Warum iPhones gedrosselt werden: Apple rechtfertigt sich vor kanadischem Parlament
Die Affäre um die bei einem schwachen iPhone-Akku automatisch gedrosselte Systemleistung des Smartphones ist für Apple noch nicht ausgestanden. In mehreren Ländern laufen diesbezügliche Sammelklagen gegen das Unternehmen aus Cupertino. Vor dem kanadischen Parlament äußerte sich jüngst Jacqueline Famulak, Apple Manager of Legal and Government Affairs, darüber, welche Absichten Apple mit der iPhone-Drossel verfolgt.
„Apple verkürzt nicht absichtlich die Lebensspanne eines Produkts“Famulaks
Statement knüpft an die Argumentation an, die das Unternehmen schon in den USA vorbrachte: „Apple würde nie absichtlich etwas tun, das die Lebensspanne eines unserer Produkte reduziert oder das Nutzungserlebnis vermindert, um Kunden zum Neukauf zu bewegen.“ Vielmehr gehe es dem Unternehmen darum, Spitzenprodukte auf den Markt zu bringen. Der Kunde stehe immer im Mittelpunkt.
Die Drossel sei implementiert worden, um bei älteren iPhones mit schwachen Akkus ein plötzliches Ausschalten des Geräts zu verhindern. „Smartphone müssen zu jeder Zeit unverzüglich vom Akku mit Energie beliefert werden, um optimal zu funktionieren. Wenn eine Lithium-Ionen-Batterie altert, reduziert sich ihre Fähigkeit, eine Akkuladung zu halten und das jeweilige iDevice mit Energie zu versorgen. Auch sehr kalte Temperaturen können sich negativ auswirken.“ Dies betreffe nicht nur iPhones, sondern alle Smartphones, in denen Lithium-Ionen-Batterien zum Einsatz kommen.
Kunden sollen vor Fehlfunktionen geschützt werden„Wenn die Energiezufuhr wegen eines nachlassenden iPhone-Akkus nicht mehr ausreicht, schaltet sich das jeweilige Gerät automatisch aus, um die Elektronik vor zu niedriger Spannung zu schützen. Da wir nicht möchten, dass unsere Kunden von solchen Ausfällen betroffen sind, haben wir eine Power-Management-Software entwickelt, die die Balance zwischen dem Energiebedarf und der verfügbaren Strommenge hält.“ Damit solle das plötzliche Ausschalten von iPhones im Betrieb verhindert werden. Apple habe beim Update auf iOS 10.2.1 auf entsprechende Systemänderungen hingewiesen.
Dazu muss gesagt werden: In der damaligen Updatebeschreibung war lediglich die Rede von einer „Verbesserung des Power Managements, um bei Spannungsspitzen das unerwartete Ausschalten des iPhone zu verhindern“. Die damit verbundene Leistungsdrossel erwähnte Apple nicht.
Famulak nannte das noch bis Jahresende laufende, preisvergünstigte Akku-Austauschprogramm für ältere iPhones als Reaktion des Konzerns auf die Nutzerbeschwerden. Zudem liefere iOS 11.3, das im „im Frühjahr“ veröffentlicht werde, eine Infoanzeige über den Akku-Zustand des jeweiligen iPhones. Zusätzlich gebe es die Möglichkeit, die Drossel unter der Inkaufnahme von möglichen Komplikationen abzustellen.
In Kanada steht Apple womöglich eine Untersuchung seitens der Behörden ins Haus, die sich mit dem Vorgehen des Unternehmens rund um die iPhone-Drossel beschäftigt. Auch in den USA und anderen Ländern werden entsprechende Maßnahmen erwogen.