Warnung vor "Chaos und Überwachung" – Cooks teils düstere Rede in Stanford
Tim Cook hatte erneut die Ehre, sich per Abschlussrede an die Absolventen einer namhaften Universität zu richten. Diesmal hielt er die "Commencement Speech" in Stanford, schlug dort aber ungewohnt düstere Töne an. Anstatt die eigene Branche in den höchsten Tönen zu loben, zeigte sich Cook ziemlich kritisch mit den Entwicklungen. Seiner Ansicht nach komme es immer mehr in Mode, weniger ehrliche Innovationen zu zeigen. Es vergehe kaum ein Tag, an denen Datendiebstahl, Abgreifen von Nutzerdaten, Hassreden oder Fake News nicht im Gespräch sind. Wer allerdings so eine "Chaosfabrik" errichte, dürfe nicht einfach jegliche Verantwortung von sich weisen.
Man kann Verantwortung nicht einfach von sich weisenGanz klar richtet sich diese Kritik an die Betreiber großer Plattformen, darunter auch Facebook sowie YouTube. Über Kanäle wie diese war es in diversen Wahlen der letzten Jahre erst möglich, massenhaft frei erfundene Berichte an die jeweils interessante Zielgruppe zuzustellen. Cook geht dabei auch auf die Tatsache ein, dass Neonazis oder "White supremacists" Freiheiten in den Netzwerken haben, die anderen Gruppen nicht zugestanden werden. Damit geht Cook auf Diskussionen ein, Facebook und Twitter müssten diese rechtsextremen Vereinigungen ebenso stark unter Kontrolle stellen, wie es bei anderen Gruppen mit Gewaltabsicht der Fall ist.
Die Freiheit des Menschen ist in GefahrMenschen sollen das massenhafte Datensammeln nicht als normal ansehen, warnt Cook. Das Silicon Valley wäre wohl niemals entstanden, hätte es von Anfang an diese Art der Überwachung gegeben. Sobald wir es akzeptieren, dass alles in unserem Leben zusammengetragen und weiterverkauft werden könne, dann verliere man die menschliche Freiheit. Das Thema "Überwachung" betreffe jedoch nicht nur Online-Anbieter, auch aus Regierungskreisen würden immer wieder Stimmen laut, man müsse sich stärkeren Zugang zu Nutzerdaten verschaffen – man erinnere sich an die seit Jahren laufenden Diskussionen bezüglich behördlich verordneter Sicherheitslücken in Messengern.
MotivationsredeNatürlich nimmt die Schelte nicht den ganzen Teil der Ansprache ein. Cook erzählt außerdem aus seinem Leben, seiner Kindheit im tiefsten Alabama – und was es bedeutet, ein "Builder" zu sein, also Sachen zu erschaffen und aufzubauen. Nicht den Traum einer anderen Person zu eben, nicht die Vorgänger nachzuahmen, denn dies erschaffe nur Schatten, in die man nicht genau passe. "Wenn eure Gelegenheit gekommen ist, und sie wird kommen, seid ihr nie ganz vorbereitet. Aber das sollt ihr auch gar nicht. Findet Hoffnung im Unerwarteten, findet Mut in der Herausforderung, findet Visionen auf dem einsamen Weg, lasst euch nicht ablehnen. (...) Seid anders! Hinterlasst etwas Wertvolles... und denkt immer daran, es nicht mitnehmen zu können, ihr müsst es irgendwann weitergeben. "