Vor 25 Jahren: Als die Marke "Apple" beinahe verschwunden wäre
Die Frage "was wäre passiert, wenn...?" ist zwar meist sehr spannend, allerdings in den wenigsten Fällen auch konkret zu beantworten. Hätte sich Apple im Jahr 1996 aber tatsächlich dazu entschieden, die Eigenständigkeit aufzugeben, so würden wir vermutlich jetzt in einer sehr anderen Technikwelt leben. Man erinnere sich: Im Jahr 1996 stand Apple kurz vor der Insolvenz bzw. dem kompletten Untergang. Die heutzutage wertvollste Marke der Welt galt nur noch so wenig, dass vielen Marktbeobachtern zufolge lediglich zwei Szenarios plausibel erschienen. Einerseits war dies die Eingliederung als Tochterunternehmen in einen großen Hersteller, andererseits aber die Aufgabe des Geschäftsbetriebs, sollte es keine Kooperation mit anderen geben. Kaum jemand hatte vor Augen, dass Apple binnen zweier Jahrzehnte zur Unternehmensweltmacht aufsteigen sollte.
Januar 1996: Das Board möchte Apple verkaufenVor 25 Jahren, im Januar 1996, traf sich Apples Board mit einer Kanzlei aus New York, um wichtige Tagesordnungspunkte zu besprechen. So ging es darum, Apple in Gänze an Sun Microsystems zu verkaufen. Alles sah auch recht vielversprechend aus und Suns Präsentation überzeugte die Apple-Vertreter. Wie sich der im Februar 1996 neu eingesetzte CEO Gil Amelio
aber erinnert, sorgte ein Vorhaben von Sun für Stirnrunzeln und letztlich zum Scheitern des Deals. Sun's CEO und Gründer Scott McNealy machte nämlich klar, dass man die Marke Apple komplett einstellen werde. Sofern Produkte aus dem Apple-Portfolio im Bestand blieben, hätten diese stattdessen ein Sun-Logo erhalten. Es war allerdings nicht klar, inwiefern Sun überhaupt Interesse hatte, Apples Produkte in der bisherigen Tradition fortzuführen.
Gil Amelio sollte Apple sanieren
Amelio wird CEO – und beendet die Gespräche mit SunDer zweite Tagesordnungspunkt lautete übrigens, Amelio zum CEO zu bestellen – dieser hatte die Aufgabe, Apple schnellstmöglich zu sanieren und/oder einen Käufer zu finden. Amelio entschied sich dagegen, Sun zum neuen Apple-Besitzer zu machen. Neben dem Aus der Marke selbst waren auch Suns Angebote zu niedrig. Split-bereinigt wollte Sun nur knapp 21 Cent pro Aktie entrichten, Amelio hatte aber mit mindestens 27 gerechnet (in damaligen Werten: 23 Dollar vs. 30 Dollar – der Kurs lag bei 28 Dollar). Mit zehn Worten beendete Amelio daher die Gespräche: "Scott, that's impossible. I can't get behind that at all."
Amelio scheitert – und rettet Apple dennochEs glückte Amelio nicht, in seinen 500 Tagen an der Spitze Apple wieder auf Kurs zu bringen. Gleichzeitig war er es aber auch, der Apples "goldene Zukunft" überhaupt erst einleitete. In Amelios Amtszeit fiel die Entscheidung, das Endlos-Projekt Copland (vollständig neues Betriebssystem) einzustellen und stattdessen Energie in Mac OS 8 zu investieren. Gleichzeitig lautete die Strategie, den Nachfolger des klassischen Mac OS außerhalb des Unternehmens zu suchen. Zunächst galt Be mit dem System BeOS als wahrscheinlichster Kandidat, das Rennen machte aber bekanntlich NeXT mit NextStep - und der damit verbundenen Rückkehr von Steve Jobs.