So hat sich Apple unter Tim Cook entwickelt: iPhone X, Apple Watch und neue Unternehmenskultur
2016: Apple vs. FBIDas FBI kam Tim Cook gerade recht. Anders als 2015 konnte Apple das Jahr 2016 nicht mit einer Erfolgsmeldung der Superlative starten. Zwar war schon vorher klar, dass das iPhone 6s nicht die gigantisch guten Verkaufswerte des Vorgängers erreiche würde. Aber angesichts nachlassender Umsätze zeigten sich einige Anleger spürbar verstimmt, auch wenn es angesichts Apples Marktmacht Jammern auf hohem Niveau war. Die große Abhängigkeit des Konzerns vom Hauptumsatzbringer verdeutlichte sich abermals. Doch plötzlich meldete sich die US-Bundespolizei in Cupertino und verschaffte Apple dadurch ungewollt eine öffentlichkeitswirksame Ablenkung von den ernüchternden Verkaufszahlen.
Syed Farook und Tashfeen Malik töteten am 2. Dezember 2015 in San Bernardino (Kalifornien) 14 Menschen. Die amerikanischen Behörden stuften das Attentat als Terroranschlag ein, da das Ehepaar den Islamischen Staat (IS) unterstützt haben soll. Einer der Attentäter besaß ein iPhone 5c, dessen Daten für das FBI nach dem Mordanschlag sehr interessant wurden. Doch die Sicherheitsbehörde kam nicht an die gewünschten Informationen heran, da sie die Speerfunktion des Smartphones nicht knacken konnte. Also wandte sich das FBI mit der richterlichen Anordnung eines kalifornischen Bezirksgerichts mit der Bitte an Apple, eine Software zur Umgehung des Sicherheitsmechanismus bereitzustellen.
Tim Cook gab sich unbeeindruckt und lehnte die Entwicklung eines entsprechenden Cracks entschieden ab. Darüber hinaus wandte sich der Apple-Chef mit einem offenen Brief an die Öffentlichkeit: „Die Regierung fordert Apple auf, seine eigenen Kunden zu hacken,“ so der CEO. Es sei ein „beispielloser Schritt, der die Sicherheit unserer Kunden gefährdet.“ Zwar gehe es im vorliegenden Fall nur um ein einzelnes iPhone, doch wenn die Hack-Software in falsche Hände falle, sei die Sicherheit von Millionen Geräten gefährdet.
Cook positionierte Apple ohnehin schon seit längerer Zeit als Hüter von Kundendaten. Der Konflikt mit dem FBI gab ihm neue Gelegenheit, das Datenschutz-Profil des Konzerns zu stärken. Cook erkannte darin einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil gegen Konkurrenten wie Google, die Nutzerdaten im großen Stil erfassen und auswerten. Spätestens seit Snowden setzte auch in der amerikanischen Bevölkerung eine zunehmende Datensensibilität ein, was Unternehmen mit entsprechenden Datenverschlüsselungs-Versprechen Sympathien verschaffte und dies auch heute noch tut.
Schlussendlich gelang es dem FBI auch ohne Apples Hilfe, an die Informationen auf dem iPhone 5c zu gelangen. Laut Berichten soll das israelische Unternehmen Cellebrite das Gerät für ein Honorar von 900.000 US-Dollar geknackt haben.
Die Mac-Sparte gerät ins HintertreffenNutzer, die im Herbst 2016 auf ein neugestaltetes iPhone warteten, wurden enttäuscht. Das iPhone 7 sah den beiden Vorgängern recht ähnlich. Auch innerlich blieb der große Sprung aus. Doch dafür präsentierte Apple ein neues MacBook Pro, das erstmals seit 2012 ein komplett überarbeitetes Design bot – von dem sich aber nicht jeder angetan zeigte. Die neueingeführte Touch Bar oberhalb der Tastatur etwa sorgt bis heute für Kontroversen darüber, ob sie echten Mehrwert bietet oder nur eine unnütze Spielerei ist. Cook zeigte sich bei der Präsentation des neuen MacBook Pro naturgemäß begeistert über die zusätzlichen Möglichkeiten, die die Touch Bar bei der Bedienung bereitstelle. Auch die Wegrationalisierung aller klassischen USB-Ports zugunsten von USB-C kam nicht überall gut an.
Ein Teil der Kritik, die Apple nach der Präsentation des neuen Rechners abbekam, zielte gar nicht auf das Gerät an sich. Vielmehr hatten diverse Nutzer schon seit langem auf eine Aktualisierung der anderen Mac-Modelle wie iMac oder Mac Pro gehofft und sahen sich Ende 2016 enttäuscht. Der Mac Pro stagnierte seit 2013, der Mac mini seit 2014 und das letzte Hardware-Upgrade des iMacs stammte vom Herbst 2015. Bei all der Aufmerksamkeit, die Tim Cook im Gegensatz dazu dem iPhone, der Apple Watch und dem iPad Pro als vermeintlichem PC-Ersatz zukommen ließ, bekamen viele Apple-Kunden insbesondere aus dem professionellen Umfeld Bedenken. Eine Frage wurde immer häufiger geäußert: „Interessiert sich Apple überhaupt noch für die Macs und damit die Pro-Kunden?“ Phil Schiller versuchte zwar zu beschwichtigen. Apple liebe den Mac wie eh und je, so der Marketingchef. Aber die verbale Zusicherung und Cooks Durchhalteparolen wie „Uns ist der Mac mini nach wie vor wichtig“ sorgten keineswegs für große Zuversicht hinsichtlich der Mac-Zukunft, da den Worten zunächst keine Taten folgten.