Vor zehn Jahren: FaceTime HD erscheint – und kostet
Wenn vor einigen Jahrzehnten versucht wurde, die technologische Zukunft der Menschheit zu prognostizieren, galt ein Punkt immer als sicher: Videotelefonie werde zum gängigen Standard. In diesem Punkt irrten Zukunftsforscher nicht, wenngleich sich erst 2020 zum großen (und nicht freiwilligen) Jahr der Videokonferenzen aufschwang. Kontaktbeschränkungen sowie Home-Office und der damit einhergehende Verzicht auf Dienstreisen machten die verschiedenen Lösungen wie Zoom und Co. zu essenziellen Werkzeugen. Auf Mac, iPhone und iPad gibt es auch Apple-eigene Software – als Insellösung nur für die Apple-Welt allerdings mit überschaubarer Bedeutung. Im Unternehmensbereich kommt FaceTime daher kaum infrage und profitierte auch nicht von den veränderten Bedingungen (siehe
).
Für 79 Cent im Mac App StoreVor zehn Jahren begann das FaceTime-Kapitel auf dem Mac – genauer gesagt das von "FaceTime HD" in der finalen Version. Vorgestellt auf der WWDC 2010 und zunächst für das iPhone verfügbar, gab es einige Monate später auch eine Mac-Beta. Apple beendete diese im Februar 2011 und bot fortan FaceTime HD im noch sehr jungen Mac App Store an. Wie unterschiedlich die Zeiten waren, zeigt die Preisgestaltung. Apple veranschlagte nämlich 79 Cent, also eine verschwindend geringe Summe. Heute ist ein solcher Dienst selbstverständlich kostenlos – oder wäre ein Kandidat für ein Plus-Abo, sollte es Raum für nennenswerte Zusatzfunktionen geben.
Für Apple: Mehr als 120 Millionen Dollar Traffic-KostenAllerdings kostete FaceTime HD nicht nur den Nutzer etwas, auch Apple musste immer tiefer in die Taschen greifen. Die Datenübertragung funktioniert über Akamei-Server, denn Apple hatte ein Patentrechtverfahren verloren und musste daher sämtliche FaceTime-Kommunikation auf diese Weise abwickeln. Was eigentlich nur als Alternative für einen geringen Prozentsatz der Gespräche geplant war, stellte nun den Normalfall dar. Die Kosten schossen in die Höhe, alleine für den Traffic musste Apple mehr als 120 Millionen Dollar pro Jahr entrichten. Mit iOS 7 stellte Apple wieder auf ein P2P-Verfahren um, schloss damit iOS 6 und älter aus – und handelte sich damit mehrere
Gerichtsverfahren ein.
Der FaceTime-Bug 2018Das größte Debakel erlitt FaceTime allerdings nicht aufgrund besagter Kompatibilitäts-Entscheidung, sondern in Folge eines
massiven Sicherheitsproblems. Ende 2018 wurde bekannt, dass man sich ohne Kenntnis der anderen Teilnehmer relativ einfach als stiller Zuhörer in eine FaceTime-Konferenz einschleusen kann. Der Support nahm die Meldung zunächst nicht ernst und Apple reagierte erst eine Woche später. Die drastische Maßnahme lautete, jegliche Gruppenkonferenzen komplett zu deaktivieren. Zu jenem Zeitpunkt hatte es die Panne aber schon längst in die Medien geschafft und bescherte Apple reichlich negative Presse.