Vor 40 Jahren: John Sculley übernimmt Apple – und leitet den Niedergang ein
John Sculley schien der perfekte Mann zu sein, um dem noch sehr jungen Unternehmen mehr "erwachsene" Führung angedeihen zu lassen – eine Qualität, die man Steve Jobs damals wahrlich nicht nachsagen konnte. Dieser hatte selbst dafür gesorgt, das Marketing-Genie Sculley ins Unternehmen zu holen, gut bekannt ist die Floskel, ob er den Rest seines Lebens Zuckerwasser verkaufen oder die Welt verändern wolle. Während es zunächst noch nach größter Harmonie bis hin zu enger Freundschaft zwischen Jobs und Sculley aussah, gab es in der Beziehung jedoch sehr bald Risse. Es wurde schon bald klar, dass die beiden nicht an einem Strang zogen und Sculley war immer weniger gewillt, sich von einem nicht selten erratisch agierenden Steve Jobs auf der Nase herumtanzen zu lassen. Schon zwei Jahre später stellte ausgerechnet jene Person den Apple-Mitgründer kalt, die Jobs zunächst als Wunschkandidat angesehen hatte.
April 1983: Sculley übernimmt40 Jahre ist es her, dass Sculley seinen Posten als Apple-CEO antrat. Im April 1983 war der Apple II für das erfolgreiche Abschneiden des Unternehmens verantwortlich, der Macintosh befand sich in der Endphase der Entwicklung. In jenem Jahr, als Jobs jeglicher Verantwortung beraubt wurde, traf Sculley aber eine andere wegweisende Entscheidung – die Apple beinahe vom Erdboden hätte verschwinden lassen. Ungeachtet jeglicher Management-Qualität, die Sculley durchaus mitbrachte, ließ er sich 1985 von Bill Gates übertölpeln und sollte damit Apple schwer schaden.
Einer der miesesten Deals der Apple-GeschichteSculley hatte sich zur folgenschweren Zusage hinreißen lassen, Microsoft dürfe Mac-Technologie in Windows einsetzen, wenn für den Fortbestand von Excel und Word gesorgt sei. Dies war in doppelter Hinsicht kurios, denn Microsoft konnte überhaupt nicht auf die Programme verzichten, es wäre beinahe wirtschaftlicher Totalschaden gewesen, nicht mehr den Mac zu bedienen. Gleichzeitig erhielt Bill Gates jedoch noch freie Hand, Stück für Stück Ideen des Mac-Systems zu klauen und auf dieser Grundlage Windows zu einem Erfolg zu machen. In den weitreichenden Gerichtsverfahren der 90er Jahre wegen angeblichen Diebstahl geistigen Eigentums unterlag Apple deswegen, da sich Microsoft erfolgreich auf jene Vereinbarung der frühen Sculley-Zeit berief.
Auf den falschen Chip-Partner gesetzt?Eine andere Entscheidung gilt ebenfalls als strittig – Sculley selbst gab später an, sich diesbezüglich
getäuscht zu haben. Apple konnte durch den Umstieg auf PowerPC-Prozessoren zwar manche Performance-Rekorde einholen – doch wer den Markt nicht durch die Apple-Brille betrachtete, musste sich eingestehen, dass in mancherlei Hinsicht Intel ab den späten 80ern die bessere Wahl gewesen wäre. Es ist bekannt, dass Steve Jobs der identischen Meinung war, denn Intel investierte weitaus mehr in Chip-Entwicklung als Motorola und IBM. Schon 1985 hatte sich Jobs übrigens klar dafür ausgesprochen, mit Intel gemeinsame Sache zu machen, konnte sich aber nicht durchsetzen.
Sculley gestand später seine Überforderung ein Sculley: Wie ich Apple zu Fall brachteWie John Sculley vor einigen Jahren
angab, sei es ein riesiger Fehler gewesen, ihn zum CEO zu machen. Ohne Ahnung von Computern habe er versucht, ein Unternehmen zu reparieren – ebenfalls ohne jede Erfahrung, wie eine solche Reparatur überhaupt funktionieren sollte. Nachdem Jobs aus dem Unternehmen geschieden war, sei unter Sculley Führung stets versucht worden, so nah an der Jobs-Philosophie wie möglich zu bleiben, anstatt eigene Ideen und Visionen zu entwickeln. Dies konnte nicht funktionieren, denn die Frage "was hätte Steve getan" ist kaum zielführend und zudem hypothetisch. Gleichzeitig hätte man 1993 erkennen sollen, dass der inzwischen gereifte Steve Jobs dringend benötigt wurde. Stattdessen lautete der Plan, Apple zu verkaufen.
1993: Sculley muss Apple verlassenEin Jahrzehnt lang stand John Sculley am Ruder des Konzerns. Anfang der 90er stand Apple jedoch vor immer schwereren Problemen, denn einbrechenden Verkaufszahlen konnte Sculley nichts entgegensetzen – und sein Lieblingsprojekt, der Newton, war offenkundig ebenfalls nicht der benötigte Befreiungsschlag. Der 23. Oktober 1993 stellte dann Sculley letzten Arbeitstag dar, Nachfolger wurde der in Deutschland geborene Michael "Diesel" Spindler.