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Vor 35 Jahren: Apples Software-Revolution namens "HyperCard" – mit Video von 1987

Wer schon sehr lange auf der Mac-Plattform unterwegs ist, bekommt mit Sicherheit leuchtende Augen bei der Erwähnung von "HyperCard", einer revolutionären Umgebung, die Apple im Sommer des Jahres 1987 auf den Markt gebracht hatte. Apple war der Zeit deutlich voraus und brachte bis dato weitgehend unbekannte Konzepte. HyperCard war eine Programmierumgebung und Datenbanklösung, die in vielerlei Hinsicht schon wie das World Wide Web arbeitete. Dinge wie Hypertext, Hyperlinks oder Hypermedia sind heutzutage komplett alltäglich, damals jedoch erstaunlich und beeindruckend.


Datenbanken und Programme für alle
Für die Arbeit mit HyperCard musste man nicht einmal besonders begabt sein, auch Normalsterbliche konnten recht einfach Datenbanken und kleine Programme erstellen. Wer HyperCard nur zum Ausführen von Programmen verwendete (also den "Viewer"), brauchte keinerlei technisches Wissen. Im Einzelkauf kostete HyperCard 49,95 Dollar, bei einem neuen Mac der damaligen Zeit war HyperCard bereits installiert. Um den HyperCard Editor zu verwenden, wurden 399 Dollar fällig. Eine Vielzahl an Anwendungen entstanden in den späten 80er und frühen 90er Jahren auf Basis von HyperCard. Geradezu prädestiniert war das System für Bereiche wie Vokabeltrainer, Personalverwaltung, Karteilösungen oder auch textbasierte Adventure-Spiele. Der Vorläufer von HyperCard namens QuickFile wurde übrigens 1985 von Bill Atkinson ins Leben gerufen – diese Umgebung um Dinge wie Verknüpfungen erweitert, ließ dann 1987 HyperCard entstehen.


Der Niedergang...
Die Weiterentwicklung von HyperCard verlief jedoch mehr als schleppend. Nur zwei Jahre nach Markteinführung war HyperCard bereits mit dem Aus konfrontiert, denn ein wichtiger Partner fiel weg. Der Grund war eine Entscheidung der Forschungsbibliothek des US-Kongresses, die Umstellung von HyperCard auf HTML und HTTP vorzunehmen. Apple lagerte HyperCard in das Tochterunternehmen Claris aus, das Version 2 entwickelte. Der kommerzielle Erfolg von HyperCard 2.0 blieb jedoch aus. Dafür verantwortlich war möglicherweise auch, wie wenig Claris in Marketing investierte und sich stattdessen nur auf kleinere Updates konzentrierte.


...und das vollständige Ende
Alle weiteren Versuche, HyperCard neues Leben einzuhauchen und als offizielle Apple-Lösung zu vertreiben, scheiterten. Version 3.0 erschien im Jahr 1996 als Alpha, wurde jedoch nicht zur Marktreife gebracht. 2000 traf Steve Jobs die Entscheidung, das Projekt einzustellen, seit 2004 ist HyperCard nicht mehr erhältlich. Das letzte Update von HyperCard war im Jahr 1998 erfolgt, dennoch vertrieb Apple die Lösung noch sechs Jahre lang.

Kommentare

fantomaz
fantomaz31.05.22 17:16
Cosmic Osmo..... ❤️
Work hard, render fast, retire young...
+2
Axel731.05.22 17:32
Würde ich vermutlich heute noch ab und zu nutzen, diese eierlegende Wollmilchsau. Müsste wie Pages, Numbers, Keynote im Lieferumfang enthalten sein. Und wenn möglich auch auf dem iPad verfügbar sein.
+3
macparc
macparc31.05.22 17:38
fantomaz
Cosmic Osmo..... ❤️
+2
DocTom31.05.22 17:47
Ich hab meinen ersten Mac (LC 4/40) 1991 gekauft. Mit dem installierten Hypercard und dem ganzen Konzept bin ich nie richtig warm geworden, vielleicht hatte Hypercard zu diesem Zeitpunkt auch schon seinen Zenith überschritten. Ganz anders sah die Sache mit FileMaker Pro aus: Habe ich von Version 2 an verwendet und viele Sachen damit gemacht, besonders ab der Version 3.0, in der zum ersten Mal so etwas wie Relationen zwischen Tabellen möglich war. Literaturverwaltung, Rechnungsschreibung, (primitive) Buchhaltung... Lang ist´s her.
+7
system7
system731.05.22 17:53
Weiß noch, wie ich als Kind versucht habe, das Hyper Card zu verwenden. Habe aber damals nicht einmal richtig verstanden, was man damit machen soll. Möglicherweise hatte ich nur den Player.
+1
Gedankenschweif31.05.22 17:54
Ich kenne sogar noch Leute, die Hypercard heute noch aktiv nutzen.
In einem Classic MacOS als virtuelle Maschine.
+3
DocTom31.05.22 21:02
Gedankenschweif
Ich kenne sogar noch Leute, die Hypercard heute noch aktiv nutzen.
In einem Classic MacOS als virtuelle Maschine.

Es würde mich wirklich brennend interessieren, wofür. Kannst du da nähere Infos geben?
+1
RichMcTcNs31.05.22 21:35
Die Sprache und das gesamte Konzept lebt fort in Livecode, mächtig weiterentwickelt, für verschiedene Betriebssysteme verwendbar.
Mehr dazu unter livecode.com.
+1
jeti
jeti31.05.22 22:06
Oh ja, wie habe ich 1990 Hypercard
auf meinem Mac LC gehaßt und später geliebt.
#DieGuteAlteZeit 😜
+2
Rharbarber
Rharbarber01.06.22 00:34
Hatte ich gekauft, war unglaublich gut damals. Der Zusammenhang mit dem Internet ist zutreffend, denn man hat HyperCard-basierende Progamme bedient, wie später dann Webseiten. Auch die Entwicklung von einfachen Anwendungen war einfach innovativ und wie im Artikel erwähnt revolutionär.
+1
collin
collin01.06.22 03:19
Ich habe 1990 meine interaktive Bewerbung für Apple Computer auf HyperCard entwickelt. Danach habe ich 10 Jahre für Apple im Marketing und auf div. Messen wie der MacWorld und CeBIT gearbeitet. Das waren noch Zeiten…
May the Force be with you. Always.
+4
jens-ulrich
jens-ulrich01.06.22 09:27
HyperCard lebt in LiveCode weiter:
Alte Stacks können von LiveCode geöffnet werden.
Die Sprache wurde erweitert u.a. für Web und andere Computersysteme.
Zwischendurch (bis Version 9) war LiveCode für Privatanweder sogar kostenlos, jetzt leider nicht mehr.
+2

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