In diesem Bericht soll es nicht um die möglichen und sehr weitreichenden Auswirkungen von KI auf unsere Gesellschaft gehen. Oder die Missbrauchsmöglichkeiten selbiger. Und auch nicht darum, ob wir es hier mit echter Intelligenz zu tun haben. Vielmehr möchte ich Ihnen einfach ein paar Möglichkeiten der neuen KI-Features in Photoshop zeigen, die vor allem für Grafiker/Layouter, aber auch für Privatanwender interessant sein können.
Was machen die neuen KI-Funktionen?Im Prinzip ganz einfach: mit generativem Erweitern können Bereiche außerhalb des Originalbildes auf „intelligente“ Weise ergänzt werden. Generatives Füllen erlaubt es beispielsweise, einem Bild Elemente hinzuzufügen, oder auch unerwünschte Elemente zu entfernen. Also wie der gute alte Reparaturpinsel, aber viel cleverer und einfacher. Im Folgenden möchte ich Ihnen anhand von ein paar praktischen Beispielen zeigen, was das bedeutet.
Um die Funktionen nutzen zu können, ist ein Adobe-Abo erforderlich, das Photoshop enthält. Dafür reicht schon ein einfaches Foto-Abo mit Lightroom und Photoshop und ein Mac/PC. Auf dem iPad funktioniert das momentan noch nicht.
BeispieleWir beginnen mit einer generativen Erweiterung. Hier das Original-Foto unseres Nachbar-Hundes:
Der Hund steht auf einem den Boden bedeckenden Gewächs. Am unteren Bildrand unter dem Kopf des Hundes ist ein winzig kleiner Teil eines zweiten Hundes zu sehen. Der Teil ist zu klein, um ihn zweifelsfrei als Hund erkennen zu können, oder gar die Rasse bestimmen zu können.
Im ersten Schritt öffne ich das Foto in Photoshop. Die Vorgehensweise zur Erweiterung ist ganz einfach. Ich nehme das Freistellungswerkzeug und ziehe damit um des gesamte Bild einen Rahmen in der Größe, in der das Bild erweitert werden soll. Innerhalb dieses Rahmens verschiebe ich das Originalbild etwas nach rechts oben.
In der Tool-Leiste unterhalb gebe ich den Text ein: „Vervollständige den Hund“ und klicke anschließend auf Generieren. Der Vorgang kann ein paar Sekunden oder länger dauern. Hier das Ergebnis:
Photoshop erzeugt stets drei Varianten der Erweiterung, aus denen man sich die Beste raus pickt. Überzeugt keines der Ergebnisse, können durch einen erneuten Klick auf „Generieren“ weitere Varianten erzeugt werden.
Zunächst einmal begeistert in diesem Beispiel, wie realistisch die KI den Hund bereits im ersten Versuch vervollständigt hat. Sogar die Proportionen sind stimmig. Der zuvor aufgezogene Erweiterungsrahmen reichte nicht ganz aus, damit auch die Pfoten und der Schwanz vollständig ins Bild passen. Das könnte man in einem zweiten Schritt nochmal erweitern. Auch die Pflanzen passen in praktisch allen Details sehr gut und selbst der (Un-) Schärfeverlauf ist glaubhaft stimmig.
Auffällig ist nur das seltsame Mutantenwesen rechts unten. Die KI hat offenbar erkannt, dass es sich um ein weiteres Tier handeln dürfte, konnte sich aber wohl nicht zwischen Hund und Katze entscheiden. Aber kein Problem. Das lässt sich leicht korrigieren. Mit dem Auswahlrechteck-Werkzeug markiere ich den unstimmigen Bereich:
Nun gebe ich im Textfeld unten einfach das Wort „ohne“ ein und klicke auf Generieren. Hierbei handelt es sich um generatives Füllen. Und das sieht in diesem Beispiel so aus:
Das Ergebnis ist nahezu perfekt und bedarf kaum einer weiteren Nachbearbeitung.
