Weg von China: Apple und Co. beginnen mit Abwanderung – Apple passte sogar Hardware dafür an
Über viele Jahre hinweg war China das naheliegendste Land, um Elektronikartikel in großen Stückzahlen herzustellen. Apple setzte vor allem seit dem ersten iPhone auf Foxconn und eine Fertigungsexpertise, wie man sie anderorts nicht finden konnte. Doch nicht nur aus rein technologischen Blickwinkeln gesehen, auch hinsichtlich der Kostenstruktur konnte China den Herstellern sehr viel bieten. Dadurch entstand allerdings große Abhängigkeit, denn wenn sich alle Anbieter auf die dortigen Fertiger konzentrieren, entsteht in anderen Regionen nur schwerlich konkurrenzfähige Infrastruktur.
Chinas Politik sorgt für instabile LieferkettenDie Folgen davon lassen sich spätestens seit dem vergangenen Jahr beobachten. Ein wesentlicher Grund für die aktuellen Liefer- und Chip-Engpässe ist in China zu suchen. Während das erste Corona-Jahr trotz wochenlanger Zwangspausen noch recht gut zu bewältigen war, verdüsterte sich die Lage seit Sommer 2021 zunehmend. Immer wieder mussten ganze Regionen in den vollständigen Lockdown und Fertiger ihre Produktion stilllegen, selbst wenn es nur vereinzelte Infektionen gab. Für Apple bedeutete das im April, fast drei Wochen lang keine Notebooks mehr produzieren zu können.
Tech-Riesen arbeiten allesamt an AlternativenInzwischen hat daher eine Abwanderungsbewegung
eingesetzt. Schon länger vertritt Apple die Position, Fertigung stärker diversifizieren zu müssen, um nicht zu stark von einzelnen Standorten abhängig zu sein. Aus diesem Grund sucht Cupertino verstärkt nach Zulieferern, die eben nicht aus China stammen. Weiterhin ist China am wichtigsten, doch Taiwan und neuerdings Vietnam holen erheblich auf. Bei Apple läuft derzeit beispielsweise eine Probephase, um sowohl MacBooks als auch die Apple Watch (teilweise) aus China abzuziehen und stattdessen in vietnamesische Fabriken zu investieren. Selbiges trifft auf den HomePod zu. Dazu waren allerdings Anpassungen an der MacBook-Hardware erforderlich, denn diese musste modularer gestaltet sein, um die Fertigung zu vereinfachen.
Als Cook vor einigen Jahren Foxconn besuchte, war noch alles im Lot
Statt China ist Vietnam der neue HoffnungsträgerNicht nur Apple, andere Tech-Riesen arbeiten derzeit ebenfalls mit Nachdruck daran, sich stärker von China zu lösen. Amazon, Dell und Google investieren genauso in den teilweisen Vietnam-Umzug wie zahlreiche weitere Elektronikhersteller. Der Hoffnung auf eine stabilere Situation, auch aufgrund diversifizierter Fertigung, stehen allerdings einige Nachteile entgehen. Technologisch ist Vietnam China deutlich unterlegen und hochkomplexe Produktion ist daher weiterhin nur in chinesischen Anlagen möglich. Gleichzeitig bietet China den Vorteil günstigerer Preise – ein in Vietnam gefertigtes MacBook soll Apple ein gutes Stück mehr kosten, als käme es wie bislang von Quanta aus China.
...und dennoch bleibt Foxconn das Unternehmen der StundeBlickt man allerdings auf die Partner, welche in Zukunft verstärkt für Fertigung außerhalb Chinas verantwortlich sein sollen, findet man vor allem einen Namen: Foxconn. Das Unternehmen expandiert seit Jahren und will ein weltweites Netz aufspannen, zumindest aber auf jedem Kontinent vertreten sein. Dies trifft neben Ländern Südamerikas beispielsweise auch auf Apples Heimatland zu. So wurde im vergangenen Jahr bekannt, dass Foxconn in den USA als Automobilfertiger auftreten will – angeblich gibt es diesbezüglich Gespräche mit Apple. Sollte das Apple Car wirklich auf den Markt kommen, wäre der US-Ableger von Foxconn ein mehr als naheliegender Partner.