WLAN-Tipp: Mit macOS-Bordmitteln live das Netz analysieren und den besten Empfang finden
Wenn es auf dem Mac WLAN-Probleme gibt, diese waren in den letzten Jahren leider oft unrühmliche Dauerbrenner, bietet macOS die "Diagnose für Drahtlose Umgebungen" an - mit meist wenig hilfreichen Trivialratschlägen. Was viele Nutzer allerdings nicht wissen: Das Tool ist erheblich leistungsfähiger als man denkt und bietet viele versteckte Hilfsmittel. Diese können auch bei der Frage helfen, wo ein WLAN-Router am besten positioniert werden sollte und in welchen Zimmern es zu Problemen kommen kann.
1) Netzwerkdetails und Leistung anzeigenDirekt über die Menüleiste lässt sich per Klick auf das WLAN-Symbol normalerweise nur anzeigen, welche drahtlosen Netzwerke momentan zur Verfügung stehen. Hält man allerdings vor dem Klick die Alt-Taste gedrückt, erscheint ein wesentlich umfangreicheres Menü. Dieses zeigt wesentliche Kennzahlen an - beispielsweise die aktuell mögliche Datenübertragungsrate, Signalstärke, Kanal und Störsignale. Auf der RSSI (Received Signal Strength Indicator) ist dort verzeichnet.
2) Viele Werte, aber was ist die Bedeutung von dBm, RSSI, Störsignal und Co.?Die Abkürzung "dBm" steht für Dezibel in Relation zu einem Milliwatt. Wenn Sie einen Blick auf die Leistungsdaten Ihres Netzwerks werfen, sehen Sie beispielsweise die Angabe "Störsignal: -97 dBm". Wer nun denkt, hohe negative Zahlen seien ein Grund zur Sorge: Genau das Gegenteil ist der Fall. -97 dBm sind in etwa 10 Bm, das Störsignal ist also 10^10 mal kleiner als ein Milliwatt. Anders verhält es sich beim RSSI, dem Received Signal Strength Indicator. Hier will man natürlich viel Signal haben - sprich, betragsmäßig kleine Werte. Ein RSSI von -47 dBm ist daher besser als -60 dBm.
Auf folgendem Bild ist abzulesen, wie stark sich die Signalqualität unterscheiden kann. Die Qualität ist das Verhältnis aus Signal zu Rauschen. Zunächst war der Mac mit dem normalen WLAN verbunden. Anschließend fand der Wechsel zum Personal Hotspot des iPhones statt, das direkt neben dem Mac liegt (die Qualität steigt). Packt man nun das iPhone teilweise in Alufolie ein, geht natürlich die Qualität massiv zurück. Der noch tiefere Ausschlag ganz rechts wird durch komplettes Einwickeln in Folie erreicht.
3) Leistung und Qualität als Live-AnzeigeVielen ist wahrscheinlich die Anzeige des Routers bekannt, welche Netze sich in der direkten Umgebung tummeln, auf welchem Frequenzband diese funken und welcher Kanal daher gewählt werden sollte - wenn dies nicht einmal täglich ohnehin schon automatisch erfolgt. Generell gilt, dass die Übertragungsrate massiv leidet, wenn mehrere Basisstationen denselben Kanal gewählt haben. Auf Messen kann man das Problem leicht beobachten: Baut jeder Messestand einen eigenen Router auf, überlagern sich die Kanäle zwangsläufig und die Bits tröpfeln nur noch ein wie zäher Honig.
Hier kommt nun eine enorm praktische, aber versteckte Funktion der "Diagnose für Drahtlose Umgebungen" zum Einsatz. Wenn Sie das Programm öffnen, befindet sich im Menüpunkt "Fenster" die Option "Leistung". Diese zeigt Ihnen in Echtzeit die aktuelle WLAN-Situation. Wer nun also überprüfen möchte, wie es um die Signalqualität in den verschiedenen Räumen des Hauses bestellt ist, muss sich lediglich das MacBook schnappen, durchs Haus wandern und dann die Veränderungen beobachten. Auf den ersten Blick wird dabei klar, wo bei der aktuellen Position des Routers mit Problemen zu rechnen ist.
4) Ein PraxisbeispielDie folgende Grafik zeigt den kurzen Spaziergang vom Büro am Ende des Ganges am Router vorbei durch die schwere Glastür und das Treppenhaus hinunter. Die Signalqualität ist natürlich direkt neben dem Router am besten. Bei unverändert niedrigem Störsignal (blaue Linie) steigt die Signalstärke (grüne Linie), weswegen die rote Linie beim Maximum angelangt ist. Beim zweiten Marker hat sich die Eingangstür zum Büro geschlossen, beim dritten Marker befindet sich das MacBook Pro exakt ein Geschoss unterhalb des Routers. Hier ist zwar noch Empfang, allerdings bei wesentlich geringerer Signalstärke. Zwei Stockwerke nach unten ist Schluss - die Verbindung reißt ab. Der Grund für den plötzlichen Anstieg kurz darauf: Das Notebook hat einen anderen Telekom-Hotspot gefunden und sich automatisch angemeldet. Nennenswerte Störsignale gab es offensichtlich nirgends.
5) Was sonst noch an Analysefunktionen bereitstehtDas Diagnoseprogramm bietet im Menü "Fenster" noch einige weitere Optionen, so zum Beispiel noch ausführlichere Informationen (Befehlstaste-1), Protokolle sowie den Scan (Befehl-4). Dort zu sehen sind detailliertere Daten der anderen Netzwerke im Umkreis sowie eine Empfehlung, welcher Kanal im 2,4-GHz- sowie im 5-GHz-Frequenzbereich empfohlen wird. Wenn sich viele drahtlose Netzwerke in unmittelbarer Entfernung befinden, so sollte jedes Netzwerk einen eigenen Kanal wählen - andernfalls sinkt die Datenübertragungsrate erheblich.
Normalerweise wählen Router automatisch denjenigen Kanal, der bislang noch nicht von anderen Stationen in Anspruch genommen wird. Wer manuell eingreifen will, findet die Option recht prominent in den Einstellungen des Routers: Im AirPort-Dienstprogramm unter "Drahtlos", dort dann "Optionen für drahtloses Netzwerk", bei der FritzBox unter "WLAN" und dann "Funkkanal".
Eine kontinuierliche Live-Anzeige als Überlagerung blendet im Diagnose-Programm das Tastenkürzel Befehl-7 ein, die ausführlichere Live-Anzeige als Fenster ist durch Befehl-5 zu erreichen. Um einen Netzwerk-Schnüffler einzurichten, der den Netzwerkverkehr genau mitprotokolliert, gibt es den "Sniffer" unter Befehl-6. Dieser speichert die Aufnahmedatei dann unter /var/temp ab.