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Werbeverbände kritisieren Apple: Privacy-Features in iOS 14 gehen zu weit

Apple hat in iOS 14 abermals die Privatsphäre-Regeln für Apps verschärft und neue dazugehörige Einstellungen implementiert. Bei der Bewertung der erneuten Datenschutz-Offensive kommt es auf die Perspektive an. Während sich viele Anwender über den stärkeren Schutz ihrer Nutzerdaten freuen dürften, sieht es bei Werbetreibenden und damit verbundenen Branchen anders aus. Eine Gruppe europäischer Verbände für Digital-Marketing kritisiert das Unternehmen scharf für die genannten Features von iOS 14. Die zum Teil von Google und Facebook unterstützten Zusammenschlüsse befürchten wegbrechende Tracking-Möglichkeiten.


16 europäische Verbände des Digital-Marketings gegen Apple
Die insgesamt 16 Zusammenschlüsse der Marketing-Industrie stören sich an der neuen Hürde, welche die kommenden Version von Apples mobilem Betriebssystem für werbebezogenes Tracking bereitstellt. Bemängelt wird die Warnmeldung an sich und die mangelnde Konfigurierbarkeit des Textes darin, so Reuters.

iOS 14 gibt Anwendern die Möglichkeit, über „Einstellungen > Datenschutz > Tracking“ Apps den Austausch der jeweiligen ID zwecks App- oder Website-übergreifendem Tracking zu erlauben oder verbieten. Über gesonderte Popup-Einblendungen bei jeder Anwendung müssen Nutzer dem Tracking – anders als zuvor – gesondert zustimmen. Anwender brauchen sich nicht endgültig zu entscheiden, da die jeweilige Präferenz in den Einstellungen jederzeit geändert werden kann.

Doppelte Datenschutz-Hürde birgt Risiko für Werbetreibende
Zwar können App-Anbieter bei jedem Popup einen eigenen Text zur Erläuterung einfügen, wofür die Tracking-Funktion bestimmt ist (beispielsweise zur Anzeige von Produkten, die sich am Nutzungsverhalten orientieren) – doch die Verbände fürchten trotzdem Umsatzeinbußen. Das hängt mit der Datenschutz-Grundverordnung der EU (DSGVO) zusammen, die ebenfalls eine entsprechende Zustimmung zum Tracking erfordert. Eine große Zahl an Nutzern werde das Tracking wegen den in der nächsten iOS-Version vorhandenen zwei Bestätigungshürden (DSGVO + Tracking-Schutz von iOS 14) möglicherweise verweigern, so die Einschätzung. Bereits die Anzeige der Datenschutz-Grundverordnung-bezogenen Einblendung genüge für eine ausreichende Privatsphäre, so das Argument der Marketing-Vertreter.

Apple möchte Nutzern mehr Daten-Transparenz bieten
Apple begründet das neue Privacy-Feature in iOS 14 mit der Absicht, Anwendern mehr Transparenz darüber bereitzustellen, wie die eigenen Nutzerdaten analysiert werden. Unternehmen können vor der eigentlichen Bestätigung beliebig viele Fenster einblenden, die Erläuterungen zu den Datenerhebungen anzeigen. Zudem gibt Apple Werbetreibenden die Gelegenheit, mithilfe eines auf anonyme Datenerhebungen setzenden Tools den Erfolg von Werbekampagnen zu messen. Beim Einsatz des Tools sieht der Nutzer keine Popup-Warnmeldung.

Kommentare

coosmannc06.07.20 11:36
Warum dürfen Werbetreibende mich tracken? Warum darf ich mich dagegen nicht wehren? Die ständige, unaufgefordert zugestellt Werbung nervt mich nur. Das geht mittlerweile schon soweit, dass ich mir diese beworbenen Produkte erst recht nicht kaufe, weil ich da eher ein negatives Gefühl habe. Vielleicht sollte die Werbeindustrie ihre Theorien mal überdenken?
Ich bin froh, dass Apple mich dabei unterstützt. Im neuen Safari unter OS X funktioniert das schon prächtig.
+49
Maniacintosh
Maniacintosh06.07.20 11:41
Wenn die Industrie aufschreit, scheinen die Trackingschutzmaßnahmen ja fast ausreichend zu sein.

