Vorgestellt: Neue Funktionen in Lightroom – Objektivunschärfe, Punktfarbe und HDR
So kontrovers und teils unbeliebt der Abo-Zwang bei Adobe (und anderen) auch sein mag, aber eines muss man dem Software-Hersteller zugute halten: sie entwickeln ihre Software mit ziemlich großem Aufwand schnell weiter. Kamen erst kürzlich die "Firefly" genannten KI-Features in Photoshop hinzu (
siehe diesen Artikel), ergänzt Adobe jetzt drei wirklich aufregende neue Funktionen in Lightroom.
ObjektivunschärfeVom iPhone kennt man inzwischen die Möglichkeit, im Portrait-Modus eine künstlich erzeugte Tiefenunschärfe hinzuzufügen, um damit den Bokeh-Effekt größerer Sensor/Objektivkombnationen zu simulieren. Dies wird durch die Erzeugung einer Depth Map mit den im iPhone integrierten Sensoren möglich, die der Kamera zu erkennen helfen, welche Objekte im Vorder- und welche im Hintergrund sind. – Vereinfacht ausgedrückt.
Adobe hat jetzt mit der Funktion "Objektivunschärfe" eine Möglichkeit in Lightroom integriert, eine solche "Tiefenerkennung" auf bestehende, zweidimensionale Bilder ohne in den Metadaten integrierte Tiefeninformationen anzuwenden. Die Funktion ist noch in der Entwicklungsphase, steht aber allen Abonnenten schon zur Verfügung. In Lightroom steht deshalb noch der aus dem Englischen "early access" übersetzte, etwas seltsam klingende Hinweis "Früher Zugr." neben der Funktion in der Seitenleiste.
Die Anwendung könnte einfacher nicht sein. Einfach das Häkchen "Anwenden" setzen und die Software errechnet eine eigene Tiefenmaske. Über den Schieberegler kann der Unschärfebereich verstärkt oder (bis zum Original) abgeschwächt werden. Hier ein Beispiel (klick auf die Bilder für eine größere Ansicht):
Für Feineinstellungen stehen noch diverse Optionen zur Visualisierung der Tiefenmaske bereit. Darunter auch die Möglichkeit verschiedene Bokeh-Qualitäten auszuwählen:
PunktfarbeEin weiteres sehr nützliches Feature der neuen Lightroom-Versionen nennt sich Punktfarbe und dient zur Farboptimierung. In früheren Versionen war es möglich, Farben durch Anpassen von Farbton, Sättigung und Luminanz mit dem HSL-/Farbwerkzeug zu bearbeiten. Allerdings war dies auf 8 Hauptfarben beschränkt. Mit dem neuen Werkzeug "Punktfarbe" wird die Farbauswahl gezielter, indem Pixel in einem Bild mit einer Pipette ausgewählt werden.
Hier ein Beispiel, das mit nur wenigen Mausklicks erzeugt wurde:
HDREin grundsätzliches Problem in der Bilddarstellung ist, dass Fotos und Videos auf Bildschirmen nicht den kompletten Farb- und Helligkeitsumfang wiedergeben können, den wir mit unseren Augen wahrnehmen. HDR-Displays (High Dynamic Range) sollen hier Abhilfe schaffen. RAW-Dateien der meisten Kameras verfügen oft über einen deutlich größeren Dynamikumfang als in einem Bild mit Standard-Dynamikumfang (SDR). Das neue "HDR"-Feature in Lightroom verfügt nun über die Werkzeuge zur Bearbeitung und Nutzung dieses Bereichs, die Anfang des Jahres in Adobe Camera RAW eingeführt wurden.
Der neue HDR-Modus zeigt den gesamten verfügbaren Dynamikbereich der HDR-Aufnahme und erweitert die Anzeige des Histogramms und des Tonwertkurvenwerkzeugs entsprechend. Damit kann visualisiert werden, welche Bereiche über SDR und die Möglichkeiten des verwendeten Computermonitors hinausgehen.
Ein einfacher Klick auf den HDR-Button kann ein sehr ordentliches Ergebnis auch auf SDR-Monitoren bewirken. Die Anzeige kann entsprechend auch für SDR-Displays optimiert werden.
Fazit: Mächtige neue FunktionenLightroom ist erneut um drei mächtige Werkzeuge reicher geworden. Auch wenn die Prioritäten unterschiedlich sind, dürfte vor allem die Funktion Punktfarbe für viele Nutzer eine große Bereicherung sein, denn sie erlaubt gezielte Farbanpassungen oder Veränderungen weitaus komfortabler, als das bislang möglich war. Doch auch die Funktionen Objektivunschärfe und HDR sind echte Gewinne, die das Arbeiten mit Lightroom wieder ein Stück angenehmer machen.