Welches Ziel verfolgt Apple im TV-Markt?
Während sich Phil Schiller vor die Presse stellte, um zu versichern, dass Apple für den Mac eine Zukunft sieht, stellen Pressevertreter diese Frage mittlerweile auch beim Apple TV. Die neue App "TV", die vorerst nur in den USA erhältlich ist und dort das Online-Angebot von Kabelanbietern zusammenfasst, löst wenig Begeisterung aus. Ohne Netflix und andere großen Streaming-Anbieter ist ihrer Ansicht nach der Ansatz zum Scheitern verurteilt. Erschwerend kommt noch hinzu, dass der verantwortliche Internet-Chef Eddy Cue laut Berichten nicht nur geringe Verhandlungsbereitschaft
zeigen soll, sondern auch Eigenproduktionen durch Apple weitestgehend
ausgeschlossen hat.
Content is KingNach Ansicht von Yoni Heisler von BGR verkennt Apple damit die Situation auf dem TV-Streaming-Markt der zurückliegenden drei Jahre. Nachdem die Verhandlungen mit Medienunternehmen über Film- und Serienpakete im Apple-Abonnement
gescheitert sind, bedarf es seiner Ansicht nach nicht einer "TV"-App, sondern exklusiver Inhalte. Erst durch exklusive Filme und Serien seien Amazon, HBO und Netflix in der Lage, gegen die Größen im klassischen TV-Geschäft zu bestehen und Abonnenten an sich zu binden. An den Produktionskosten von bis zu 60 Millionen US-Dollar pro Staffel (Game of Thrones) kann es Heisler zufolge aber nicht liegen, dass Apple mit einem Barvermögen von mehr als 270 Milliarden US-Dollar auf diese Möglichkeit verzichtet.
Fehlendes Interesse & UnverständnisSo liegt seiner Ansicht nach der Verdacht nahe, dass man bei Apple entweder kein Interesse mehr am Apple TV hat und/oder den TV-Markt mit den Erwartungen an ein Apple TV nicht versteht. Es reiche nicht aus, wenn das Apple TV 4 mit der Aussage vorgestellt wird, für Apple kein "Hobby" mehr zu sein - eine Bezeichnung, die der verstorbene Apple-CEO Steve Jobs bei den vorherigen Generation noch verwendet hatte. Dahinter müsse auch ein Konzept stehen, welches Nutzer zufrieden stellen könne. Wichtig seien neben einer ausreichend guten Benutzerführung auch die Inhalte, die mit dem Gerät zur Verfügung stehen.
Siri Remote - schön anzusehen, schlecht zu bedienenDoch schon die Siri Remote zeigt
laut Heisler, dass das Apple TV 4 den Anforderungen im TV-Markt nicht gerecht werden kann. Das Zitat von Apples ehemaligen Werbeberater Ken Segall
unterstreicht dies: "Die Siri Remote ist ein wunderschön gestaltetes Objekt - sie ist nur eine schrecklich entworfene Fernbedienung." Während die Maxime "dünner & leichter" bei der Entwicklung mobiler Geräte vielleicht passend sein mag, ist sie bei einer Fernbedienung aufgrund von Gewicht und Haptik fehl am Platz, führt Heisler aus.
Keine 4K-Unterstützung, TV-Serien für Apple MusicHinzu komme, dass das im Herbst 2015 erschienene Apple TV 4 trotz technischer Möglichkeiten kein 4K unterstützt. Diese strategische Entscheidung hängt damit zusammen, dass Apple bislang keine 4K-Inhalte anbieten kann. Dazu müsste Apple passende Inhalte einkaufen oder selbst produzieren. Bei Produktionen liege der Fokus jedoch auf dem Musik-Streaming-Dienst Apple Music, dessen Abo-Modell im kommenden Jahr mit den drei TV-Serien "Carpool Karaoke", "Vital Signs" mit Dr. Dre sowie "Planet of the Apps" flankiert werde.
Für das Apple TV scheint bei Apple dagegen niemand zu brennen. Obwohl die TV-Strategie einer dringenden Korrektur bedarf, scheitert dies bei Apple offensichtlich schon am richtigen Personal, um die Set-Top-Box attraktiver zu gestalten, so Heisler.