Apple-Geschichte: System 7 für den Mac erscheint, Schritte in die Mac-Moderne
Als System 7 vor 30 Jahren erschien, hatte der Nutzer weitaus mehr zu tun, als nur einen Update-Button zu betätigen. 15 Disketten waren erforderlich, um das neue Betriebssystem für den Mac zu installieren. Damit endete gleichzeitig auch die Möglichkeit, Macs ohne integrierte Festplatte zu betreiben, denn auf einer einzelnen Diskette fand das Kernsystem keinen Platz mehr. Dafür erhielt man aber sieben Jahre nach dem ersten Macintosh die bis dato größte Aktualisierung der "Macintosh System Software". Mit System 7 lautete die Bezeichnung übrigens noch nicht "Mac OS" – erst mit Systemversion 7.6 hatte Apple den gut bekannten Namen eingeführt.
System 7 krempelte viel umNeuerungen gab es im System haufenweise, beispielsweise ließen sich auch ohne den speziellen "MultiFinder"-Modus aus System 6 mehrere Programme gleichzeitig ausführen. Nutzer konnten via AppleTalk Dateien untereinander austauschen und Ordner über das Netzwerk freigeben. Als 32-Bit-System fiel die bisherige Grenze von maximal 8 MB Arbeitsspeicher, QuickDraw wurde zum integralen Bestandteil des Systems und sorgte für Grafikbeschleunigung – und erstmals erstrahlte die gesamte Oberfläche in Farbe. Noch immer waren Macs mit Farb-Unterstützung zwar nicht die Regel, hatte man jedoch einen solchen in Verwendung, wurde es endlich durchgängig bunt. Ein neues Hilfesystem, die "Ballon Help", sollte direkt im jeweiligen Kontext Hilfestellung bieten.
Hardware-Voraussetzungen waren stattlichAuch wenn viele das System 7 feierten und das Gefühl hatten, einen ganz neuen Mac zu benutzen, gab es negative Aspekte. Die Hardware-Voraussetzungen waren um fast ein Megabyte gestiegen, mindestens 2 MB RAM musste man nun verwenden. Der neue "Virtuelle Speicher" ermöglichte es zwar, die Festplatte als Hilfs-Arbeitsspeicher einzubeziehen, dies war aber quälend langsam. Angesichts der damaligen Distributionsform, mehr als ein Dutzend Disketten in einem Plastiklaschen-Träger, gestaltete sich Bugfixing zudem schwierig. Es dauerte Monate, bis Apple der drängendsten Probleme annehmen konnte.
Sechs Jahre lang war die 7 aktuellSystem 7 hält in Apples Systemgeschichte einen Rekord, denn erst sechs Jahre später wurde es durch eine neue Hauptversion abgelöst. Zwar gab es in der Zwischenzeit mehrere große Updates bis hin zu Version 7.6, Mac OS 8 folgte allerdings erst 1997. Die Umbenennung erfolgte auch nur aus lizenzrechtlichen Gründen, damit Clone-Hersteller keine Computer mit dem aktuellen Mac-System anbieten durften (siehe
) – der Nachfolger von System 7 war somit nicht der ganz große Schritt, welchen die Versionsnummer suggerierte.
Die Bedienung eines Computers erlernen
Sogar eine PC-Version gab es – die nie auf den Markt kamAus dem Kuriositäten-Kabinett: Nicht Mac OS X 10.2 war die erste Version, welche sich an Intel-Macs richtete, sondern System 7.1. Unter dem Codenamen "Star Trek" hatten Apple und Novell eine IBM-kompatible Variante entwickelt, welche auf herkömmlichen PCs laufen sollte. Dem rigorosen Sparprogramm des Jahres 1993 fiel hingegen auch das ambitionierte Projekt zum Opfer. Ende 1992 gab es bereits einen funktionierenden Prototyp, zur Marktreife brachte Apple das Projekt aber nicht.
Es wurde nicht nur damals eifrig diskutiert, ob es sich dabei um eine Fehlentscheidung handelte. So vertreten nicht wenige die Meinung, ein System 7 für PCs hätte das Zeug gehabt, großen Markterfolg zu erringen – und den späteren Siegeszug von Windows 95 zu verhindern. Dies ist allerdings Wunschdenken, denn die Reaktion der damals aktiven PC-Hersteller fiel eindeutig aus. Für noch ein System wollte man nicht bezahlen, denn ohnehin musste man schon einen Obolus an Microsoft abdrücken, auch wenn der PC gar nicht mit Windows ausgeliefert wurde.