Vorwurf unbegründet: Apple ließ Tidals Charity-Stream nicht unterbrechen
Wer am Freitagabend die Wohltätigkeitsveranstaltung des Rappers Lil Wayne per Live-Stream verfolgte und sich auf den Auftritt seines kanadischen Kollegen Drake freute, sah sich enttäuscht.
Der Stream brach ab, stattdessen sah man nur noch folgenden Text: „
Apple behindert das Künstlertum und wird diesem Künstler in diesem Stream nicht erlauben. Wir entschuldigen uns für die Unannehmlichkeiten durch Big Brother. Wir melden uns nach dem Auftritt wieder.“ Tidal, seines Zeichens Musikstreaming-Dienst des Rappers Jay-Z und damit neuerdings Apple-Konkurrent, organisierte den Live-Stream und zeigt sich auch für diesen Text verantwortlich. Mit der Realität hat er allerdings nichts zu tun.
Drakes Vertrag mit AppleRichtig ist: Apple hat einen 19 Millionen US-Dollar schweren Exklusivvertrag mit Drake für dessen neues Album. So wurde auch sofort behauptet, Tidal hätte auf 20 Millionen Dollar verklagt werden können, hätte es den Stream nicht unterbrochen (
). Allerdings untersagt jener Vertrag keinen Stream eines Live-Auftritts. BuzzFeed berichtet unter Berufung auf Eingeweihte (
), Apple habe auch entgegen den ersten Berichten nicht mit einer solchen Klage gedroht, sondern erst aus den Medien von Tidals Vorwurf erfahren.
Drakes Manager verbot den StreamUrheber des Streaming-Verbots war also nicht Apple, sondern Drakes Manager, der somalisch-kanadische DJ Adel Nur, besser bekannt unter seinem Bühnennamen Future the Prince. „Klipp und klar, 100%: Ich habe eine Geschäftsentscheidung getroffen. Apple hat gar nicht die Macht zu verhindern, dass wir an einem Live-Stream teilnehmen. Die Einzigen, die das können, sind Cash Money und Universal und die sind unsere Partner“, sagte er. Als Begründung für seine Geschäftsentscheidung gab er an, dass er keine Kontrolle über die Rahmenbedingungen gehabt habe. „Wir wollten sichergehen, dass uns der Stream auf die richtige Art und Weise darstellt. Wir hatten aber keinen Einblick darin, was sie [die Veranstalter] da taten.“ Also beschränkte sich Drake auf den Auftritt, ohne Streaming.
Tidals VerhaltenWarum aber behauptete Tidal dann öffentlich, Apple stecke dahinter? Future the Prince argwöhnt, Jay-Zs Streaming-Dienst habe einfach die Gelegenheit ausnutzen wollen, die Umstände öffentlichkeitswirksam umzudrehen - immerhin schien es, als werde eine wohltätige Musikveranstaltung zugunsten von Kindern, die durch den Hurricane Katrina in Mitleidenschaft gezogen worden waren, durch geschäftliche Interessen großer Konzerne beeinträchtigt. Es besteht allerdings auch einfach die Möglichkeit eines Missverständnisses. Tidal hat bis jetzt noch nicht auf Futures Erklärung reagiert.