Ich finde ja schon die aktuellen Cookie-Einstellungen gruselig. Da muss man teilweise durch Seiten von Tracking-Anbietern scrollen und alle einzeln deaktivieren. Und dann sind da immer welche bei, da steht dann „Opt-out erforderlich“. Das sollte generell verboten sein. Kein Tracking ohne Opt-In!
+44
aMacUser
aMacUser06.07.20 11:43
Maniacintosh
Und dann sind da immer welche bei, da steht dann „Opt-out erforderlich“. Das sollte generell verboten sein. Kein Tracking ohne Opt-In!
Das ist mittlerweile sogar verboten, nur hält sich nicht jeder dran.
+6
Caliguvara
Caliguvara06.07.20 11:45
Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen, da wird sich beschwert, der Datenschutz gehe zu weit. Was eigentlich nur zeigt, dass er noch lange nicht weit genug geht weil manche es wohl noch immer nicht verstanden haben.
Don't Panic.
+29
sierkb06.07.20 11:51
Kritik erhebt sich daran: Apple misst mit zweierlei Maß: Tracking nur für Apple und Apples eigenes Werbe-Netzwerk und Apples eigene Werbepartner erlaubt, alle Anderen müssen draußen bleiben, für die ist es nicht erlaubt. Sein eigenes Werbe-Netzwerk inkl. in dem Rahmen statfindendes Tracking baut Apple fleißig aus. Grundsätzlich hat Apple nichts gegen Tracking und gegen Werbung (sofern sie selbst es nämlich machen bzw. zulassen und davon profitieren), das geben sie sogar offen unumwunden zu.
-13
BarbedAndTanged06.07.20 11:53
Da bricht ihnen der Umsatz weg? Wie hat die Werbeindustrie überlebt, bevor es dieses ganze Trackinggedöhns gab.
Aber stimmt schon, wenn die sich beschweren, dann scheint Apple ja auf dem richtigen Pfad zu sein..
+11
sierkb06.07.20 11:55
heise (03.07.2020): Tracking-Warnung in iOS 14: Europäische Werbeverbände pochen auf Änderungen
Apples Tracking-Einwilligungsdialog sei nicht DSGVO-konform, schrecke Nutzer ab und sorge für wettbewerbsrechtliche Bedenken, so die Werber.
-9
sierkb06.07.20 11:57
heise (29.06.2020): iPhone mit begrenzter Ad-ID: Werbebranche befürchtet Erdbeben
iOS 14 erschwert mit neuen Datenschutzfunktionen das Tracking durch Apps. Werbeanbieter sehen eine "tektonische Verschiebung".

Forbes (29.06.2020): Apple Killed The IDFA. What Else Dies?

Forbes (24.06.2020): Apple Just Crippled IDFA, Sending An $80 Billion Industry Into Upheaval
Forbes, 24.06.2020
[…]

The IDFA (Identifier for Advertisers) is dead.
Long live the IDFA (SKAdNetwork – A class that validates advertiser-driven app installations ).

[…]

OMR (23.06.2020): Hat Apple Mobile Tracking bei iOS beerdigt? Was der Datenschutz-Move für Marketer bedeutet

Mobile Dev Memo (29.06.2020): Apple killed the IDFA: A comprehensive guide to the future of mobile marketing

Kochava (Advertiser Marketeer, & Apple Search Ads Partner) (25.06.2020): Apple Announcements at WWDC 2020 Challenge Marketers to Tap Alternative Marketing Solutions

Adjust (Advertiser Marketeer & Apple Search Ads Partner), (23.06.2020): An update from Adjust on Apple’s user privacy changes

heise (14.11.2019): Mozilla: Jeder zweite iPhone-Nutzer weiß nichts von Apples Werbe-ID
Die Mozilla Foundation will Apple dazu bringen, die eingebettete Tracking-ID auf iPhones und Macs regelmäßig und automatisch zurückzusetzen.

Mozilla Blog (06.11.2019): What Half of iPhone Users Don’t Know About Their Privacy: New Poll
A new Mozilla-Ipsos poll reveals that a majority of iPhone users treasure privacy — but aren’t aware of the device's ad tracking

heise (10.04.2018): SKAdNetwork: Apple gibt Werbern Rückmeldung über App-Installationen
Eine neue Schnittstelle für Werbenetzwerke soll Informationen über eine erfolgreiche Installation der beworbenen App übermitteln – und zugleich die Daten des Nutzers schützen.
-11
sierkb06.07.20 12:00
heise (22.05.2020): Apple schwebt datenschutzgerechtes Werbe-Tracking vor
Werbe-Tracking sei möglich, ohne die Privatsphäre des Nutzers zu verletzen, argumentiert der iPhone-Konzern – und schlägt einen neuen Web-Standard vor.

