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Vor zehn Jahren: Ein schräger Kurswechsel der Apple Stores – den Apple rasch korrigierte

Für den ehemaligen Retail-Chef und Miterfinder des erfolgreichen Konzepts Ron Johnson galt es als Maxime, die Kundenzufriedenheit in den Apple Stores über die höchstmögliche Rentabilität zu stellen. Nicht Preiskampf und aggressive Verkaufspolitik, sondern unvergleichbares Kundenerlebnis sollten im Vordergrund stehen. Wer wollte, sollte beispielsweise einfach in einen Store kommen und dort in Ruhe seine Urlaubsvideos schneiden - ganz ohne, dass ein Verkäufer auf den Nutzer einredete, den Mac abschließend sofort zu kaufen.

Dennoch zeigte sich sehr bald: Der "Umsatz pro Quadratmeter" stieg auf Werte, von denen die meisten anderen Geschäfte nur träumen konnten. Schnell war die Rede davon, Apple habe eine wahre Gelddruckmaschine ins Leben gerufen – und dies, obwohl viele die Meinung äußerten, dass die Zeit normaler Stores längst dem Ende zuging, Apples Ansatz also zum Scheitern verurteilt war.


Schräge Personalwahl, schräge Entscheidung
Die Ausrichtung sollte sich 2012 allerdings ändern, denn es gab nicht nur eine mehr als merkwürdige Personalentscheidung an der Spitze der Sparte, sondern auch einen Strategiewechsel. Nach langer Suche hatte Apple Anfang 2012 mit John Browett einen Nachfolger von Ron Johnson präsentiert. Oft wurde dies als "sehr schräge Wahl" bezeichnet, denn Browetts Erfahrungen beschränkten sich auf minderqualitative Anbieter mit schlechter Kundenbetreuung und generell zweifelhaftem Ruf.

So viel wie möglich verkaufen, ob notwendig oder nicht
Tatsächlich sollten fortan auch in den Apple Stores Vorgaben gelten, wie man sie von Discountern her kennt: Maximierung des Umsatzes durch aggressive Verkaufstaktiken und genaues Benchmarking der einzelnen Verkäufer. Dem Kunden Produkte aufschwatzen, die er möglicherweise gar nicht benötigt, war jahrelang in den Apple Stores verpönt bis untersagt. Genau an diesem Punkt setzte Browett aber an – auch auf Geheiß des frischen Apple-CEOs Tim Cook.

Cook erkannte seinen Fehler schnell
Letzterer erkannte aber sehr schnell, welch Fehler die Besetzung des Retail-Chefs sowie die verordneten Maßnahmen waren. Noch im selben Jahre trennte sich Apple wieder von Browett und entschied sich stattdessen für Angela Ahrendts, CEO der Luxus-Modemarke Burberry. Diese verlieh den Stores ein wesentlich moderneres Auftreten, außerdem gab es hinsichtlich der Verkaufsstrategie wichtige Korrekturen. "Kunden nicht zu Produkt XY überreden" wurde wieder zur Devise, denn Nutzer sollen die passenden Geräte erhalten, nicht die teuersten.

Kommentare

chicken25.08.22 14:40
Es war eine der schlimmsten Fehlentscheidungen in der jüngeren Geschichte von AppleRetail - es wurde massiv gutes Personal vergrault/gekündigt/rausgeekelt - Service war auf einmal nicht mehr wichtig und wer nicht den neuen geisteskranken Vorgaben/Ideen der Führung folgen wollte , musste eben gehen oder wurde solange genötigt bis er freiwillig geht
+13
PorterWagoner
PorterWagoner25.08.22 15:43
Das war ein Moment, als ich mir Sorgen machte. Früher gab es keine Provision für Verkäufer. Jeder Mitarbeiter hat also beraten können, dass er die beste Lösung für Kunden findet. Wenn jemand aber Geld bekommt, damit er jemandem viel mehr verkaufe, dann macht er das natürlich auch. Zwar ist das fast überall so aber Apple hatte sich davon gut abgesetzt und man vertraute Empfehlungen mehr.
+9
sascha.b25.08.22 16:52
Die aktuelle Lösung ist aber auch nicht besser. Ich habe einige Zeit in einem Apple Store gearbeitet und am eigenen Leibe erfahren, wie verdreht die Verkaufspolitik dort ist. Morgens wird den Verkäuferin gepredigt, den Kunden das passende Produkt zu verkaufen, aber am Monatsende bekommt man auf die Finger, wenn man nicht genug Umsatz für den Laden gemacht hat. Drehe ich jetzt jedem Opi einen Mac Pro an, damit meine Zahlen stimmen, oder bekommt er ein iPad und geht damit zufrieden nach Hause? Ich wusste es irgendwann nicht mehr und wurde gegangen.
+15
Eventus
Eventus25.08.22 19:23
sascha.b
Ich wusste es irgendwann nicht mehr und wurde gegangen.
Wofür haben sich deine ehem. Kollegen und Kolleginnen entschieden, also die, die nicht gegangen wurden?

Mein Eindruck war stets, dass nicht versucht wird, mich umzustimmen, wenn ich weiss, was ich will. Gegenüber Unschlüssigen mag das anders sein.
Live long and prosper! 🖖
+1
sascha.b25.08.22 20:04
Eventus
Wofür haben sich deine ehem. Kollegen und Kolleginnen entschieden, also die, die nicht gegangen wurden?

Davon arbeiten 90% nicht mehr dort

Das Problem ist: Laufkundschaft, die sich beraten lassen wollen, sind meistens keine Pro Nutzer, denen muss man also kein 2.500€ MacBook hinstellen.

Wer richtig Geld ausgibt, hat sich meistens vorher informiert und weiß sowieso was er will. Die kaufen dann auch eher online.

Erstere Gruppe findet man öfter im Retail. So war zumindest meine Beobachtung.
+7
chicken26.08.22 07:09
Natürlich muss ein Verkäufer verkaufen - und natürlich wird das gemessen und man spricht auch über die Ergebnisse .
Das war auch vorher bei Apple schon so,
eine Matrix zum bewerten der Mitarbeiter Leistung gab es schon immer. Ob man die gut findet oder nicht lasse ich unbewertet. Und ich hatte Kollegen , die auch zu Zeiten wo man beraten konnte solange man wollte , mega gute Verkaufszahlen hatte und andere die das nicht so gut konnten. War aber fast egal - das Teamergebnis hat gestimmt und alle hatten nach dem „Stichtag“ mehr bekommen als vorher . Individuelle Schwankungen waren auch dort schon gegeben.

Das hat aber nichts mit den Praktiken zu tun, die ein John Browett durchsetzen lies. Man ging wörtlich über Leichen , alles was zählte war der Verkauf.
+4
Cougar
Cougar26.08.22 09:02
Schande über mich, ich war noch nie in einem Apple Laden. Mal abgesehen von den extrem blöden Standorten in denen ich nie bin kaufe ich meinen Bedarf online.
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