Warum Siri oft so dumm wirkt - und woran Apple arbeitet
Gerne wird bei der Demonstration von Sprachassistenten wie Siri, Cortana und Co. darauf verwiesen, dass auch komplexe Fragen bzw. lange Fragen zuverlässig interpretiert und ausgeführt werden können. Bei derlei Vorführung lautet der Sprachbefehl daher nicht "Wetter, Mainz", sondern eher "Siri, kannst du mir bitte sagen, wie morgen das Wetter in Mainz ist" oder "Siri, brauche ich morgen in Mainz einen Regenschirm?". Apple äußerte sich gegenüber The Verge nun zur Verwendung und Weiterentwicklung von Siri. Den Aussagen zufolge sind die zitierten Sprachbefehle allerdings eine Seltenheit. Nur einige hundert Anfragen pro Tag gehen über simple Zwei-Wort-Befehle hinaus - angesichts der Nutzerbasis von hunderten Millionen iPhones und iPads daher ein beinahe komplett zu vernachlässigender Nutzungsfall.
Warum Siri oft dumme Antworten gibtApple bezeichnet die Vielzahl an zum Teil langen, komplexe Anfragen als "Long Tail". Wer sich fragt, warum Siri bei derlei Sprachbefehlen oft relativ dumm wirkt und Probleme bei der Auswertung hat, erhält von Apple eine recht unverblümte Antwort: Auf "Long Tail" wird keine große Energie verschwendet. Nahezu alle Anwender setzen Siri ein, um Anrufe zu starten, Textnachrichten zu diktieren, Termine anzulegen oder Adressen abzufragen. Siri könnte zwar noch viel mehr leisten, sonstige Funktionen kommen beim Nutzer aber nicht an. Daher ist es wichtiger, sich auf den Haupteinsatzbereich zu konzentrieren und daran zu arbeiten, die am häufigsten genutzten Möglichkeiten zu verbessern.
Mossberg: Nicht einmal einfache Anfragen klappenDer renommierte IT-Journalist Walt Mossberg kritisiert in seinem
Artikel auf The Verge aber dennoch "Siris Dummheit". Selbst bei einfachen Anfragen kann Siri Informationen oft nicht korrekt zusammenfügen und muss sich konkurrierenden Sprachassistenten geschlagen geben. "Wie lange fahre ich bis zum Arbeitsplatz" führte zur Nachfrage, was denn die Adresse sei - obwohl Mossberg die Adresse als Visitenkarte bei sich abgelegt habe. Auf dem iPhone klappte es, auf iPad und Mac reproduzierbar nicht. Nach dem Wetter von Kreta gefragt, zeigte Siri das kleine Dorf Crete in Illinois an - dabei lautete die Frage explizit, wie das Wetter "on Crete" war, sich also auf die Insel bezog. Siri wusste zudem nichts über aktuelle Kandidaten der Kongresswahlen in den USA oder über Wahlkampfauftritte. Sämtliche Testfragen konnte Googles digitaler Assistent übrigens korrekt und fehlerfrei beantworten.
Apple hat das Problem erkanntVieles deutet darauf hin, dass Apple die Problematik erkannt hat. In den letzten Monaten intensivierte Apple die Forschung im Bereich Künstlicher Intelligenz erheblich, übernahm mehrere Unternehmen und warb Spezialisten ab. Ein beträchtlicher Teil dieser Forschung wird wohl Siri zugute kommen. Langfristig ist es nämlich nicht ausreichend, dass Sprachassistenten nur für einfache Aufgaben zu gebrauchen sind und sich ansonsten eher durch witzige Antworten auszeichnen. Seit iOS 10 ist Siri ein gutes Stück intelligenter geworden und kann mehr Informationen verknüpfen - bis man aber wirklich so weit ist, keine festen Formulierungen auswendig lernen zu müssen, die der Assistent dann versteht, muss noch ein weiter Weg gegangen werden.