WebKit Blog (22.05.2020): Privacy Preserving Ad Click Attribution For the Web


heise (06.08.2019): Apple Card: Apple behält sich zielgerichtete Werbung vor
Nutzer der neuen Kreditkarte des iPhone-Konzerns könnten mit E-Mails und Push-Nachrichten konfrontiert werden, die auf ihrer Einkaufsgeschichte basieren.
-11
aMacUser
aMacUser06.07.20 12:03
sierkb
Kritik erhebt sich daran: Apple misst mit zweierlei Maß: Tracking nur für Apple und Apples eigenes Werbe-Netzwerk und Apples eigene Werbepartner erlaubt, alle
Soweit ich weiß hat Apple schon seit vielen Jahren kein eigenes Werbenetzwerk mehr.
+6
sierkb06.07.20 12:07
aMacUser
sierkb
Kritik erhebt sich daran: Apple misst mit zweierlei Maß: Tracking nur für Apple und Apples eigenes Werbe-Netzwerk und Apples eigene Werbepartner erlaubt, alle
Soweit ich weiß hat Apple schon seit vielen Jahren kein eigenes Werbenetzwerk mehr.

Warum poste ich obig eigentlich die Artikel, in denen genau das Gegenteil beschrieben drinsteht und dass sie deswegen IDFA nun endgültig beerdigt haben und stattdessen SKAdNetwork ausgebaut haben und nun an dessen Stelle gesetzt haben?

Dieser MTN-Artikel handelt genau DARÜBER, hat genau DAS zur Grundlage, die Beschwerden kommen genau deswegen. Weil SKAdNetwork restriktiver ist und weniger Freiheiten lässt als und sehr auf Apples eigenes Werbe-Netzwerk zugeschnitten ist, andere Werbenetzwerke außen vor lässt.
-5
Urkman06.07.20 12:11
Ich finde das ja auch gut, das sie das Trocken erschweren...

Aber wenn mit Werbung kein Geld mehr verdient werden kann, dann wird es immer mehr Subscriptions geben. Denn irgendwie müssen die Services finanziert werden...
+9
alpeco
alpeco06.07.20 12:13
sierkb
aMacUser
sierkb
Kritik erhebt sich daran: Apple misst mit zweierlei Maß: Tracking nur für Apple und Apples eigenes Werbe-Netzwerk und Apples eigene Werbepartner erlaubt, alle
Soweit ich weiß hat Apple schon seit vielen Jahren kein eigenes Werbenetzwerk mehr.

Warum poste ich obig eigentlich die Artikel, in denen genau das Gegenteil beschrieben drinsteht und dass sie deswegen IDFA nun endgültig beerdigt haben und stattdessen SKAdNetwork ausgebaut haben und nun an dessen Stelle gesetzt haben?

Dieser MTN-Artikel handelt genau DARÜBER, hat genau DAS zur Grundlage, die Beschwerden kommen genau deswegen.

SKAdNetwork ist das "StoreKit Ad Network", da geht es um Werbung allein im App Store, bei der der User anonym bleibt, vs. der hier kritisierten Advertiser Netzwerke, die den User auf den verschiedensten Websites auswerten wollen.
+12
sierkb06.07.20 12:17
alpeco:

Apple's Dreh- und Angelpunkt für deren gesamtes Vertriebs- und Software-Universum IST der AppStore (als zentrale Komponente und Schnittstelle ihrer Betriebssysteme). Geht es nach Apple, soll das auch so bleiben. Alternative Betriebs-, Vertriebs- und Werbeformen am AppStore, an ihnen selbst, vorbei (z.B. via Web-Browser, via Web-Apps (PWAs), via alternativem Store) wollen sie nicht.
-11
jmh
jmh06.07.20 12:30
also ich finde, das geht zu weit, dass das den werbeverbaenden zu weit geht ...
wir schreiben alles klein, denn wir sparen damit zeit.
+6
sierkb06.07.20 12:31
alpeco
SKAdNetwork ist das "StoreKit Ad Network", da geht es um Werbung allein im App Store, bei der der User anonym bleibt

