Weiterer Bericht: Apple-Modems ab 2023 – Angriff auf einen zusätzlichen Milliardenmarkt
Apples Fortschritte auf dem Chip-Markt werden nicht erst seit der Vorstellung der ersten M1-Macs bewundert. Schon bei iPhone und iPad bewies Apple Jahr für Jahr, wie erfolgreich die hauseigene Chip-Abteilung werkelte und innerhalb von zehn Jahren aus einem Tablet-/Smartphone-Chip die bekannten Desktop-Varianten zauberte. Etwas weniger medial begleitet ist allerdings ein anderes Großprojekt, dessen Komplexität auf Augenhöhe mit CPUs und GPUs liegt. Die Entwicklung eines eigenen Modems gilt als offenes Geheimnis, welches Apple zwar nie offiziell bestätigte, allerdings mehr als eindeutige Hinweise lieferte. So will Apple eine weitere Komponente des iPhones in Eigenregie stemmen und hatte sich dafür einen mehr als ambitionierten Zeitplan gesetzt. Ein weiterer Bericht geht nun davon aus, dass es 2023 so weit ist – nur sechs Jahre nach Projektstart.
Eigene Zyklen – und Möglichkeiten, sich abzuhebenWie das Wall Street Journal
ausführt, handelt es sich nicht nur um die Entwicklung irgendeines Chips – stattdessen greift Apple einen Multimilliarden-Markt frontal an. Bislang ist so ziemlich jeder Smartphone-Hersteller Qualcomm-Kunde und muss aus dem Portfolio des Chip-Spezialisten wählen. Dies sichert ausgereifte, zuverlässige Chips, bietet aber gleichzeitig wenig Möglichkeiten der Differenzierung. Genau dort könnten Apples Pläne ansetzen. Traditionell ist Apple nur höchst ungern von Zulieferern abhängig, da Release-Zyklen dann von außen diktiert werden. Eigene 5G-Modems würden hingegen nicht nur freiere Planung der Roadmaps, sondern auch einzigartige Funktionen bieten – beispielsweise mehr Effizienz. Dies geht mit günstigeren Preisen einher, denn Qualcomm lässt sich die Expertise weiterhin fürstlich bezahlen.
Qualcomm geht von Erfolg des Apple-Projekts ausMit der 2019 erfolgten Übernahme der Modem-Abteilung von Intel stießen mehr als 2000 Mitarbeiter zu Apple. Angeblich lief die Modem-Entwicklung 2017 an, nachdem sich Apple immer unzufriedener mit Qualcomm gezeigt hatte. Die für 2023 geplante Markteinführung Apple-eigener 5G-Chips lässt sich auch dem Geschäftsbericht Qualcomms entnehmen. Dort ist die Rede davon, man werde 2023 20 Prozent der Apple-Modems liefern – 2022 waren es noch 100 Prozent. Spannend bleibt hingegen, welche Art der Integration Apple wählt. So hieß es vor wenigen Monaten, Apple wolle die 5G-Funktionalität nicht mit kommenden A-Chips verschmelzen, möglicherweise aus Sorge vor zu hohem Ausschuss.
Intel scheiterte an der KomplexitätSofern sich die Berichte bewahrheiten, wäre Apple ein weiteres Chip-Projekt geglückt, an dem sich Intel die Zähne ausbiss – der Verkauf der Chip-Abteilung erfolgte auch deswegen, da Intel keine Erfolge vorzuweisen hatte. Die Hardware selbst ist gar nicht einmal die größte Herausforderung, stattdessen machen andere Aspekte die Entwicklung eines Mobilfunkchips außerordentlich schwierig. Jedes Mobilfunknetz der Welt weist gewisse Eigenheiten auf. Ein Smartphone-Modem muss aber nicht nur jegliche Konstellation unterstützen, sondern gleichzeitig noch Rückwärts-Kompatibilität zu alten Standards beibehalten.