Vorwurf: Wie Apple angeblich Berufschancen ehemaliger Mitarbeiter sabotiert
Apple verweist wie wohl jeder Konzern von Weltrang auf eine offene Kommunikationskultur mit Mitarbeitern und möchte als Unternehmen wahrgenommen werden, das ein möglichst attraktives Umfeld für (potenzielle) Angestellte bietet. Die Kampagne #AppleToo passt nicht in dieses Bild: Einige Mitarbeiterinnen des Konzerns behaupten, Apple habe so einige Verfehlungen zu verantworten – und beziehen sich auf geschlechtsbezogene Gehaltsunterschiede und nicht zuletzt systematischen Sexismus. Eine der Galionsfiguren der Initiative ist die ehemalige Apple-Ingenieurin Cher Scarlett: Sie ging in den vergangenen Monaten hart mit dem Unternehmen ins Gericht. Nun lege Cupertino ihr bei der Suche nach einem neuen Arbeitgeber Steine in den Weg, so Scarlett.
Weitere Beschwerde gegen Apple bei der BörsenaufsichtVor wenigen Tagen wurde bekannt, dass die Finanzminister von acht US-Bundesstaaten einen Brief an die Börsenaufsichtsbehörde Securities and Exchange Commission (SEC) unterzeichneten und um Einleitung einer Untersuchung gegen Apple baten. Gegenstand der Ermittlung ist die Frage, ob das Unternehmen Verschwiegenheitserklärungen in Arbeitsverträge aufnahm, um Angestellte davon abzuhalten, etwaiges Fehlverhalten des Konzerns offen anzusprechen (siehe
hier). Nun ging eine neue Beschwerde bei der SEC ein: Wie die
Washington Post berichtet, intervenierte Cher Scarlett bei der Aufsichtsbehörde. Die Ingenieurin ist keine Unbekannte: Sie verließ im November 2021 Apple, nachdem sie aus ihrer Sicht ungerechtfertigte Gehaltsunterschiede kritisiert hatte. Aufgrund einer Eigenheit des Konzerns sei Scarlett nun mit einem Problem konfrontiert, welches künftige Beschäftigungsverhältnisse torpediere.
Cher Scarlett mit weiterer Kritik an AppleIn den USA ist es üblich, dass Unternehmen den Werdegang von Bewerbern in bestimmten Datenbanken überprüfen – und einen genauen Blick auf die Berufsbezeichnung werfen. Diese geben Aufschluss darüber, welche Position in der Hierarchie der Mitarbeiter einnahm – das kann beträchtliche Folgen aufweisen: Zwischen einem „Level 4“- und einem „Level 5“-Ingenieur liegen bisweilen einige hunderttausend US-Dollar Unterschied beim Jahresgehalt. Scarlett erklärt, dass Apple nach ihrem Weggang ihren Titel in „Associate“ geändert habe: Der Begriff gibt zu verstehen, dass ein Angestellter in seinem Aufgabenbereich weniger Verantwortung übernimmt – und dementsprechend auch weniger verdient. Scarlett habe eine Rücknahme dieser Änderung mit Apple erzielen wollen, allerdings habe ihr neuer potenzieller Arbeitgeber in der Zwischenzeit sein Angebot zurückgezogen. Die Ingenieurin behauptet nun, dass sie dies die Stelle gekostet habe.
Apple bestätigt entsprechende ÄnderungenTatsächlich bestätigt ein Sprecher des Konzerns, dass Apple bei jedem ehemaligen Angestellten die Bezeichnung „Associate“ hinzufüge. Laut Washington Post behaupten Experten, dass Apples Ansatz beispiellos und eigenwillig sei. Die #AppleToo-Mitbegründerin Janneke Parrish äußert ebenfalls Kritik: Apples Änderungen gehe mit „verheerenden Konsequenzen“ für ehemalige Mitarbeiter einher. Ihre Anwältin erklärte zudem, dass es sich möglicherweise um eine rechtswidrige Praxis handle.