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Vor 40 Jahren: Der "Fat Mac" erscheint – und behebt zentrale Schwäche des ersten Macintosh

1984 war eines der, wenn nicht sogar das bedeutendste Jahr in Apples Geschichte. Am 24. Januar hatte Apple nämlich den ersten Macintosh präsentiert und damit ein Gerät auf den Markt gebracht, das eine neue Ära einläutete. Eigentlich wollte Steve Jobs das Gerät für weniger als 2000 Dollar anbieten, konnte sich damit aber nicht durchsetzen und so wurde der Macintosh 128k schließlich für 2495 Dollar verkauft. Die Achillesferse des ersten Macintoshs lag aber an ganz anderer Stelle: Für viele Aufgaben war er schlicht und einfach viel zu langsam, der Grund lag im zu niedrig dimensionierten Arbeitsspeicher. Die Demonstrationen, die Apple damals mit dem angeblichen 128k vorführte, wurden gar nicht mit dem genannten Gerät, sondern auf einem leistungsstärkeren Prototyp mit zusätzlichem Arbeitsspeicher erzeugt.


Der "Fat Mac" als erste überarbeitete Macintosh-Version
Vor 40 Jahren, im September 1984, folgte die erste überarbeitete Version des ersten Macintosh. Dessen Bezeichnung lautete "512k" bzw. intern "Modell 2", wenngleich sich im Laufe der Zeit der Spitzname "Fat Mac" durchgesetzt hat. Der Grund dahinter liegt nicht an den Abmessungen, diese blieben im Vergleich zum Januar-Modell unverändert, sondern am wesentlichen Unterscheidungsmerkmal. Mit 512 Kilobyte (fest verbauten, nicht aufrüstbarem!) RAM hatte sich der Arbeitsspeicher vervierfacht, was eine dringend erforderliche Verbesserung darstellte. Mit der üppigeren Ausstattung ging die Möglichkeit einher, über das Programm "Switcher" von Andy Hertzfeld bis zu vier Programme gleichzeitig zu laden und zwischen diesen hin- und herzuschalten.


Ein Macintosh 512k mit Zubehör (Bildquelle: Ellen Levy Finch via Wikipedia)


Der Preis stieg deutlich
Das hatte jedoch seinen Preis, denn um die Schwachstelle des ersten Macintoshs zu beheben, musste Apple mehr Geld in die Hand nehmen und den Preis daher von 2500 und 3200 Dollar erhöhen. Der Prozessor des Typs Motorola 68000 mit 8 MHz blieb unverändert, die Auflösung von 512x342 Pixel auf 9"-Displaydiagonale ebenfalls. Durchschlagenden Erfolg im Unternehmensmarkt hatte Apple jedoch, anders als erhofft, nicht. Bis April 1986 blieb das "Modell 2" auf dem Markt und wurde dann vom "Modell 3", einem 512ke mit 800-kb-Diskettenlaufwerk abgelöst. Es sollte übrigens bis 1987 dauern, um schnellere Prozessoren im Mac zu sehen, erst der Macintosh II brachte die doppelte Taktrate mit (Motorola 68020 mit FPU).

Kommentare

Dibbuk12.09.24 17:46
m
-3
Fred G. Eger12.09.24 17:58
"Durchschlagenden Erfolg im Unternehmensmarkt hatte Apple jedoch, anders als erhofft, nicht."

Kommt darauf an welche Unternehmen man betrachtet.
Ich arbeitete damals in einer (Werbe-)Filmproduktion. Da standen sechs von diesen Dingern - und bei den Mitbewerber war das nicht viel anders.
+5
Retrax12.09.24 18:12
MTN
über das Programm "Switcher" von Andy Hertzfeld bis zu vier Programme gleichzeitig zu laden und zwischen diesen hin- und herzuschalten.

War das vergleichbar mit dem heutigen "command+Tab" in macOS?
0
ThorsProvoni
ThorsProvoni12.09.24 19:14
Bis Mai 1984 konnte Apple 70.000 128K Macintosh verkaufen, danach ließ das Interesse spürbar nach; Apple verkaufte nur noch rund 5000 Geräte pro Monat. Das lag deutlich unter den eigenen Erwartungen von 47.000 Geräten. Das führte letztendlich dazu, dass Steve Jobs 1985 aus dem Apple-Board gedrängt wurde.

Allerdings erschien 1985 PageMaker von Aldus und der LaserWriter von Apple (der mit einer 12-MHz-68000-CPU und 1.5 MB RAM leistungsfähiger als jeder Macintosh war). Das war endlich eine Killer-App und führte dazu, dass der Desktop Publishing Markt komplett aufgerollt wurde und die Macintosh lange Zeit in jeder Agentur stand. Nicht zu vergessen AppleTalk - wer zu der Zeit mal versucht hat, ein Netzwerk mit PCs aufzubauen, weiß, was das für ein Segen war.

Mit dem Fat Mac konnte man zum ersten Mal vernünftig arbeiten. Der Mac Plus (1986) hatte 1 MB Ram, der Mac SE (März 1987) hatte zum ersten Mal eine interne Festplatte.
Im März 1987 hatte Apple 1 Million Macintosh verkauft.