So einfach und gut das in diesem Beispiel auch geklappt hat, es gibt unendlich viele Stolpersteine, sodass in der Regel weit mehr als nur zwei, drei Schritte notwendig sind, um zum gewünschten Ergebnis zu kommen. Hier ein etwas kompliziertes Beispiel:
Die Strandszene mit Schiff im Fokus enthält ein paar harte Nüsse für die KI. Das Ergebnis der Erweiterung sieht so aus:
Auch hier überzeugt auf einen flüchtigen Blick, wie nahtlos die KI die Landschaft und Umgebung an das Original angepasst hat. Ich habe hier aber ein paar Versuche bzw. Varianten benötigt, um zu einem einigermaßen brauchbaren Bild zu kommen. Die KI hat beispielsweise die Strandkörbe links und rechts teilweise bis ins unkenntliche verzerrt, weshalb ich mittels Markierung und generativer Füllung um „Strandkörbe wie in der Bildmitte“ gebeten habe. Doch so richtig überzeugend hat das nie geklappt.
Im Original ist oben links ein dunkler Schatten zu sehen. In einigen Varianten hat die KI das einigermaßen glaubhaft zu einem Dachüberstand erweitert. Aber ich habe das lieber entfernt (Markieren
„ohne“
generieren). Der Vordergrund wurde durchaus glaubhaft neu generiert, auch wenn die Objekte dort nicht einwandfrei identifizierbar sind. Der Schärfeverlauf stimmt allerdings nicht. Im Vordergrund eher scharf, dann im Origninalteil des Bilder der Bokeh-Bereich und zur Mitte des Bildes wird es wieder schärfer. Das passt nicht.
Ich hatte versucht, ein paar in größerer Distanz vorbei fliegende Möwen zu ergänzen, aber mit wenig Erfolg. Zahleneingaben, wie etwa „Fünf Möwen“ ignoriert die KI, und mit „in größerer Distanz“ kann sie auch nichts anfangen. Es wurden stets nur eine unstete Anzahl an Möwen groß im Vordergrund generiert. Auch die Eingabe „ein Schwarm Möwen“ führte nur zu drei größeren Vögeln im Vordergrund.
Noch ein Beispiel anhand einer Produktfotografie. Hier ein Lautsprecher in einem sehr rustikalen, ur-amerikanischen Wohnraum mit teils kitschigen Accessoires.
Mit den KI-Features in Photoshop habe ich nicht nur den Umgebungsbereich erweitert, sondern nach und nach Gegenstände ergänzt. Darunter den Totempfahl rechts, die zweite Holzmaske an der Wand, Pfahl und Feder links, sowie die Katze im Vordergrund. Außerdem habe ich das „Aquarium“ gegen eine alte TV-Bildröhre ersetzt. Das alles hat schon einige Durchläufe aus Versuch und Irrtum erfordert. Oft wurde nicht das Gewünschte erzeugt, sodass ich auf alternative Ideen zurückgreifen musste, die besser umgesetzt wurden. Alles in Allem hätte es mit herkömmlicher Bildbearbeitung aber erheblich länger gedauert und bessere Photoshop-Skills erfordert, um dieses Ergebnis zu erzielen.
Und zum Schluss noch ein Beispiel für eine Raum-Erweiterung, wieder mit einem Produktfoto von Lautsprechern als Original:
Hier das Ergebnis einmal erweitert:
Und hier ein zweites Mal erweitert, basierend auf der ersten Bilderweiterung:
Fazit: Wir sind noch ganz am AnfangSchon mit den jetzigen Möglichkeiten der KI in Photoshop ist einiges Möglich. Online nutzbar stehen auch weitere Features zur Verfügung, wie etwa die Text-zu-Bild-Erzeugung, Skizze zu Grafik, Textfunktionen und mehr. In vielen Fällen und mit ein wenig Übung sind die Ergebnisse sehr überzeugend und teilweise durchaus kommerziell nutzbar. Oft jedoch scheitert die KI an scheinbar einfachen Aufgaben.
Unter dem Strich jedoch sind die PS-KI-Features ein mächtiges neues Werkzeug, dass mir in der kurzen Zeit seit ihrem Erscheinen schon mehrfach Lösungen ermöglicht haben, die bislang meine Photoshop-Fähigkeiten überstiegen hätten. Und ich denke, vielen anderen Nutzern wird es ganz genau so gehen.