Für Apple und deren Werbepartner ist er alles Andere als anonym – ganz im Gegenteil (niemand außer Apple weiß soviel über seine Nutzer und deren Vorlieben, Gewohnheiten und Verhalten – Apple wirbt ganz offen damit, dass sie diese Informationen haben und Anbietern bzw. Werbetreibenden zur Verfügung stellen, um noch besser zielgerichtet werben zu können). Apple konzentriert und monopolisiert diese Informationen an einem Punkt – bei sich selbst, um sie mit keinem anderen als sich selbst und seinen ausgesuchten Partnern zu teilen und zu verwerten (auch das sagen sie ja sogar in ihren Geschäftsbedingungen) – natürlich immer nur zum "Wohle des Nutzers" bzw. zur "Verbesserung der eigenen Services".
-2
mat6306.07.20 12:31
Es gilt doch zumeist: Was umsonst ist, bezahlt man mit den persönlichen Daten.

Dann zahle ich lieber und werde in Ruhe gelassen. Und wenn ich nicht mehr zahlen will, überlege ich sehr genau, ob ich die App wirklich brauche. Oft wird dann die Entscheidung zuungunsten der App ausfallen.
Ich finde das jedenfalls gut, wenn ich nicht überall „verfolgt“ werde nur zu Zwecken, mir etwas verkaufen zu wollen. Und wenn ich mal nicht mehr arbeiten muss, um Geld zu verdienen, gehe ich ins digitale Off (jedenfalls meistens); Telefon bleibt an, man kann also anrufen und mit mir was besprechen und gegebenenfalls auch einen Besuch vereinbaren – Gästebett (im digitalen Off) habe ich und einen passablen Weinkeller – ich freue mich schon , wenn es auch noch einige Jahre dauert.
+2
S12-valve06.07.20 12:31
Je lauter das Geschrei der Werbetreibenden, desto besser der Schutz vor ihnen 👍🙂
+6
sierkb06.07.20 12:38
S12-valve
Je lauter das Geschrei der Werbetreibenden, desto besser der Schutz vor ihnen

Hier haben sich angesichts der Veränderungen jüngst zwei Werbe-Netzwerk-Betreibende bzw. -Vermarkter und Apple Search Ads Partner zu Wort gemeldet:

Kochava (Advertiser Marketeer, & Apple Search Ads Partner) (25.06.2020): Apple Announcements at WWDC 2020 Challenge Marketers to Tap Alternative Marketing Solutions

Adjust (Advertiser Marketeer & Apple Search Ads Partner), (23.06.2020): An update from Adjust on Apple’s user privacy changes
-5
Cupertimo06.07.20 12:50
sierkb
Apple wirbt ganz offen damit, dass sie diese Informationen haben und Anbietern bzw. Werbetreibenden zur Verfügung stellen, um noch besser zielgerichtet werben zu können). Apple konzentriert und monopolisiert diese Informationen an einem Punkt – bei sich selbst, um sie mit keinem anderen als sich selbst und seinen ausgesuchten Partnern zu teilen und zu verwerten (auch das sagen sie ja sogar in ihren Geschäftsbedingungen) – natürlich immer nur zum "Wohle des Nutzers" bzw. zur "Verbesserung der eigenen Services".

Apple hat mehrfach gesagt, dass sie – anders als Google – nicht an der Weitergabe von Userdaten interessiert sind. Es ist schlicht nicht deren Geschäftsmodell.
+1
ssb
ssb06.07.20 12:51
Nun, vielleicht kommt es so, dass man dem Tracking zustimmen muss, sonst funktionieren bestimmte Dienste nicht mehr. Allerdings dürfte das für Apps nicht gehen, weil es den AppStore Guidelines widersprechen würde.
Ansonsten finde ich es gut.
Man darf nicht vergessen, dass man ja weiterhin getrackt wird, selbst wenn man zahlt. Nur weil keine Werbung im jeweiligen Angebot angezeigt wird, heißt das nicht, dass Daten über Vorlieben gespeichert werden. Die Werbung erscheint dann an anderer Stelle und das System ist schon sehr perfide. Wenn man sich einmal nach einem Produkt umgeschaut hat, wird man mit Werbung zum Produkt oder dem der Konkurrenz zugeballert, selbst über Geräte hinweg.

