11/1985: Der schwärzeste Tag in Apples Geschichte?
Es gibt eine Unzahl an
"Was wäre wenn... hätte nicht..:"-Momenten in der Geschichte eines jeden Menschen, Landes und Unternehmen. In Apples Historie war es ganz sicher der ehemalige CEO John Sculley, der für einen solchen Moment sorgte. Vor 30 Jahren, im November 1985, traf John Sculley eine folgenschwere Entscheidung, die oft in Werken über Apples Vergangenheit als "der schwärzeste Tag in Apples Geschichte" bezeichnet wird.
Microsoft Windows kam vor rund 32 Jahren auf den Markt - und die erste Version war so katastrophal schlecht und rückständig, dass kaum jemand davon ausgehen konnte, zu welcher Marktmacht es das System sowie das Unternehmen dahinter einmal bringen sollten. Indirekt half Sculley aber kräftig mit, dass Windows überhaupt erst erfolgreich werden konnte.
Gates war fasziniert vom Mac-BetriebssystemBill Gates war fasziniert von den Möglichkeiten, die Apple mit der grafischen Benutzeroberfläche ermöglichte - genau an diese Ideen wollte er auch das Microsoft-eigene System ausrichten und große Teile der grafischen Metaphorik übernehmen. Noch im Jahr bevor der erste Macintosh auf den Markt kam, hatte Bill Gates einen Blick auf einen Prototypen des Macintosh 128k werfen dürfen - und erkannte in diesem Moment, wie Microsofts weiterer Weg aussehen müsse. Windows 1 und Windows 2 waren erbärmliche Versuche, schon mit Windows 3.11 wurde Microsoft aber zum Marktführer.
Die folgenschwere Zusage John SculleysDass Microsoft diese Marktführerschaft trotz offensichtlich geklauter Ideen auch beibehalten und weiter ausbauen konnte, hing direkt mit einer Vereinbarung zusammen, die Apple-CEO John Sculley mit Microsoft-CEO Bill Gates geschlossen hatte. Es war Sculley unglaublich wichtig, dass Microsoft weiterhin Word und Excel für den Macintosh entwickelte. Aus diesem Grund ließ er sich zur folgenschweren Zusage hinreißen, Microsoft dürfe deswegen auch Mac-Technologie in Windows einsetzen.
Überlappende Fenster - eine Apple-Idee in Windows
Bill Gates siegt auf voller LinieFür Bill Gates stellte diese Vereinbarungen zwei Triumphe in Einem dar. Ihm war völlig klar, dass Microsoft gar nicht auf den Mac-Markt verzichten konnte, Word und Excel hätte es also in jedem Fall weiterhin für den Mac gegeben. Außerdem war es Microsoft ab sofort möglich, sich umfangreich aus dem Fundus an Apple-Entwicklungen zu bedienen und das eigene Betriebssystem damit immer weiter auszubauen. Gates hatte sehr hoch gepokert - und auf voller Linie gewonnen.
Mit Windows 95 entschied Microsoft den Desktop War endgültig für sich
Warum die Vereinbarung 10 Jahre später Apple fast vernichteteWie vernichtend die Vereinbarung aber tatsächlich auf Apple zurückfiel, zeigte sich ein Jahrzehnt später. Bis in die 90er Jahre wollte Apple den Software-Giganten Microsoft vor Gericht schlagen. Der Vorwurf lautete, dass Teile von Windows ein reines Plagiat darstellten und Microsoft nur einen solchen Erfolg landen konnte, weil schonungslos bei Apple abgekupfert wurde. Microsoft hatte hingegen eine sehr erfolgreiche Verteidigungsstrategie: Den permanenten Hinweis auf die Vereinbarung mit John Sculley vom November 1985, die in vielen Bereichen genau dies erlaubte. Außerdem verwies das Gericht darauf, dass auch Apple nicht die grafische Benutzeroberfläche erfunden, sondern sich ebenfalls bei bestehenden Konzepten bedient hatte.
Apple fiel daraufhin in eine schwere Unternehmenskrise - so sehr hatte man darauf gebaut, den Prozess zu gewinnen, dass Entwicklungen vernachlässigt wurden und man auch technologisch ins Hintertreffen geriet. Ein neues und dringend benötigtes Betriebssystem stand in weiter Ferne, die Verkaufszahlen brachen immer weiter ein, dem Erfolg von Windows war nichts entgegenzustellen - und Mitte der 90er war Apple sogar nur noch wenige Monate von der Zahlungsunfähigkeit entfernt.