Vorwurf: Lässt Apple Zufriedenheitsumfragen fabrizieren?
Es steht außer Frage, dass Apple-Kunden mit den Produkten überdurchschnittlich zufrieden und daher besonders loyal sind. Andernfalls könnte es kaum gelingen, trotz Hochpreisstrategie derartige Marktanteile zu erringen. Dies nur auf den "Platform Lock-in" zu schieben (alle Geräte müssen von Apple sein, sonst verliert man zu viele Funktionen), wäre deutlich zu kurz gegriffen. Blickt man allerdings auf die von Apple erst kürzlich wieder beworbenen iPhone-Zufriedenheitswerte, so ist Zweifel angebracht. Wally Nowinski von PerfectRec hat Apples Angaben überprüft und legt in einer sehr ausführlichen
Betrachtung dar, warum von den angeblichen 99 Prozent wenig zu halten ist und wie Apple überhaupt auf jene Werte kommt.
Methodik in Zweifel zu ziehenAls Quelle führt Apple eine Befragung von 451 Research an und beruft sich eben nicht auf bekannte Aufstellungen wie den ACSI (American Customer Satisfaction Index) – wo das iPhone mit 81 Prozent zwar herausragende Werte erhält, aber eben nicht perfekte. Auch in anderen öffentlich einsehbaren Umfragen ist Apple weit von den Ergebnissen entfernt, die man vom erwähnten Marktforscher erhalten hat. Zweifel sei jedoch schon vor der eigentlichen Überprüfung der Methodiken geboten, so Nowinski. 99 Prozent Zufriedenheit gelte nämlich als statistisch nicht möglich. Mehrere Prozentpunkte gehen schon allein deswegen immer verloren, da Nutzer die Frage falsch verstehen oder nicht richtig beantworten (wollen). Dazu komme der Fakt, dass beim iPhone 14 zunächst schlechtere Werte als bei früheren Generationen zu ermitteln waren – gleichzeitig legte Apples angeführter Wert aber noch um einen Punkt zu.
Werden hier erwartete Ergebnisse geliefert?Aus diesen Gründen sei auszuschließen, dass die erwähnte Befragung auf Grundlage üblicher Verfahren und mit einer repräsentativen Gruppe durchgeführt wurde. Stattdessen lege die Eindeutigkeit der Ergebnisse wenig repräsentative Ausschnitte nahe, durchgeführt unter Tech-Liebhabern bzw. Early Adopters – also solchen Kunden, die sofort nach Vorstellung ungesehen zu einem Produkt greifen. Die vorliegenden Daten sprächen sehr stark dafür, dass Apple ein Marktforschungsunternehmen angeheuert hat, welches genau die erwarteten Resultate abliefert. Unter normalen Voraussetzungen könnten besagte 99 Prozent schlicht nicht zustande kommen. Genau deswegen, und nur deswegen, arbeite Apple aber wohl mit 451 Research zusammen.
Keine Reaktion von AppleEs bestehe kein Zweifel, dass Nutzer ihre iPhones lieben, aber das von Apple angeführte Maß sei unglaubwürdig und irreführend. Apple wollte sich auf mehrere Nachfragen hin nicht dazu äußern – obwohl die E-Mail laut Nowinski inzwischen 73 Mal geöffnet wurde. Man werde die Behauptung natürlich nicht an die Börsenaufsichtsbehörde melden, denn diese habe wahrlich wichtigere Dinge zu tun. Dennoch müssten außergewöhnliche Behauptungen auch außergewöhnliche Belege beinhalten, genau diese gebe es aber nicht. Stattdessen wiederhole Apple seit vielen Jahren immer wieder besagte Zahlen, trotz der Tatsache, dass der Wahrheitsgehalt mehr als zweifelhaft sei.