Vor 35 Jahren: Windows nur eine plumpe Mac-Kopie? Apple klagt und setzt alles auf eine Karte
Im März des Jahres 1988 war noch nicht vollständig abzusehen, zu welcher Marktmacht es Microsoft einige Jahre später bringen sollte. Diese gestaltete sich seit den 90er Jahren so allgegenwärtig, dass so ziemlich die gesamte Computerwelt aus Redmond beherrscht wurde. Erst mit dem Siegeszug des iPods und vor allem des iPhones verschoben sich die Grenzen - Microsoft hatte nämlich sowohl Musikplayer als auch Smartphones verschlafen. Zwar ist Windows noch immer das mit Abstand am häufigsten eingesetzte System, allerdings gestaltet sich der Markt inzwischen sehr viel bunter. Im Smartphone-Markt geben iOS und Android den Ton an, im Browser-Bereich gehört Microsoft inzwischen sogar eher zu den Nischen-Anbietern. Ende der 80er Jahre präsentierte sich der Markt ganz anders. Zu dieser Zeit war noch alles andere als entschieden, wer an der Spitze des Computer-Zeitalters stehen sollte.
Der erste Versuch war lächerlich – doch ebnete den WegMicrosoft Windows war ein kläglicher Versuch, die Konzepte des Mac-Betriebssystems zu kopieren und allzu deutlich ließ sich erkennen, bei wem Microsoft auf Ideensuche ging. Als Windows 2 auf den Markt kam, reichte es Apple und Cupertino ging vor Gericht. Der Vorwurf: 189 verschiedene Interface-Elemente seien bewusst gestohlen worden, um daraus die Oberfläche von Windows 2 zu bauen. Schon die erste Windows-Version (November 1985) bediente sich reichlich an Apples Konzepten. Bill Gates hatte schon vor Verkaufsstart des ersten Macintoshs einen Blick auf dessen System werfen dürfen - und erkannte darin sofort einen Weg, den auch Microsoft gehen müsse.
Apple setzte alle Hoffnung in die GerichteDer Rechtsstreit zwischen Apple und Microsoft zog sich jahrelang hin - auch dann noch, als Microsoft mit Windows 3.11 endgültig zum Marktführer wurde. Bekanntlich verlor Apple den Prozess, was das Unternehmen in eine schwere Krise warf. Die Hoffnung bei Apple lautete bis zum Schluss, den OS-Krieg gerichtlich triumphal zu gewinnen – und damit auf einen Schlag in ganz neue Dimensionen katapultiert zu werden. Man vernachlässigte gleichzeitig, für den ungünstigen Fall Vorbereitungen zu treffen. Allerdings rächte sich eine Vereinbarung, die zwischen Apple und Microsoft ein Jahrzehnt früher geschlossen wurde.
Überlappende Fenster in 3.11 - eine Apple-Idee in Windows
Apple hätte wohl gewonnen, wäre da nicht Sculley gewesen...Im 1992 gefällten und 1994 bestätigten Urteil stellte der Richter zwar fest, dass Windows tatsächlich in vielerlei Hinsicht Elemente des Mac-Systems übernahm, dies aber im Rahmen der frühen Lizenzvereinbarung lag. Eine Zusage aus dem Jahr 1985 sollte Apple beinahe das Genick brechen und wird oft als einer der schwärzesten Tage in Apples Geschichte bezeichnet. Der folgende (im Jahr 2015 erschienene) Artikel schildert, worum es bei der Vereinbarung überhaupt ging und wie sehr sich der damalige CEO John Sculley über den Tisch hatte ziehen lassen:
Apple stand nach dem Urteil ohne zukunftsfähiges System da, denn ein Nachfolger des klassischen Mac-Systems war kaum in Sicht – und Abermilliarden an Strafzahlen von Microsoft konnte man ebenfalls nicht einstreichen. Es folgte eine existenzielle Krise, die Apple beinahe in den Abgrund gestürzt hätte.