Vor 5 Jahren: Apple Music ist da – und enttäuscht zunächst
Apple hatte den Trend von Kaufmusik hin zu Streaming verschlafen und musste längere Zeit zusehen, wie die Absatzzahlen des einst so erfolgreichen iTunes Stores immer weiter zurückgingen. Das Interesse an online erworbener Musik, Apple galt mit dem iTunes Store als Wegbereiter dieser Distributionsform, flachte schon 2010 wesentlich ab, seit 2012 wanderten die Kunden scharenweise ab. Die neue Musikrevolution im Onlinebereich wurde diesmal nicht von Apple, sondern allen voran von Spotify getragen. Um nicht ein komplettes System aus der Traufe heben zu müssen, übernahm Apple im Jahr 2014 für drei Milliarden Dollar Beats Electronics samt Streaming-Dienst Beats Music. Etwas mehr als ein Jahr später war es dann so weit und Apple Music erschien.
Der Start ging in die HoseVor genau fünf Jahren, am 8. Juni 2015, stellte Apple den neuen Dienst namens "Apple Music" vor. Drei Wochen später erfolgte der Startschuss und Millionen Mac- sowie iPhone- und iPad-Nutzer konnten mit den drei kostenlosen Testmonaten beginnen. Allerdings ging die Markteinführung bei weitem nicht reibungslos über die Bühne und sehr bald dominierten negative Kritiken. Dies war mehreren Ursachen geschuldet. Neben technischen Problemen im Hintergrund störten sich Nutzer vor allem an der völlig Apple-untypischen verworrenen Bedienung des Dienstes. Selbst einfache Funktionen waren hinter verschachtelten Menüs versteckt. Von einer reibungslosen Integration in das bisherige System konnte nicht die Rede sein. Zudem gab es große Verwirrung rund um die iCloud-Musikmediathek und den Kopierschutz von Apple Music.
Apple reagiert auf KritikApple-intern wurde sehr schnell klar, dass es so nicht weitergehen kann und dringend eine Version 2 des Dienstes benötigt wird. Beats-Mitgründer Jimmy Iovine fasste dies in die Worte, man habe beim ersten Versuch von Apple Music "zu schnell zu viel" umsetzen wollen, war zu ambitioniert, lernte aber aus diesen Fehlern. Apple vereinfachte daraufhin Bedienung und Navigation deutlich, bekam außerdem sämtliche technischen Schwierigkeiten in den Griff. iTunes 12.4 erschien im Sommer 2016 und beseitigte auf einen Schlag viele Kritikpunkte.
Zeitsprung: Der aktuelle StandFünf Jahre nach der Ankündigung auf der WWDC 2015 hat sich die Situation längst gewandelt. Mehr als 70 Millionen Nutzer haben Apple Music abonniert, wobei sich zeigte, dass dies kaum zulasten anderer Dienste ging. Viel mehr gelang es Apple, viele neue Abonnenten zu gewinnen, die zuvor keinen Streaming-Dienst verwendeten. Kritik an der Bedienung von Apple Music ist weitgehend verstummt – einerseits, weil Apple Bedienung und Funktionalität in den Jahren verbesserte, andererseits auch, weil sich viele Anwender schlicht an das Konzept gewöhnt haben. Zu einer TV-Lösung wurde Apple Music übrigens doch nicht. Nachdem einiges darauf hingedeutet hatte, immerhin bot Apple sowohl "Planet of the Apps" als auch "Carpool Karaoke" via Apple Music an, verlagerte Apple alle TV-Inhalte in einen gesonderten Dienst. Jüngsten Gerüchten zufolge könnte der nächste große Schritt sein, Apple Music zusammen mit anderen Medien-Diensten aus dem Hause Apple zu bündeln: Eine Super-Medien-Flatrate, welche Musik, Film und Nachrichten umfasst.