Wechsel auf 64-Bit: QuickTime endgültig vor dem Aus
Apple stellte QuickTime vor 27 Jahren erstmals vor und erlaubte so das Abspielen und Bearbeiten von Filmen mit diversen Video-Codecs - damals eine echte Neuerung. Beim Wechsel vom klassischen Mac OS auf Mac OS X übernahm Apple QuickTime fast unverändert - mit dem Vorteil, dass alle Codecs wie auch Programme, die QuickTime nutzen, einfacher für Mac OS X angepasst werden konnten. Sogar eine Windows-Variante stand kurze Zeit später zur Verfügung (1992) und wurde erst kürzlich (2016) offiziell eingestellt.
Seit Mac OS Snow Leopard ist es möglich, 64-Bit-Programme samt Benutzeroberfläche auf dem Mac zu entwickeln. Dabei stehen dem Programmierer so gut wie alle Entwicklerframeworks zur Verfügung - QuickTime ist hier eine Ausnahme, das Framework wurde nie als 64-Bit-Version vorgestellt. Eine Umstellung auf 64-Bit hätte dazu geführt, dass auch die gesamten Codecs umständlich hätten angepasst werden müssen.
Mit Mac OS Lion portierte Apple die von iOS bekannte AVFoundation auf den Mac - eine neue Programmierbibliothek, um Videoprogramme zu schreiben. Die AVFoundation ist ein modernes und sehr performantes Framework, bringt allerdings nicht alle Features von QuickTime mit. So fehlt zum Beispiel die Möglichkeit vollständig, dass Entwickler eigene Video-Codecs anbieten können, um diese von allen AVFoundation-basierenden Programmen nutzbar zu machen. QuickTime unterstützte eine Plugin-Architektur, so dass Entwickler eigene Codecs in anderen Apps zur Verfügung stellen konnten.
Mit der Vorstellung er AVFoundation stufte Apple das klassische QuickTime als "Deprecated" ein - dies bedeutet, dass Apple QuickTime zukünftig nicht mehr unterstützen wird und Entwickler auf Alternativen ausweichen sollen. Schon jetzt ist es nicht mehr möglich, Apps, die QuickTime einsetzen, im Mac App Store zu veröffentlichen: Seit 2013 verweigert Apple die Aufnahme von QuickTime-basierten Apps im Mac App Store.
Das klassische QuickTime wurde mit dem QuickTime Player ausgeliefert - einem Programm, um Videos abzuspielen und kleine Bearbeitungen des Filmmaterials auszuführen. Das Programm war ähnlich zur macOS-App "Vorschau" - es bot trotz des irreführenden Namens eine Menge an praktischen Funktionen zum schnellen Bearbeiten von Filmen an. Damals verkaufte Apple eine Pro-Version von QuickTime, welche den Player um einige weitere Funktionen erweiterte. Apple bestätigte nun auch offiziell über den hauseigenen Bug Reporter, dass der klassische QuickTime Player, und somit auch QuickTime an sich, nicht auf 64-Bit portiert wird.
Der Nachfolger des QuickTime Players, QuickTime Player X, basiert auf der AVFoundation und ist eine vollwertige 64-Bit-Anwendung, bringt aber deutlich weniger Funktionen mit als der alte Player. Noch immer kann aber der alte QuickTime Player in Version 7.6.6
von den Apple-Support-Seiten heruntergeladen werden.
Sobald Apple wahrscheinlich mit macOS 10.14 oder 10.15 die
Unterstützung für 32-Bit-Programme auf Macs streicht, können keine älteren Apps, die noch QuickTime nutzen, mehr ausführbar sein. Mit einem QuickTime-Codec erstelltes Filmmaterial kann höchstwahrscheinlich auch weiterhin in macOS 10.14 oder 10.15 in ein mit der AVFoundation kompatibles Format umgewandelt werden.