Ich wollte mir da schon mal ein Script basteln, dass Safari so steuert, dass zufällige Abfragen abgeschickt werden, am besten mit einem umfangreichen Wörterbuch im Hintergrund. Dann kommt zwar immer noch Werbung, aber eine Zuordnung nach Vorlieben wird erschwert.
+2
sierkb06.07.20 12:51
Cupertimo:

Du glaubst auch alles, was Apple Dir so erzählt und weismachen will, hmm?
Apple gibt Daten weiter – an seine Partner – bzw. sie nehmen sich das Recht dazu raus, das zu tun, haben das sogar schriftlich im Kleingedruckten stehen.
-8
teorema67
teorema6706.07.20 13:10
Wenn Werbeverbände, die Urheber der modernen Pest, Apple kritisieren, dann macht Apple eindeutig alles richtig

Selbstverständlich muss das auch für Apple selbst und seine Verbündeten gelten, ohne jede Ausnahme
Rassismus ist, überall Rassismus zu wittern, wo keiner ist, und damit echten Rassismus zu bagatellisieren. (Dieter Nuhr)
+3
sierkb06.07.20 13:13
Cupertimo:

heise (22.02.2019): Apple-Datenschutzrichtlinie ist größtenteils rechtswidrig
Das Kammergericht Berlin hat ein Urteil der niederen Instanz weitgehend bestätigt, wonach Apple zentrale Datenschutzklauseln nicht mehr verwenden darf.
heise, 22.02.2019
Apple gibt sich gern als Vorreiter beim Datenschutz aus, doch in der Praxis kommt es dabei zu größeren Patzern. So hat das Kammergericht Berlin jetzt eine "Richtlinie" des App-Store-Betreibers in weiten Teilen für rechtswidrig erklärt, mit der sich dieser weitgehende Rechte zur Nutzung von Kundendaten einräumte. Das Unternehmen wollte demnach sogar "präzise Standortdaten" der Anwender für Werbezwecke auswerten und persönliche Informationen an "strategische Partner" weitergeben.

Verbesserungen und Werbung

In der umstrittenen Erklärung auf den Apple-Seiten hieß es damals unter anderem: "Wenn Sie mit Apple oder einem mit Apple verbundenen Unternehmen in Kontakt treten, können Sie jederzeit dazu aufgefordert werden, personenbezogene Daten anzugeben. Apple und seine verbundenen Unternehmen können diese personenbezogenen Daten untereinander austauschen und sie nach Maßgabe dieser Datenschutzrichtlinie nutzen. Sie können solche Daten auch mit anderen Informationen verbinden, um unsere Produkte, Dienstleistungen, Inhalte und Werbung anzubieten oder zu verbessern."

Der Konzern nahm es sich auch heraus, personenbezogene Informationen zur Werbung oder für "interne Zwecke" zu verwenden. Sie sollten auch dazu dienen, um Produkte, Dienste oder Inhalte zu entwickeln oder zu verbessern. Das Landgericht erklärte dieses Klauseln für unzulässig, da derlei "globale Einwilligungen" untersagt seien. Es bleibe unklar, welche Daten in welchem Umfang genutzt werden könnten.

Auch gegen die DSGVO

Das Kammergericht prüfte die Passagen angesichts der auch auf die Zukunft ausgerichteten Unterlassungsklage nun auch anhand der neuen Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO). Es kam mit dem jetzt vom vzbv veröffentlichten Urteil von Ende Dezember (PDF,12 Seiten) (Az.: 23 U 196/13) zu einem ähnlichen Ergebnis wie die niedere Instanz.

Der Senat hält es etwa für eindeutig, dass die "bloß einseitige Verlautbarung bestimmter Datenverarbeitungspraktiken" keine Einwilligung des Betroffenen darstelle. Die Klausel vermittelten dem Verbraucher sogar den unzutreffenden Eindruck, dass Apple die thematisierten personenbezogenen Daten verarbeiten dürfe, ohne dass es auf ein Opt-in der Nutzer ankomme.

