahlen von Portalen wie dem iTunes Music Store gingen mit dem Streaming-Boom maßgeblich zurück. Apple war klar, nicht mehr viel Zeit verlieren zu dürfen, was in den Kauf des Kopfhörer-Herstellers Beats samt Streaming-Dienst Beats Music mündete. Das ist allerdings eine ganz andere Geschichte – welche erst 12 Jahre nach dem iTunes Music Store begann.