Wie es beim iPhone zu "slide to unlock" kam
Anlässlich des zehnten iPhone-Geburtstages kursieren in diesen Tagen zahlreiche Hintergrundgeschichten aus der Entstehungsgeschichte des erfolgreichen Apple-Produkts. Einige dieser Berichte finden Sie unterhalb dieser Meldung verlinkt. Interessant ist auch die Geschichte, wie es zu "Slide to Unlock" kam - jener Geste, mit der sich iPhones und iPads bis iOS 9 entsperren ließen. Das Grundproblem war naheliegend. Erfolgt die Bedienung des Smartphones nur noch via Touch-Eingabe auf dem Display, so kann es sehr einfach passieren, das iPhone versehentlich in der Hosentasche zu entsperren und ungewollte Funktionen aufzurufen. Allerdings galt bei Apples Interface-Team gleichzeitig die Vorgabe, auf komplizierte Steuerbefehle zu verzichten und alles mit einfachen Gesten verrichten zu können.
Viele Ansätze wurden verfolgt, alle verworfenAus einem bald erscheinenden
Buch über Apples ehemaligen UI-Designer Bas Ording geht hervor, welche Ansätze Apple damals verfolgte. Eine Option war beispielsweise, nur den Näherungssensor zu verwenden, der auch dafür verantwortlich ist, das Display und Touch-Bedienung beim Telefonieren zu deaktivieren. Allerdings lautete die Auffassung des Teams, damit nicht ausreichenden Schutz vor ungewolltem Entsperren zu bieten. Es musste also eine Möglichkeit her, per großer, eindeutiger, dennoch nicht versehentlich auszulösender Geste das Gerät zu aktivieren.
Zwei Punkte auf dem Display gleichzeitig berühren, Zoomen, Zwei-Finger-Slide oder gar die Analogie zu einer Türklinke schieden deswegen aus, da sie entweder nicht mit einer Hand auszulösen waren - oder auch in der Hosentasche passieren könnten. Dies galt auch für die Bewegungsrichtung. Horizontal statt vertikal sollte es sein, um nicht beim Herausziehen des iPhones aus der Hosentasche schon den Sperrbildschirm zu verlassen.
Die Lösung: Eine horizontale GesteDamit blieb so ziemlich nur noch das als Steuerbefehl via Display übrig, was als "Slide to Unlock" berühmt wurde. Das UI-Team kam auf die Idee, eine Animation in der Slide-Leiste zu verwenden, um den Nutzer darauf zu stoßen. Von links nach rechts schwebte ein diffuser Lichtpunkt, ganz so als ob jemand mit einer Taschenlampe darauf leuchtete. Bis zur Einführung von iOS 9 blieb Apple dem Prinzip treu, dann wich "Slide to Unlock" der Entsperrung via Home-Button. Ob dies ein guter Schritt war, darüber debattierte man in den Foren intensiv. Allerdings hatte Apple handfeste Gründe: Der Sensor für Touch ID war seit Generation 2 so schnell, dass ohnehin schon ein sehr kurzer Druck auf den Home-Button zum Entsperren führte.