Vor 20 Jahren: HP macht Apple-Produkte – Apples letzter Versuch mit Lizenz-Hardware
Heute wäre es undenkbar, dass Apple komplette Hardware zur Verfügung stellt, die andere Hersteller dann mit ihrem Logo versehen dürfen. 2004 sah Apples Selbstbewusstsein allerdings noch ganz anders aus. Obwohl man ein knappes Jahrzehnt vorher schon einmal mit der Lizenzierung eines populären Produkts auf die Nase fiel, gemeint sind die "Clones" der 90er mit Mac OS, wollte es das Unternehmen erneut versuchen. Kurz zum historischen Kontext: Der große iPod-Boom hatte 2004 gerade erst begonnen und es war zu diesem Zeitpunkt auch noch nicht klar, wie stark Apple den Markt umkrempeln sollte und beinahe jeden anderen MP3-Player vom Markt fegte.
Apple und HP vereinbarten daher eine groß angelegte Kooperation, bei der HP fortan iPods mit HP-Logo verkaufen durfte und dafür auf die Entwicklung eines eigenen Players verzichtete. Außerdem stattete HP standardmäßig alle PCs mit iTunes aus. Diese für Apple mehr als unübliche Art der Zusammenarbeit zeigt, wie sehr sich der damalige Markt von den heutigen Verhältnissen unterschied. Die HP-iPods waren baugleich – mit Ausnahme der Farbgestaltung.
Apple war viel verwundbarerHeute reagiert Apple wahrscheinlich eher mit einem müden Lächeln auf die Ankündigung, ein anderer großer Hersteller wolle eigene Smartphones, Tablets oder auch Smartwatches auf den Markt bringen. Zum Beginn der Kooperation waren sich Marktbeobachter jedoch noch ziemlich einig, dass der iPod zwar ein gutes Produkt sei, ein langjähriger Erfolg aber unwahrscheinlich erscheine. Sobald mehrere große Hersteller den Markt betreten, so die geläufige Meinung, werden Apples Marktanteile rasch einbrechen, immerhin sei Apple ein Unternehmen ohne besondere Marktmacht. Offensichtlich stimmte Apple dieser Argumentation zu – anders ist es kaum zu erklären, dass HPs Einstieg in den Markt verhindert werden sollte. Auch die Verbreitung des damals noch sehr jungen iTunes Music Stores zählte sicherlich zu den strategischen Hintergedanken.
iPod-Clones ein FehlschlagApples zweiter Versuch nach den
Mac-Clones der 90er Jahre, ein System bzw. ganze Produkte an andere Hersteller zu lizenzieren, mündete in einen Fehlschlag. Die HP-iPods, oder in Foren oft auch hPods genannten Geräte, lagen wie Blei in den Regalen und HP sorgte gerade einmal für fünf Prozent des gesamten iPod-Absatzes. Als Alleinstellungsmerkmal der HP-iPods galten die farbenfrohen Gehäuse-Aufdrucke, mit denen beinahe jedes Farbgewand für den iPod möglich war.
Offensichtlich reichte dies nicht, Kunden griffen zu den Original-iPods und kauften diese bei Apple. Der maßgebliche Unterschied zur erfolglosen Clone-Zeit bestand also darin, dass Kunden diesmal am Angebot selbst nicht interessiert waren – wohingegen damals massenhaft Käufer von Apple zugunsten preiswerterer Clone-Hardware abwanderten und es deswegen zum finanziellen Fehlschlag wurde.
Das Ende kam schnellAuch Apple verlor sehr rasch die Lust an der Kooperation und wollte HP weder Sicherheit bei Preissenkungen einräumen, noch garantieren, dass neue iPods direkt auch von HP angeboten werden durften. Nur ein Jahr nach Verkaufsstart der hPods war die Zusammenarbeit damit auch schon wieder Geschichte. Stattdessen suchte HP das Glück in einer neuen Kooperation mit RealNetworks und dem eigenen Musikplayer unter der Compaq-Marke. Apple weigerte sich fortan sogar, die HP-iPods zu reparieren - immerhin handelte es sich vertragsgemäß um HP-eigene Geräte und nicht um Apple-Produkte. Gleichzeitig endete damit wohl auch Apples wirklich letzter Versuch, in irgendeiner Art Clones auf den Markt zu bringen - egal von welcher Produktkategorie.