All-In-One Musiksystem, wozu auch einige Soundbars gehören, sind bei vielen Nutzern beliebt, weil sie viel Musikspaß aus nur einem einzigen Gehäuse versprechen und sich in den meisten Wohnräumen unauffällig unterbringen lassen. Hinstellen, Stecker rein, losspielen. Zu den Nachteilen solcher Systeme gehört, das sie praktisch nie die selbe große Klangbühne mit breiter Stereoabbildung wie ein getrenntes Paar Lautsprecher erzeugen können. Wer bereit ist, diesen Kompromiss einzugehen, muss deswegen noch lange nicht auf guten Klang verzichten. So zumindest das Versprechen fast aller Anbieter von All-In-One-Systemen.
KompaktArt | | All-In-One Streaming-System |
Der jüngste Anbieter einer solchen Lösung ist Cambridge Audio. Die Briten konnten für die Entwicklung ihres ersten All-In-One-Speakers namens Evo One bei der Elektronik auf ihren reichen Erfahrungsschatz auf dem Gebiet des Audio-Streamings zurückgreifen.
Rundum Streaming-KomfortDer
Evo One bringt nicht nur alles mit, um von sich aus Musik aus diversen Streamingquellen wiederzugeben, er bietet auch die selbe Anschluss- und Zuspielvielfalt des erfolgreichen Streaming-Receivers Evo 75/150 (
Testbericht). Mit seinerPlattform "StreamMagic" in der vierten Generation unterstützt das Gerät Streaming von Spotify Connect, TIDAL Connect, Deezer, Qobuz und Internetradio, ist dazu Roon Ready und bietet UPnP-Streaming.
HiRes-Dateien werden mit einer Auflösung bis 32Bit/192kHz PCM über Wi-Fi oder mit kabelgebundenem Ethernet unterstützt. Für drahtlose Verbindung bietet der Evo One die Optionen Bluetooth, AirPlay 2 und Google Cast (ehem. Chromecast). Für die gemeinsame Nutzung von Musik über verschiedene Geräte im ganzen Haus ist Evo One uneingeschränkt mit Google Home, Apple AirPlay und Roon Multiroom-Systemen kompatibel.
Zusätzliche kabelgebundene Anschlussmöglichkeiten erweitern die Nutzbarkeit: Am HDMI eARC kann ein Fernseher angeschlossen werden, womit der Evo One typische Soundbar-Aufgaben übernehmen kann. Am Phono-Eingang können Signale von einem Schallplattenspieler mit MM-System verarbeitet werden. Ein Line-Eingang für Hochpegel-Analogquellen ist ebenfalls vorhanden. Ein optischer Eingang und eine USB-Buchse für Speichergeräte bieten weitere digitale Optionen.
Raumfüllender Klang aus moderner MusiktruheUm dynamischen Klang und eine breite Stereoabbildung aus einer einzigen Komponente zu erreichen und den oben beschriebenen, systembedingten Nachteil gegenüber Stereo-Boxenpaaren zu kompensieren, haben die Ingenieure von Cambridge Audio ordentlich Aufwand betrieben. Insgesamt 14 Schallwandler in Drei-Wege-Konfiguration sollen im Evo One für raumfüllenden und druckvollen Sound sorgen: Vier Hochtonkalotten im Ein-Zoll-Format und vier passende Mitteltöner arbeiten in der Front und an den Seiten des Gehäuses, was die Abbildungsbreite erhöhen soll. Die Hörer müssen dabei nicht wie bei den meisten kabellosen Lautsprechern in einem eingeschränkten Sweetspot sitzen – verspricht der Hersteller.
Die 14 Treiber, davon ganze sechs Tieftöner, werden mit einer Verstärker-Gesamtleistung von 700 Watt RMS in einem geschlossenen Gehäuse angetrieben. Das ist bemerkenswert, denn die allermeisten Hersteller versuchen, die Limitierungen beim Gehäusevolumen durch Bassreflex oder andere offene Gehäuse wie Transmission-Line zu kompensieren. Geschlossene Gehäuse bieten in aller Regel eine höhere Basspräzision, sind im Tiefbass aber deutlich limitierter. Cambridge Audio spricht beim Evo One von "überragend kontrolliertem Bass mit Pegelreserven, die man von einem All-in-one-System nicht erwartet hätte".
