Wie Apple vom Computer- zum Handyhersteller wurde - 10 Jahre iPhone
Das iPhone erscheint - und erschüttert die BrancheWie sehr das erste iPhone die Technologiewelt erschütterte, sieht man auch an einer internen Analyse von RIM, Hersteller der damals noch erfolgreichen BlackBerry-Smartphones. Die Einschätzung hochrangiger Führungskräfte: Was Apple da vorgestellt habe, sei technisch gar nicht machbar. Nie im Leben werde Apple das iPhone in dieser Weise auf den Markt bringen können. Auch bei Nokia, Motorola, Palm und Microsoft gab es angeblich ähnliche Reaktionen. Dass ein solches Gerät mehr als ein paar Stunden pro Ladezyklus durchhält, hielt man in Branchenkreisen für ausgeschlossen. Etwas mehr als sechs Monate später erschien das iPhone dann aber tatsächlich - und sogar noch etwas besser als angekündigt. Apple hatte in letzter Minute noch auf resistenteres Displayglas umgestellt und außerdem die Speicherkapazität von vier auf acht GB erhöht.
Etablierte Hersteller werden unruhigSpätestens jetzt setzte enorme Unruhe unter den etablierten Herstellern ein. War man sich zuvor weitgehend sicher, dass Apples als kompletter Neueinsteiger auf dem Mobilfunkmarkt kaum gegen die großen Platzhirsche bestehen könne, wurde die drohende Gefahr überdeutlich. RIM reagierte und arbeitete unter Hochdruck am "BlackBerry Storm". Dieses verfügte ebenfalls über ein großes Display und komplette Touch-Bedienung. Allerdings zeigte gerade das Storm, welchen Vorsprung Apple in dieser Disziplin hatte. RIM legte eine Bauchlandung hin, denn das neue Smartphone war unzuverlässig, lahm, das System strotzte vor Fehlern und der integrierte Browser konnte noch nicht einmal halbwegs aktuelle Webseiten darstellen. Auch WiFi suchte man vergebens. Verizon gab damals an, stolze 500 Millionen Dollar Verlust mit dem Storm eingefahren zu haben.
Der Markt orientiert sich an AppleAnderen Herstellern erging es kaum besser. Sucht man nach Gründen für Nokias Scheitern - etwas das selbst im Jahr 2007 noch als undenkbar galt - dann sicherlich zögerliche Weiterentwicklung, das Ausbleiben großer Innovationen und das katastrophale Unterschätzen des neuen Konkurrenten Apple. Auf die neue Marktsituation zu reagieren reichte nicht mehr aus, wie sich am Niedergang der Branchen-Dinosaurier Nokia und RIM zeigte. Apples selbstgestecktes Ziel war, irgendwann einmal ein Prozent der abgesetzten Mobiltelefone zu verkaufen. Schon 2009 war es soweit. Es zeichnete sich ab, dass Apple nach dem Erfolgszug des iPods einer weiteren Branche den Stempel aufgedrückt hatte. Gleichzeitig machte der Smartphone-Boom aber auch Google den Weg frei. 2005 hatte Google einen Spezialisten namens "Android" erworben, der Software für Mobiltelefone entwickelte. Ende 2008 erschien das erste Android-Smartphone (HTC Dream), anschließend drängten unzählige Hersteller mit Android-Lösungen auf den Markt. Apple musste zusehen, wie rasch Android Marktanteile gewann und bald die meisten Smartphones unter Googles System liefen.