Zudem macht der Begründung zufolge auch eine reine Unterrichtung der Anwender die ausgeübten Praktiken nicht rechtmäßig und nähre lediglich Fehlvorstellungen rund um die Frage der Einwilligung. Die Gefahr, dass der Konzern sein Handeln fortsetze oder wiederhole, bezeichnet die Berufungsinstanz als akut: Die Klauseln würden nämlich "jetzt von einer anderen Gesellschaft der Apple-Unternehmensgruppe" eingesetzt.

Klauseln weiter in Gebrauch

Aus dem Schneider wäre der Konzern erst, "wenn es zu einer endgültigen Geschäftsaufgabe kommt", halten die Richter fest. Derzeit sei aber nicht auszuschließen, dass die Beklagte im Zuge einer erneuten Umstrukturierung auch wieder den Online-Store übernehme und wie die "jetzige Betreiberin die Datenschutzrichtlinie in ihrer früheren Fassung weiterverwendet". Der Store wird mittlerweile von einer anderen Apple-Tochter betrieben.


Durchgehen ließ das Kammergericht im Gegensatz zur Vorinstanz allein eine Klausel, wonach die Kalifornier Kontaktdaten Dritter wie Name, Adresse, E-Mail oder Telefonnummern erheben dürfen, wenn Nutzer Inhalte etwa mit der Familie oder Freunden teilen oder Geschenkgutscheine des Unternehmens verwenden. In diesen Fällen seien die Informationen tatsächlich zur Vertragserfüllung erforderlich.

[…]

Verbraucherzentrale Bundesverband (22.02.2019): Datenschutzrichtlinie von Apple teilweise rechtswidrig
  • Datenschutzrichtlinie von 2011 enthielt umfangreiche Rechte zur Nutzung personenbezogener Daten ohne Zustimmung der Kundinnen und Kunden.
  • Weitergabe der Daten an Dritte sollte ohne Einwilligung möglich sein.
  • Kammergericht Berlin: Sieben Klauseln verstoßen gegen DSGVO.
Die von Apple im Jahr 2011 verwendete „Datenschutzrichtlinie“ ist teilweise rechtswidrig. Das hat das Kammergericht Berlin nach einer Klage des Verbraucherzentrale Bundesverbands (vzbv) gegen die Apple Sales International entschieden, die in Deutschland den Apple Store bis 2012 im Internet betrieb. Die Richter begründeten ihre Entscheidung in dem langjährigen Rechtsstreit mit der neuen Datenschutzgrundverordnung (DSGVO).
VZBV, 22.02.2019
[…]

Das Datenschutzrecht verbiete beispielsweise „globale Einwilligungen“, mit denen Kunden Unternehmen pauschal gestatten, ihre Daten zu nutzen. Einwilligungserklärungen seien nur gültig, wenn dem Verbraucher bewusst sei, welche Daten zu welchem Zweck verwendet werden. Dieser Anforderung genügten die Apple-Klauseln nicht.

Datenerhebung Dritter ohne deren Einwilligung unzulässig

In den Vertragsklauseln hatte sich das Unternehmen unter anderem vorbehalten, Daten wie Name, Anschrift, E-Mail und Telefonnummer von Kontakten des jeweiligen Kunden zu erheben – ohne Einwilligung der betroffenen Dritten. Der Verbraucher erteile damit eine „Einwilligung zulasten Dritter“. Das sei mit dem Gesetz nicht vereinbar, so das Gericht.

Weiterhin gestattete der Vertrag Apple und seinen „verbundenen Unternehmen“, die erhobenen Nutzerdaten mit anderen Informationen zusammenzuführen. Auch diese Klausel erklärte das Gericht für unzulässig, da für Verbraucher unklar bleibe, welche Daten in welchem Umfang genutzt werden könnten.

Datenweitergabe zu Werbezwecken unzulässig

Der IT-Konzern nahm sich auch das Recht, Verbraucherdaten zu Werbezwecken an „strategische Partner“ weiterzugeben, obwohl unklar blieb, um wen es sich hierbei handelt. Die Klausel überschreite damit eindeutig das für die Vertragserfüllung erforderliche Maß der Datenverarbeitung, urteilte das Gericht.

