Wer einen lebensechten, vollständigen und kraftvollen Klang erwartet, braucht Lautsprecher, die ordentlich Tiefbass liefern können. Ich spreche dabei nicht unbedingt von Krachbumm-Bässen für Hollywood-Explosionen. Auch für den Musikgenuss ist ein tief in den Keller reichender Frequenzbereich von großer Bedeutung.
Eine Lösung sind Standlautsprecher mit viel Gehäusevolumen und großen Basstreibern, doch die benötigen viel Platz und sind nicht für alle Wohnräume gut geeignet. Da kann auch schnell mal der Haussegen schief hängen, wenn riesige Boxen im Wohnzimmer untergebracht werden sollen. Wer nur kompakte Lautsprecher (oder eine Soundbar) aufstellen möchte, kommt um einen ergänzenden Subwoofer kaum herum. Darum gibt es von diesen Tieftonexperten inzwischen unendlich viele in allen möglichen Preisklassen.
Doch Subwoofer sind, wenn es um eine wirklich harmonische Integration in das Klangbild geht, auch eine Wissenschaft für sich. Und nicht ohne Kompromisse. Manche Subwoofer sind so groß und teuer, dass sie nicht in Frage kommen. Andere wiederum sind vielleicht preiswert, lassen sich aber nur schlecht an die Hauptlautsprecher und die Raumakustik anpassen, und sind in klanglicher Hinsicht eher Rumpelkisten. Ein guter Kompromiss soll es sein.
Den Spagat zwischen kompakten Abmessungen, Klangperformance, Pegel und Preis will
Velodyne Acoustics mit dem neuen
MiniVee X besonders gut hinbekommen. Wer sich mit der Materie ein wenig auskennt, wird allein bei dem Blick auf die Spezifikationen, die Anschlüsse und das Preisschild hellhörig.
Geschlossen zum guten KlangDer MiniVee X arbeitet in einem geschlossene Gehäuse aus dicken MDF-Platten und mit zusätzlichen Innenverstrebungen. Geschlossene Subwoofergehäuse sind eine Spezialität von Velodyne. Der Vorteil dieser Bauweise ist, dass es keine Reflexöffnungen gibt, die praktisch unvermeidbar Strömungsgeräusche verursachen, die nichts anderes als Verzerrungen sind. Ein geschlossenes Gehäuse sorgt für viel mehr Präzision. Der Nachteil liegt in einem verminderten Maximalpegel und nicht ganz so tiefer Grenzfrequenz. Doch dank kräftiger Endstufen und moderner Treibertechnologie hält sich dieser Kompromiss bei anständiger Konstruktion in Grenzen.
Trotz geschlossenem Gehäuse und kompakter Maße erreicht der MiniVee X eine erstaunliche Tiefton-Performance mit überragender Präzision. Zwei neu konzipierte 8-Zoll-Treiber (einer Aktiv, der andere passiv in Force-Cancelling-Design) tragen einen großen Teil zur außergewöhnlich resonanzarmen Wiedergabe bei. Im aktiven Treiber sorgt eine 2-Zoll-Schwingspule mit vierlagiger Wicklung für weite und präzise Hübe der Membran. Um trotz der Leistung von 350 Watt RMS eine optimale Wärmeableitung zu gewährleisten, ist der Antrieb doppelt hinterlüftet.
Das Gehäuse ist Hochglanz lackiert und die Chassis sind verdeckten Schrauben in das Gehäuse eingelassen. Die Verarbeitungsqualität konnte ich bereits an einem früher Seriengerät in Augenschein nehmen. Auch in diesem Punkt bewegt sich der MiniVee X auf höchstem Niveau für seine Preisklasse.
Große AnschlussvielfaltDer MiniVee X bietet, bezogen auf seine Preisklasse, eine riesige Anschlussvielfalt. Neben Cinch-Eingängen für Line und LFE sind auch XLR-Inputs und Speaker-Level-Terminals vorhanden. Über einen XLR-Ausgang können bei Bedarf zusätzliche Subwoofer nachgeschaltet werden. Mittels Trigger-Ports können diese auch automatisch mit ein- und ausgeschaltet werden. Die Trigger schalten mit einer kleinen Verzögerung, sodass nicht alle Geräte gleichzeitig aktiviert werden und eventuell die Haussicherung rausfliegt. Wer das Signal lieber drahtlos zuspielen will, kann ein optionales Wireless-Modul anschließen, dessen Stromversorgung über eine im MiniVee X integrierte USB-Buchse geliefert werden kann. Das erspart einen zusätzlichen Stromanschluss.
Steuerung und RaumkorrekturSubwoofer perfekt an die Raumakustik anzupassen ist eine Kunst für sich. Darum gehört zum Lieferumfang des MiniVee X auch ein Messmikrofon samt Stativ, mit dem sich der Sub auf zwei Arten einmessen lässt. Entweder man startet den vollautomatischen Vorgang einfach über eine Taste an der Rückseite, oder man nutzt die ebenfalls zugehörige und komplett neu entwickelte iOS- oder Android-App. Letztere bietet darüber hinaus noch weiteren Komfort, wie beispielsweise zur Pegelanpassung am Hörplatz, oder für unterschiedliche Presets.
Die App kann aber speziell in puncto Raumeinmessung noch mehr, indem sie die Anpassung an eine Zielkurve erlaubt, was noch präzisere Ergebnisse liefert. Dafür macht man zunächst eine Nahfeldmessung (Mikro nahe vor der Membran) zur Ermittlung der Zielkurve. Mit einer zweiten Messung am Hörplatz wird dann die "normale" Raumeinmessung gestartet. Dadurch können raumakustische Phänomene besser kompensiert werden, anstatt wie bei normalen Einmessungen einfach nur den Frequenzgang glatt zu bügeln. Das bieten meines Wissens nur wenige andere Subwoofer. Und keiner in dieser Preisklasse.
In der App können neben Standard-Parametern wie Übergangsfrequenz (Tiefpass) und Pegel weitere Experten-Einstellungen wie Hochpassfilter für die Hauptlautsprecher vorgenommen werden, womit der Sub als Aktivweiche fungiert. Auch lassen sich mehrere Subwoofer über die App verwalten.
Bild 1: Einmessung mit Zielkurve. Bild 2: Auch ein parametrischer EQ ist verfügbar.
Unter dem Strich bietet der Velodyne Acoustics MiniVee X wirklich eine Menge Technik, wie es bei Subwoofern um 1.000 Euro bislang nicht zu finden war. Erste kurze Höreindrücke legen außerdem den Schluss nahe, dass auch das Klangversprechen vollauf eingehalten wird. So sauber, präzise und zugleich kraftvoll habe ich das noch nie gehört. – Wieder bezogen auf den Preis.
Der
MiniVee X soll im 2. Quartal 2024 in den Handel gehen. Vermutlich gleich nach der High End in München (9. bis 12. Mai) dürfte es so weit sein. Der UVP liegt bei den bereits erwähnten 999 Euro.
Technische Daten:Treiber | 2x 8 Zoll Carbonfaser, davon 1x passiv |
Verstärkung | Class-D MOSFET mit 350W RMS (800W max.) |
Frequenzgang | 26-220 Hz +/-6 dB |
Eingänge | 2x XLR, 2x Cinch, 2x Speaker, 5-24V Trigger, Messmikrofon |
Ausgänge | 2x XLR, 2x Cinch, 12V Trigger |
Maße | B29 x H30 x T29 cm |
Gewicht | 15 kg |