Vorinstallierte Apps: Russland schreibt Apple Auswahl vor
Bei allen Geräten aus Cupertino kommen Hardware und Software bekanntlich aus einer Hand. Apple hat daher naturgemäß die alleinige Kontrolle darüber, welche Anwendungen auf den hauseigenen Smartphones, Notebooks und Desktops im Auslieferungszustand installiert sind. Auf diese seit Jahrzehnten etablierte und von den Kunden in aller Regel sehr geschätzte Praxis legt das kalifornische Unternehmen sehr großen Wert. Jetzt jedoch muss Apple in dieser Hinsicht Zugeständnisse machen, weil ein Gesetz das verlangt.
Apple beugt sich russischem GesetzIn der Russischen Föderation tritt nämlich am 1. April dieses Jahres endgültig eine Regelung in Kraft, welche Anbieter von Computern, Tablets und Smartphones verpflichtet, bestimmte von der Regierung gutgeheißene Apps vorzuinstallieren. Gegen das bereits vor einiger Zeit beschlossene Gesetz hatte sich Apple vor allem aus Sicherheitsgründen gewehrt und zwischenzeitlich sogar erwogen, sich vom russischen Markt zurückzuziehen. Da sich jedoch vor allem iPhones im flächenmäßig größten Land der Erde großer Beliebtheit erfreuen und hohe Umsätze erzielen, beugt sich das kalifornische Unternehmen jetzt den Anforderungen der Regierung.
Kompromiss mildert Anforderungen etwas abAllerdings erzielte Apple in Gesprächen mit dem zuständigen Ministerium für digitale Entwicklung, Kommunikation und Medien in Moskau einen Kompromiss, der die Anforderungen zumindest etwas abmildert. Die von der russischen Regierung festgelegten Apps werden nicht schon ab Werk auf den Geräten installiert. Stattdessen erscheint bei der Ersteinrichtung eines iPhones, iPads, Macs und Apple TV ein Popup mit einer entsprechenden Liste. Diese umfasst unter anderem Messaging-Anwendungen, Browser, Mail-Programme und Antiviren-Software, aber auch Apps von Taxi-Unternehmen oder Lieferservices für Lebensmittel sowie Sozialen Netzwerken und Kartendiensten.
Nutzer dürfen einzelne Apps abwählenDie Liste der regierungsamtlichen Anwendungen kann vom zuständigen Ministerium jederzeit geändert und auch erweitert werden. Die darin enthaltenen Anwendungen landen jedoch nicht automatisch auf den Geräten aus Cupertino. Apple hat die russische Regierung nämlich zum Zugeständnis bewogen, dass die Nutzer einzelne Anwendungen von der Installation ausschließen können. Das teilte ein Ministeriumssprecher der in Moskau erscheinenden Tageszeitung
Wedomosti mit. Andere Hersteller wie etwa Huawei liefern in Russland bereits seit einiger Zeit Geräte mit von der Regierung bestimmten vorinstallierten Apps aus, ohne dass die Kunden eine Auswahl treffen könnten.