Bei mir steht ein Macintosh 128K, der von einem früheren Besitzer auf 512K aufgerüstet wurde. Ab und zu wird er noch eingeschaltet, die 400K Diskette mit System 1.1 eingeschoben und MacWrite gestartet...
+9
NX4U212.09.24 19:14
Und, wer hat noch einen?
0
ThorsProvoni
ThorsProvoni12.09.24 20:34
Retrax
MTN
über das Programm "Switcher" von Andy Hertzfeld bis zu vier Programme gleichzeitig zu laden und zwischen diesen hin- und herzuschalten.

War das vergleichbar mit dem heutigen "command+Tab" in macOS?
Nun... man kann zwar über einen Button in der Menu Bar zwischen bis zu 4 Programmen umschalten ("switchen"), technisch war das aber so umgesetzt, dass es vier feste Slots im Speicher gab, in das man ein Programm (damals sagte man noch nicht App) laden konnte.

Der MultiFinder (1987) hatte ein kooperatives Application Layer Modell und konnte mit virtuellem Speicher umgehen. Aber es fehlte immer noch ein preemptives Multitasking, wie man es von Unix kannte. Das gab's dann erst mit Mac OS X.

Also eher ein sehr früher Vorgänger vom command+Tab.
+4
gfhfkgfhfk12.09.24 23:15
ThorsProvoni
Der MultiFinder (1987) hatte ein kooperatives Application Layer Modell und konnte mit virtuellem Speicher umgehen.
Die Unterstützung für Swapping kam mit System 7 (d.h. nach dem Mulitfinder), und virtuellen Speicher konnte keine der klassichen MacOS Versionen. Denn darunter versteht man die Isolation aller Applikationen in ihren eigenen virtuellen Adressraum wie das z.B. VMS oder UNIX machten. Wodurch sie sich nicht mehr gegenseitig abschießen können, was beim klassischen MacOS immer gegeben war.
0
Pixelmeister13.09.24 02:12
gfhfkgfhfk
virtuellen Speicher konnte keine der klassichen MacOS Versionen.
Aber etwas, das Apple virtuellen Speicher nannte:



(ab System 7 und 68020 + MMU)
Ich glaube, was du meinst, nennt sich Speicherschutz.
+2
ThorsProvoni
ThorsProvoni13.09.24 09:07
gfhfkgfhfk
Die Unterstützung für Swapping kam mit System 7 (d.h. nach dem Mulitfinder), und virtuellen Speicher konnte keine der klassichen MacOS Versionen.
Swapping und virtueller Speicher sind eng verwandte Konzepte.

Swapping bezieht sich speziell auf den Prozess des Verschiebens von Daten zwischen physischem RAM und Festplattenspeicher (Swap Space), wenn nicht genügend RAM für die aktuell laufenden Prozesse zur Verfügung steht. Er ist oft Teil der Funktionsweise des virtuellen Speichers, konzentriert sich aber in erster Linie auf diesen Datentransfer.

Virtueller Speicher ist eine Speicherverwaltungstechnik, die es einem Betriebssystem ermöglicht, den Festplattenspeicher so zu nutzen, als wäre er zusätzlicher Arbeitsspeicher. Sie ermöglicht die Ausführung größerer Anwendungen auf Systemen mit begrenztem physischem Speicher, indem der verfügbare adressierbare Speicherplatz erweitert wird

Virtuellen Speicher gibt es seit System 7 (Connectix hatte schon vorher eine Lösung für System 6 veröffentlicht). Bis System 9 musste ein Programm selber sagen, wie viel virtuellen Speicher es haben möchte (static allocation). Dynamischen virtuellen Speicher gab es dann mit Mac OS X.

Wie schon @Pixelmeister richtig anmerkte, meinst Du Protected Memory oder auf Deutsch Speicherschutz. Protected Memory stellt sicher, dass jeder Prozess (oder jede Anwendung) innerhalb seines eigenen zugewiesenen Speicherbereichs arbeitet und verhindert, dass er auf den von anderen Prozessen oder dem Betriebssystem selbst verwendeten Speicher zugreift oder diesen verändert.
gfhfkgfhfk
wie das z.B. VMS oder UNIX machten

Schön, dass noch jemand VMS kennt Ich glaube ich habe noch irgendwo ein Zertifikat für eine bestandene VMS-Anwender-Zertifizierung von 1989...
+1
kiungo
kiungo13.09.24 09:18
Wer die alten Systeme mal ausprobieren möchte, findet hier eine Zusammenstellung von Online-Simulatoren von System 1 bis Mac OS 9
kiungo - Beratung, Schulung und Service rund um den Mac
+4
Bruce T. Warze
Bruce T. Warze13.09.24 10:31
Der steht noch hinter mir im Regal.
Leider ohne Start-Disketten.
Was ist der heute noch wert?
-1
kiungo
kiungo13.09.24 13:06
Bruce T. Warze
Was ist der heute noch wert?
Die werden ab rund 1000 € bei eBay angeboten.
(Wobei das natürlich nicht heißen muss, dass man auch Käufer für den Preis findet.)

In den "verkauften Artikeln" sieht man, das defekte Geräte für rund 150 € und funktionsfähige Geräte ab 350 € verkauft worden sind.
kiungo - Beratung, Schulung und Service rund um den Mac
+1

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