Eine Klausel, die dem Konzern und seinen Partnern erlaubte, Standortdaten des Verbrauchers zu verwenden, untersagten die Richter ebenfalls. Apple wollte die Daten nutzen, um für standortbezogene Dienste und Produkte zu werben. Trotz der zugesagten Anonymisierung ist laut Gericht aber davon auszugehen, dass die Daten „personenbeziehbar“ seien. Denn standortbezogene Angebote seien nicht möglich, ohne die Kunden aufgrund individueller Merkmale anzusprechen.
[…]

Urteil des LG Berlin zur Datenschutzrichtlinie von Apple

Verbraucherzentrale Bundesverband (22.02.2013): Datenklauseln von Apple rechtswidrig – vzbv klagt erfolgreich gegen die Datenschutzrichtlinie des Konzerns
Das Landgericht Berlin hat die Datenschutzrechte von Apple-Kunden in Deutschland gestärkt. Nach Klage des Verbraucherzentrale Bundesverbands (vzbv) hat das Gericht acht vom IT-Unternehmen verwendete Vertragsklauseln für unwirksam erklärt.

heise (07.05.2013): Gericht untersagt Datenschutz-Klauseln von Apple
Verbraucherschützer haben gegen 15 Klauseln aus der aktuellen Datenschutzrichtlinie auf Apples Website geklagt. Zuletzt waren sie vor dem Berliner Landgericht erfolgreich. Apple muss genauer über die Verwendung der Daten informieren.

Urteil des Landgerichts Berlin vom 30.04.2013 zur Datenschutzrichtlinie von Apple (PDF, 12 Seiten)
0
Caliguvara
Caliguvara06.07.20 13:41
Ich mag mich irren, aber durch Apples Differenzial Privacy gibt es gar keine "exakten" Informationen. Wird glaube ich früher in der Charte auch drauf verwiesen, dass alle gesammelten Informationen mit Random Data und Data von anderen Personen vermischt werden, welches eine 1:1 Zuordnung unmöglich macht. Damit sind diese zwar noch für Werbe- und Statistikzwecke nutzbar, ein exactes Personenprofil lässt sich allerdings nicht erstellen.
Don't Panic.
+1
elscod
elscod06.07.20 14:13
Urkman
Aber wenn mit Werbung kein Geld mehr verdient werden kann, dann wird es immer mehr Subscriptions geben. Denn irgendwie müssen die Services finanziert werden...

Das wäre doch der ideale Zustand... wenn ich etwas benutzen möchte bezahle ich dafür, oder lasse es bleiben. Ob Abo oder Einmalzahlung kann man sich ja noch streiten.
+2
sierkb06.07.20 14:39
Caliguvara:

heise (26.09.2017): Wissenschaftler: Apples Differential Privacy ist löchrig
Einer Studie zufolge schützt Apples Implementation von Differential Privacy die übermittelten Nutzerdaten unzureichend. Als Manko wird auch fehlende Transparenz angeführt. Apple könne die Algorithmen jederzeit still ändern – und habe dies bereits getan.

Wired (15.09.2017): How One of Apple's Key Privacy Safeguards Falls Short
Apple has boasted of its use of a cutting-edge data science known as "differential privacy." Researchers say they're doing it wrong.

AppleInsider (15.09.2017): Apple's 'differential privacy' still collects too much specific data, study says
Apple's use of "differential privacy" — a method that inserts random noise into data as it's collected en masse — doesn't go far enough to protect personal information, a study suggested this week.

Mac Observer (15.09.2017): Google’s Differential Privacy May be Better Than Apple’s


University of Southern California, Indiana University, China's Tsinghua University (10.09.2017): Privacy Loss in Apple’s Implementation of Differential Privacy on MacOS 10.12 (PDF, 12 Seiten)



Außerdem und darüberhinaus: Datenschutz bzw. das Datenschutzrecht unterscheidet zwischen Personenbezogene Daten und Personenbeziehbare Daten:

  • Personenbezogene Daten: sind z. B. Name, Telefonnummer, Geburtsdatum, Staatsangehörigkeit, Beruf, Konfession, Foto, Urlaubsplanung, Gesundheitsdaten, Ethnische Herkunft,…
  • Personenbeziehbare Daten: sind Daten ohne direkten Bezug aus denen sich aber eine Person herleiten lässt, z. B. IP-Adresse, KFZ-Kennzeichen, Personalnummer, Kontonummer, aber auch nicht ausreichend anonymisierte oder pseudonymisierte personenbezogene Daten,…
0
Ely
Ely06.07.20 14:57
sierkb

Ich empfinde deine direkt aufeinanderfolgenden Postings schon direkt als SPAM.