Design und DisplayDer Cambridge Audio Evo One bietet eine minimalistische, retro-orientierte Ästhetik und fügt sich mit seiner Höhe von nur 13 Zentimetern unauffällig in jede Wohnumgebung ein. Sofern in der Breite und Tiefe genug Platz ist. Etwa auf einem Low- oder Sideboard. Individuell gemasertes Echtholzfurnier aus Walnuss machen jeden Evo One zu einem Unikat.
Der große 6,8-Zoll-Farbbildschirm dient als Benutzer-Interface, ist aber, wie bei seinen Evo-Geschwistern, kein Touch-Display. Zur Steuerung am Gerät sind unter dem Display einige Tasten unauffällig untergebracht. Das Display lässt sich wahlweise als Zeitanzeige, mit dem Albumcovern, den Titelinformationen oder den virtuellen VU-Metern belegen, so wie man es auch schon von den Evo-Verstärkern kennt.
Bedienung mit App oder am GerätDie als „StreamMagic“ der vierten Generation bekannte Streaming-Plattform von Cambridge Audio hat im Test anderer Cambridge-Streamer schon sehr überzeugt und kommt unverändert im Evo One zum Einsatz. Dazu gibt es natürlich eine kostenlose App (iiOS und Android). Sie ermöglicht nicht nur komfortables Streaming von lokal gespeicherter Musik von UPnP-Geräten, sondern hält auch die Verbindung zu Streaming-Diensten wie Spotify, Qobuz, Deezer und Tidal sowie einer unerschöpflichen Fülle an Internetradiostationen. Die wesentlichen Wiedergabefunktionen wie Play, Pause, Lautstärkeregelung und Quellwahl lassen sich auch direkt am Gerät kontrollieren.
Alternativ können alle Funktionen des Evo One über die zugehörige IR-Fernbedienung gesteuert werden. Das ist insbesondere bei einfachen Operationen, wie Titelsprung oder Stummschaltung, meist viel praktischer, als dafür erst die App aufrufen zu müssen.
Der Klang kann mittels 7-Band-Equalizer und Raumkorrektur an Geschmack, Positionierung und die Raumakustik angepasst werden. Die StreamMagic-Plattform gibt es exklusiv in Komponenten von Cambridge Audio, sie wird laufend verbessert und mit Updates versorgt.
EinschätzungWie eingangs erklärt, sind All-In-One-Systeme, die wie hier auch als "One-Box-Speaker" angesehen werden können, klanglich gegenüber herkömmlichen Stereo-Lautsprecherpaaren prinzipbedingt etwas im Nachteil. Eine großes Stereo-Panorama entsteht nur, wenn zwei Lautsprecher ausreichend weit auseinander stehen – und wenn sich der Hörer auf den so genannten Sweet Spot setzt. Aber auch außerhalb dieses Punktes, an dem die Schallanteile der beiden Lautsprecher sich zeitlich ideal treffen, um eine räumliche Illusion zu erzeugen, haben weiter auseinander stehende Stereo-Paare meistens einen frischeren, lebendigeren Sound.
Die Hersteller versuchen, wie hier im Falle des Evo One, entweder durch speziell angeordnete Zusatztreiber oder oder mit ganzen Arrays von Treibern und DSP-Tricks, dieses Manko zu kompensieren. So wie bei Kopfhörern versucht wird, das "Im-Kopf-Gefühl" durch geschickte akustische Anordnungen zu eliminieren. Hier wie dort gelingt das aber nur bedingt. Und so glaube ich, auch ohne schon einen Evo One getestet zu haben, dass die Situation hier nicht viel anders sein wird. Wer sich eine komplette HiFi-Anlage – samt Lautsprechern – in nur einem Gehäuse wünscht, wird auch hier mit Kompromissen leben müssen.
Doch davon abgesehen scheint Cambridge Audio mit dem Evo One ziemlich in die Vollen gegriffen zu haben, um ordentlich Klang und Pegel aus dem angenehm dezent gestalteten Gehäuse zu zaubern. Durch die Integration der bekannten StreamMagic-Plattform samt großem Display, wie in den Evo-Vollverstärkern, kann mit großer Sicherheit davon ausgangen werden, dass die Usability und Zuverlässigkeit überzeugen dürfte. Die bisher getesteten Komponenten des Herstellers lassen daran keinen Zweifel.
Der Cambridge Audio Evo One kann ab sofort für 1.499 Euro im
Online-Shop des Herstellers erworben werden.