Warum das erste iPhone so langsam war - und wie wichtig Apples Chip-Entwicklung wurde
Das erste iPhone revolutionierte zwar einen gesamten Markt, brachte aber
dennoch auch ausgeprägte Schwächen mit, derer sich Apple voll bewusst war. Dazu zählte das Fehlen einer Front-Kamera, recht niedrige Akkulaufzeit, langsame Mobilfunkanbindung (nur EDGE statt UMTS) sowie zu schwache Rechen- und Grafikleistung - verglichen mit dem, was Apples interne Ziele eigentlich vorsahen. Einem Apple-Ingenieur zufolge konnte man zwar bahnbrechende neue Lösungen umsetzen - hätte jedoch noch weit mehr auf die Beine stellen können, wäre man nicht auf bestimmte Drittanbieter-Chips beschränkt gewesen, die Leistung und Zusammenspiel stark limitierten. Beispielsweise kamen wesentliche Chips von Samsung ansonsten nur in DVD-Playern zum Einsatz und waren gar nicht für den Telefonmarkt konzipiert. Bei Apple kristallisierte sich daher sehr schnell die Entscheidung heraus: Wir benötigen eigene Chips!
Eine riskante Entscheidung - Silizium verzeiht nichtSteve Jobs erkannte nach den ersten Erfahrungen mit dem iPhone, dass man dringend selbst in die Chip-Entwicklung einsteigen müsse, da es ansonsten langfristig nicht möglich sei, ein einzigartiges Produkt zu erschaffen, dass sich von der Konkurrenz absetzt. Die Entscheidung war mit zahlreichen Risiken verbunden, denn Apple hatte bis dato noch keine ausgeprägten Erfahrungen mit Chip-Entwicklung für Mobilgeräte - dennoch wollte man die wichtigsten Komponenten so weit es ging aus dem eigenen Hause stammen lassen. Apples neuer Senior Vice President of Hardware Technology, Johny Srouji,
erklärt: "Wenn Software Fehler aufweist, dann veröffentlicht man einfach ein Update. Tritt jedoch bei Hardware ein technischer Fehler auf, so bedeutet dies "Game over". Silizium verzeiht nicht".
P.A. Semi steuert dringend benötigtes Fachwissen beiApple war sich bewusst, in Konkurrenz zu anderen großen Chip-Spezialisten zu treten, die einige Milliarden Dollar pro Jahr in Chip-Entwicklung investieren und viele Jahre Vorsprung mitbringen. Zwar hatte sich Apple schon häufiger bei Chip-Entwicklung mit eingebracht - das Ziel, so unabhängig wie möglich zu werden, war jedoch neu. Die Übernahme von P.A. Semi im Jahre 2008 sicherte Apple viel technisches Wissen und Personal, ohne das man wohl nicht so schnell zu Resultaten gekommen wäre. Schon 2010 kam mit dem A4 der erste Prozessor auf den Markt, bei dem Apple auf Grundlage eines modifizierten Referenzdesigns eigene Verbesserungen umsetzte.
Apples erster eigener Chip - ein modifziertes ARM-Design
Nach iPhone- auch iPad-ProzessorenAb der dritten Generation des iPads setzte Apples hauseigenes Chip-Team darauf, dem iPad nicht iPhone-Chips zu spendieren, sondern leistungsfähigere Prozessoren für das Tablet zu entwickeln. Den Anfang machten A5x und A6x, die ihren A5- und A6-Brüdern leistungsmäßig voraus waren. Apple konnte jene Chips fortan noch gezielter für die jeweiligen Plattformen entwickeln und sicherheitskritische Funktionen wie Touch ID oder Apple Pay umsetzen, ohne dass dazu andere Hersteller mit ins Boot geholt werden mussten.
Ein Teststand in Apples Chip-Laboren
Große Leistungssprünge und 64 BitEin wesentlicher Schritt, der Apple von der Konkurrenz abhob, war die Einführung des 64-Bit-Chips A7 - der erste 64-Bit-Prozessor in einem Smartphone. Der momentan leistungsfähigste A-Prozessor ist der A9x aus dem iPad Pro. Für Apples Chip-Team boten sich dabei besondere Herausforderungen. Beim iPad Pro kam es zu Verzögerungen und Apple konnte nicht wie geplant im Frühjahr 2015 mit dem Verkauf beginnen. Die Verschiebung um ein halbes Jahr hätte jedoch auch bewirkt, dass der eigentlich angedachte Chip (A8x) nicht schneller als der A9 des iPhone 6s gearbeitet hätte. In nur sechs Monaten musste die Abteilung daher einen neuen Chip konzipieren und zur Marktreife bringen, nämlich den A9x. Dass Johny Srouji und sein Team diese Mammutaufgabe erfolgreich schulterten, war wohl auch ein Grund dafür, warum Srouji Ende 2015 zum Senior Vice President befördert wurde (Porträt von Johny Srouji:
)