Windows 11 und KI: neue „Recall“-Funktion wird als "Datenschutz-Desaster" angeprangert
Wie
bereits berichtet, kündigte Microsoft die bevorstehende Markteinführung von Copilot+ Windows-PCs mit integrierter KI-Hardware und -Software an. Eine der herausragendsten Funktionen ist „Recall“, ein Tool, das in regelmäßigen Abständen Schnappschüsse der Inhalte auf dem PC erstellt, um den Nutzern dabei zu helfen, alles wiederzufinden, was sie jemals auf ihrem Gerät gesehen oder getan haben. Genau diese Funktion könnte sich nun als Sicherheitsrisiko für Windows-Nutzer herausstellen.
Kritik von Sicherheitsexperte Kevin BeaumontDer Sicherheitsexperte Kevin Beaumont
äußerte erhebliche Bedenken hinsichtlich der neuen Funktion. Ihm zufolge sei es möglich, ein Programm zu automatisieren, welches Klartextdaten von allem liefert, was ein Benutzer auf seinem PC angesehen hat, obwohl Microsoft behauptet, dass Recall-Informationen nicht aus der Ferne exfiltriert werden können. Beaumont bezeichnete Recall als „im Wesentlichen einen Informationsdieb“, der standardmäßig in Windows integriert sei. Er befürchtet, die Funktion könnte „die Cybersicherheit um ein Jahrzehnt zurückwerfen und Cyberkriminelle stärken“. Mit Recall könnten Hacker „in Sekundenschnelle alles auslesen, was sich der Nutzer auf seinem PC angesehen hat“, und die Nutzer müssten sich auf „KI-gesteuerte Supercracks“ einstellen.
Funktionsweise von RecallMicrosoft beschreibt Recall als eine Funktion, mit der Benutzer eine Art Zeitleiste durchsuchen können, um benötigte Inhalte zu finden. KI-gesteuert nimmt Recall alle fünf Sekunden Screenshots auf, wenn sich der Bildschirminhalt ändert, und speichert diese in der Zeitleiste. Die KI-Software verwendet optische Zeichenerkennung (OCR), um den Text in den Schnappschüssen durchsuchbar zu machen. Microsoft betont, dass die Schnappschüsse lokal gespeichert und auf dem Gerät analysiert werden, was sie sicher machen soll. Allerdings sind die OCR-Daten in einer SQLite-Datenbank gespeichert, auf die Hacker zugreifen könnten, wenn sie einen PC mit Schadsoftware infizieren.
Sicherheitsbedenken und mögliche KonsequenzenLaut Beaumont lassen sich Trojaner „leicht modifizieren, um Recall zu unterstützen“, und die Daten dieser Funktion aus der Ferne abzurufen. Microsoft habe „viele Dinge versucht“, um die Sicherheit zu verbessern, aber letztlich „funktioniert nichts davon in der realen Welt richtig“. Die Datenbank, auf die böswillige Akteure theoretisch zugreifen können, enthält alles, was ein Benutzer gesehen hat, einschließlich Textnachrichten und Passwörter, jede Benutzerinteraktion und alle besuchten Websites (mit Ausnahme von Microsoft Edge im privaten Modus). Beaumont hat bislang keine vollständigen technischen Details dazu veröffentlicht, wie er die Exfiltration der Recall-Datenbank automatisiert hat. Er möchte Microsoft Zeit geben, etwas zu unternehmen, bevor Recall ausgeliefert wird. Er empfiehlt, dass Microsoft die Funktion vorübergehend zurückzieht.