Weg mit dem Lärm: B&W PX Bluetooth-Kopfhörer mit aktiver Geräuschkompensation im Test
B&W PX – Praxis und KlangBei der Einrichtung und allgemeinen Bedienung unterscheidet sich der PX nicht von seinen Geschwistern. Zum (manuellen) Ein- und Ausschalten gibt es einen gefederten Schiebeschalter, der zurück in seine Ausgangsposition schnappt, wenn man ihn loslässt. Man muss ihn nur einmal kurz schieben, um den PX ein- oder auszuschalten. Denselben Schalter kann man aber auch drücken. Gleichzeitiges schieben und eindrücken aktiviert das Bluetooth-Pairing. Darüber hinaus gibt es noch eine Taste, mit der sich die ANC-Funktion an- und abschalten lässt, sowie drei deutlich fühlbare Tasten zur Musiksteuerung und Gesprächsannahme. An die Funktionen gewöhnt man sich schnell und die Bedienung geht unkompliziert von der Hand.
Die sensorgesteuerten Funktionen für Play/Pause und Standby erweisen sich als äußerst nützlich. Setzt man den PX auf, muss nicht erst die Powertaste genutzt werden. Es ertönt sofort der Einschalt-Sound und die Quittung, dass das Gerät verbunden ist – sofern ein gepaartes Device in Reichweite ist, natürlich. Und beim Abnehmen braucht man auch nicht daran zu denken, den PX manuell auszuschalten. Das wird in der Praxis ja häufiger mal vergessen und beim nächsten mal aufsetzen ist dann womöglich der Akku leer. Nichts so beim PX. Leider gibt es nicht wie beim beyerdynamic Aventho und einigen anderen BT-Hörern eine klare (meist englisch) gesprochene Ansage, die beispielsweise beim Einschalten den Akkustand nennt. Die Hinweis-Töne des PX reichen aber in der Regel aus.
Die Ohrpolster aus Kunstleder werden übrigens, wie bei B&W üblich, magnetisch gehalten und können bei Bedarf einfach ersetzt werden. Sie umschließen die Ohrmuscheln recht eng und haben eine ziemlich schmale Auflagekante. Zusammen mit dem recht hohen Anpressdruck könnte das manchem Träger als etwas zu viel des Guten vorkommen. Aber dafür ist der Sitz auch bei hektischen Kopfbewegungen sehr sicher. Deutlich sicherer, als bei allen mir bekannten On-Ears.
Bei den Treibern setzt B&W wie zuvor beim Spitzenmodell P9 Signature auch im PX auf Kolbenhub-Membranen mit eigener Sicke als Aufhängung. Die Chassis mit 40mm Durchmesser sind leicht schräg eingesetzt, was für eine bessere Räumlichkeit sorgen soll.
Der PX unterstützt, wie der kürzlich getestete Aventho Wireless, das Bluetooth-Protokoll aptX HD, welches Übertragungen bis 24 Bit und 48 kHz erlaubt. Aktuell ist aptX HD noch nicht sehr verbreitet und es gibt dementsprechend nur wenige Quellen, mit denen es genutzt werden kann. Apple ist derzeit weder mit macOS noch mit iOS dabei. Dafür wird am Mac das normale aptX und an iDevices das klanglich etwa ebenbürtige AAC unterstützt. Auf das am schlechtesten abschneidende Basisprotokoll SBC muss die Übertragung also in keinem Fall zurückfallen.
Äußerst positiv: Wie erst kürzlich der beyerdynamic Aventho erweist sich auch der PX im Betrieb als äußerst Rauscharm, was er u.a. seiner modernen Digitaltechnik mit Upsampling aller Signale auf satte 768kHz Samplingfrequenz und einer guten Analogstufe zu verdanken hat. Allerdings gilt das nur, solange die aktive Geräuschunterdrückung nicht aktiviert ist. Die induziert nämlich einen vernehmbaren Rauschteppich von unterschiedlicher Charakteristik, je nach gewähltem Profil. Die Profile „Stadt“ und „Flug“ verursachen ein frequenzmäßig höheres Rauschen, der Modus „Büro“ ein dunkleres. Zur Ehrenrettung sei aber gesagt, dass das Grundrauschen auch mit aktiviertem ANC hier deutlich geringer ausfällt, als bei anderen mir bekannten ANC-Kopfhörern. Am unauffälligsten ist das Rauschen im Modus „Büro“ mit normaler Intensitätseinstellung. Allerdings ist damit auch die Wirkung am geringsten.
Die Effizienz der B&W Geräuschunterdrückung ist nach meinem Dafürhalten insgesamt eher durchschnittlich. Ich habe schon wirkungsvollere geräuschunterdrückende Kopfhörer aufgehabt. Ein bisschen hängt das allerdings auch von der in der App eingestellten Stärke ab, doch alles in allem hätte ich mir ein wenig mehr Dämpfung gewünscht – egal in welchem Modus. Vor allem der Büro-Modus zeigt nur wenig Wirkung.
Klang allgemeinIch weiß, dass manche gerne ausführliche Klangbeschreibungen mit vielen Musikbeispielen lesen, wie es auch in diversen HiFi-Magazinen oft der Fall ist. Aber das bringt aus meiner Sicht nur dann etwas, wenn es besonders außergewöhnliche Eigenschaften des Klangs zu beschreiben gibt. Nicht, dass der PX irgendwie nur durchschnittlich klingen würde und es deshalb nicht der Rede wert wäre. Keineswegs! Aber es braucht keine tausend Worte mit einem dutzend Musikbeispielen, um den PX zu beschreiben.
Der Klang ist vollmundig und warm, zugleich sehr fein aufgelöst, dabei nie lästig sondern stets angenehm „britisch royal“ und mit einem satten, aber nie übertriebenen Bassfundament. Typisch B&W! Sehr gut gelungen ist auch seine räumliche Abbildung. Für einen geschlossenen Kopfhörer wirkt der PX sehr luftig. Wer einen helleren, etwas klareren Klang sucht, sollte sich zum Beispiel bei beyerdynamic umhören, doch wer zuvor schon mal andere B&W-Kopfhörer gehört und diese zu schätzen gelernt hat, der weiß ungefähr, was ihn mit dem PX erwartet. Zwar nicht auf dem Niveau eines P9 Signature, doch mit dem P7 kann der PX meiner Meinung nach sehr gut mithalten. Im Vergleich zum Aventho sind die Klangfarben des Heilbronners etwas natürlicher, aber das ist auch ein wenig Geschmacksache. Beide Kopfhörer spielen ansonsten auf einem ähnlich hohen Niveau.
Klang mit ANCWäre noch die Frage zu klären, ob der Klang tatsächlich nicht von der Geräuschunterdrückung beeinträchtigt wird, wie von B&W behauptet. Nun, ganz so weit würde ich nicht gehen. Zunächst ist da nach wie vor das Problem mit dem Rauschen bei aktivem ANC. Das ist zwar weniger ausgeprägt, als bei anderen mir bekannten ANC-Hörern, aber auch beim PX deutlich vernehmbar. Bisherige ANC-Lösungen haben den Klang aber auch auf andere Weise beeinträchtigt. So klingt es mit ANC in der Regel gebremster und in der Dynamik komprimiert. Je nach Stärke des vom ANC erzeugten Gegenschalls kann der Musikspaß dadurch leiden oder sogar völlig flöten gehen. Beim PX ist dieses Phänomen tatsächlich deutlich geringer ausgeprägt, aber auch nicht vollständig abwesend. Ganz ohne Klangeinbußen durch ANC geht es also auch hier nicht.