Wohin mit Apples Milliarden? Spekulationen um riesige Firmenübernahmen
Wenn ein Unternehmen in einem bestimmten Markt Fuß fassen will, gibt es mehrere Möglichkeiten: Natürlich kann man die Nachfrage des Zielmarkts durch eigene Produkte bedienen, man kann sich einen ganz neuen Markt durch innovative Ideen aufbauen - oder man kauft sich seinen Anteil durch die Übernahme anderer Firmen, die dort bereits ein großes Pfund haben. Letzterer Schritt wäre auch für Apple problemlos möglich, ist der Konzern doch eine finanzielle Großmacht: Laut der letzten Quartalszahlen sitzt Apple auf einem Barvermögen von mehr als 250 Milliarden US-Dollar. Die Rekordjagd der Aktie hat den Börsenwert des Unternehmens inzwischen über die Marke von 800 Milliarden Dollar katapultiert.
Netflix?Da wundert es nicht, wenn sich die Analysten mit immer neuen Spekulationen überschlagen, wer der erste Übernahmekandidat wäre. Netflix gehört zu den meist genannten Namen. Es klingt konsequent: Apples eigenen TV-Ambitionen treten auf der Stelle, seitdem der anvisierte TV-Streamingdienst im Gefolge des Apple TV 4 nicht kam. Angeblich äußerten die Verantwortlichen bei Apple in den Verhandlungen mit den Anbietern von Video-Inhalten zu große Margen. Mit dem Kauf von Netflix wäre Apple mit einem Schlag mittendrin in der Produktion eigener hochwertiger Serien und mit einer äußerst beliebten Streaming-Plattform.
Tesla?Ein weiterer Name im Übernahmepoker ist Tesla; auch dies wäre nachvollziehbar. Denn Apples eigene Autoambitionen sind Berichten zufolgen inzwischen vom eigenen Apple-Auto weg hin zur Entwicklung einer Software für selbstfahrende Autos übergegangen. Die Hardware der E-Autos verbindet man aktuell mit kaum einer anderen Firma so stark wie mit Elon Musks Tesla.
Apples Einstellung zu UnternehmensübernahmenEs gibt noch eine Reihe weiterer großer Firmen, an denen Apple angeblich Interesse habe oder der Meinung von Analysten zufolge Interesse haben sollte. Auch Disney ist immer wieder im Gespräch. Aber wie realistisch wäre ein solcher Schritt? Tim Cook selbst äußerte sich mehrmals dahingehend, dass er auch vor geldintensiven Firmenkäufen nicht zurückschrecke, wenn es vorteilhaft wäre. Trotzdem erscheinen die Prognosen viele Analysten wie spannende, aber unrealistische Phantasien. Denn Apple zeichnete sich anders als viele Konkurrenten nie durch spektakuläre Übernahmen aus. Zwar kauft Cupertino immer wieder Firmen, allerdings handelt es sich meist um kleinere Unternehmen mit spezieller Expertise in diversen Detailfragen.
Die bislang einzige Schlagzeilen-trächtige Unternehmensübernahme war der Kauf von Beats Electronics im Jahr 2014, aus der schließlich der Musikstreamingdienst Apple Music hervorging. Ansonsten bleibt vor allem die Übernahme von NeXT im Jahr 1996 in Erinnerung, weil dadurch der verlorene Firmengründer Steve Jobs zu Apple zurückkehrte. Firmenkäufe großer Namen sind und bleiben wahrscheinlich auch die Ausnahme.
UBS: Analysten widersprechen AnalystenAuch Steven Milunovich und Benjamin Wilson halten den Kauf von Netflix, Tesla oder Disney für unrealistisch. Nicht zuletzt Apples »ungewöhnliche Firmenkultur« gestalte die nahtlose Integration solcher Unternehmen äußerst schwierig. Wenn es einen »Mega-Merger« gebe, dann einen, wie man ihn nicht erwarte; beispielsweise mit großen Firmen aus den Bereichen Augmented Reality (AR), Transport, Gesundheit oder Heimautomatisierung.
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