Ich habe keine Ahnung, was dich so umtreibt, Apple irgendwas ans Zeug zu flicken, was nicht da ist. Das heißt nicht, daß Apple der Saubermann ist, aber es ist jedenfalls ein Unternehmen im IT-Bereich, das sich um den Datenschutz der Nutzer Gedanken macht und der Werbemafia gehörig in die Suppe spuckt. Und das finde ich gut, weil es mir so einiges an Arbeit abnimmt, meine Systeme gegen die Werbemafia abzudichten.

Apple lebt vom Verkauf von Hard- und Software, sowie Dienstleistungen und nicht davon, Informationen über die Kunden zu verkloppen. Ein himmelweiter Unterschied zu Google, Facebook und dem ganzen Kram.
+10
sierkb06.07.20 15:20
Ely:

Kann es sein, dass Dich Apples Marketing verblendet hat und hat blind werden lassen für das was Apple vorne raus sagt, hintenrum aber ganz anders tut?
Matthäus 7,3
„Warum siehst du den Splitter im Auge deines Bruders, aber den Balken in deinem Auge bemerkst du nicht?“

Ely
Ein himmelweiter Unterschied zu Google, Facebook und dem ganzen Kram.

Bei Lichte betrachtet: Nö, überhaupt kein Unterschied zu denen – eher ganz im Gegenteil und schlimmer, weil unehrlich, unredlich, verlogen: Apple profitiert und verdient kräftig mit bei dem, was sie tun, Apple lässt sie gewähren und arbeitet sehr eng mt denen zusammen bietet ihnen Handreichungen und eine Bühne, es sind Apples enge Geschäftspartner. Im Grunde ist das was Apple tut, sogar noch verurteilenswerter, weil sie Dir wahrheitswidrig die Illusion verkaufen und Dich glauben lassen, sie täten das alles nicht, aber wenn man mal genauer schaut und den Schleier hebt, tun sie es doch und ganz genauso wie alle Anderen auch. Es lebe die Illusion. Es lebe das Marketing. Es lebe die Leichtgläubigkeit der Nutzer, die sich, verführt und in die Irre geleitet von Apples Marketing-Gesäusel auf diese Weise ein X für ein U vormachen lassen. Apple ist ein börsennotiertes Unternehmen. Bei ihnen steht an erster Stelle: Umsatz und Rendite, Profit, Shareholder's Value, ihr eigenes Wohlergehen. Egal wie und mit allen erlaubten und unerlaubten Mitteln. Der Nutzer mit seinen Bedürfnissen und Rechten kommt da maximal als Lippenbekenntnis und hohle Phrase vor bzw. ist dem nachgeordnet und ist die Kuh bzw. das Marketing- und Konsum-Opfer, die es maximal zu verführen, auf sich einzuschwören, dann zu melken und zu schröpfen gilt. Mach' Dir da bitte nix vor.
-1
Sitox
Sitox06.07.20 15:42
Ely
Das heißt nicht, daß Apple der Saubermann ist, aber es ist jedenfalls ein Unternehmen im IT-Bereich, das sich um den Datenschutz der Nutzer Gedanken macht und der Werbemafia gehörig in die Suppe spuckt. Und das finde ich gut, weil es mir so einiges an Arbeit abnimmt, meine Systeme gegen die Werbemafia abzudichten.
Apple lebt vom Verkauf von Hard- und Software, sowie Dienstleistungen und nicht davon, Informationen über die Kunden zu verkloppen. Ein himmelweiter Unterschied zu Google, Facebook und dem ganzen Kram.
Unzählige Websites sind von dieser ‘Werbemafia‘ mehr oder auch weniger abhängig (so wie auch diese Seite). Die Kunden dieser Werbemafia sind von einer möglichst präzisen Platzierung ihrer Werbung abhängig, denn nur so kann z.B. ein Friseur überhaupt regional im Netz auf sich aufmerksam machen. Das Tracken von Usern ist durch diverse Regularien inzwischen dermaßen anonymisiert, dass mir dieses paranoide Mimimi von euch ‘Privacy Junkies‘ mittlerweile richtig so richtig auf den Puffer geht. Fast noch mehr nervt mir dieses auf den Sockel Gehebe von Apple.
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