Warum Snapshots keine Backups sind – aber sie gut ergänzen
Im allgemeinen Sprachgebrauch sind Schnappschüsse spontane Fotos, die einen Moment festhalten; der Mensch hinter der Kamera hatte dabei wenig Zeit für optimale Belichtung, Schärfe oder Bildkomposition. Bei Betriebssystemen friert ein Schnappschuss (engl. Snapshot) ebenfalls einen Moment ein. In diesem Fall dreht es sich allerdings nicht um eine denkwürdige Szenerie, sondern den aktuellen Zustand sämtlicher Dateien. Apples vor sieben Jahren eingeführte Dateisystem APFS integriert Fähigkeiten zum Anlegen und Verwalten von Schnappschüssen. Aktuelle Mac-Betriebssysteme legen stündlich Schnappschüsse an (sofern Time Machine aktiviert ist). Für Backup-Zwecke eignen sich APFS-Snapshots allerdings nur bedingt, wie ein
Blog-Artikel des Mac-Entwicklers Howard Oakley erläutert.
Den Löwenanteil eines APFS-Schnappschusses nehmen Informationen über Dateien und deren Lokalisierung auf dem Volume ein. Dieses Attribut namens „Extent“ stellt fest, auf welchen Speicherblöcken sich eine Datei zum Zeitpunkt der Schnappschuss-Erstellung erstreckte. Wird eine Datei später geändert, sichert macOS die veränderten Komponenten anderswo, auf freien Speicherbereichen. Solange ein Schnappschuss noch auf einen Block verweist, gibt macOS ihn nicht frei, der Dateninhalt bleibt erhalten, und der alte Zustand lässt sich wiederherstellen. Doch stellt dies keine Sicherungskopie dar – aus mehreren Gründen.
Alles auf demselben LaufwerkDie direkte Verknüpfung mit Speicherblöcken auf demselben Volume gibt bereits den entscheidenden Hinweis: Ein APFS-Schnappschuss bezieht sich immer auf das APFS-Volume, auf dem die aktuellen Daten liegen. Damit schützt der Schnappschuss-Mechanismus nicht vor einem Gerätedefekt oder -Verlust. Zudem stellt das Wiederherstellen eines bisherigen Schnappschusses stets eine Einbahnstraße dar: Neuere Schnappschüsse werden unweigerlich gelöscht. Drittens betreffen Schnappschüsse stets nur das Daten-Volume. Das System selbst ist auf einem isolierten Speicherbereich (Signed System Volume); somit kann man macOS selbst nicht auf einen vorigen Schnappschuss zurücksetzen.
In Einzelfällen ein RettungsankerAllerdings kann ein Schnappschuss in besonderen Fällen doch helfen, Daten wiederherzustellen – beispielsweise bei Ausnahmen vom Backup. Schließt man beispielsweise den Downloads-Ordner vom Time-Machine-Backup aus, werden dessen Inhalte trotzdem in Schnappschüssen gesichert. Darum kann man über sie Dokumente herstellen, die sonst verloren gingen. Im Festplattendienstprogramm lässt sich ein Schnappschuss öffnen; ein Finder-Fenster erlaubt das Stöbern im eingefrorenen Dateisystem.
Aktiviert man in Festplattendienstprogramm im Menü „Darstellung“ den Eintrag „APFS-Schnappschüsse einblenden“ und wählt das Laufwerk „Macintosh HD – Data“ aus, erscheint im unteren Bereich eine Liste der aktuellen Schnappschüsse. Ein Doppelklick öffnet ein Finder-Fenster, in dem sich verlorene Dateien aufspüren lassen.
Schnappschüsse haben auch NachteileIm Umkehreffekt bedeutet dies: Solange ein Schnappschuss existiert, lassen sich Objekte wiederherstellen, die explizit gelöscht und nicht per Time Machine gesichert wurden. Das klappt natürlich nur mit aktiviertem Volume – ein per FileVault gesichertes Volume erlaubt ohne Admin-Kennwort keinen Zugriff auf Schnappschüsse und deren Inhalt. Wer viel mit Virtuellen Maschinen (VMs) arbeitet, dürfte zudem einen starken Anstieg an Festspeicherbedarf feststellen, da Schnappschüsse die Zustände von VM-Images ebenfalls erfassen. In diesem Fall rät Oakley, auf ein zusätzliches Volume auszuweichen.