Wozniak nennt Steve Jobs "trumpisch" und kritisiert dessen Umgangsformen
Man kann sich darüber streiten, wer den größeren Anteil an Apples ersten Erfolgen hatte - der geniale Ingenieur Steve Wozniak oder der geborene Verkäufer Steve Jobs. Fakt ist aber wohl, dass es eines solchen Duos bedurfte, um das junge Unternehmen zum enormen Wachstum zu verhelfen. Als besonders angenehmer und umgänglicher Zeitgenosse war Steve Jobs allerdings nie bekannt und es gab viele Menschen in seinem Umfeld, die schlechte Erinnerungen an Jobs' Umgangsformen haben. Steve Wozniak hat sich auf einer Konferenz genau dazu geäußert. Es gebe so viele Geschichten, von denen die Öffentlichkeit gar nichts wisse. Laut
Wozniak habe Jobs oft schlimme Dinge über andere Personen gesagt und sein Umfeld schlecht behandelt. Sogar Mitglieder des Mac-Teams schworen sich, nie wieder für Steve Jobs zu arbeiten. Wozniak fasst dies in die sehr scharfe Aussage, Jobs sei "sehr trumpisch" aufgetreten.
Wozniaks Kritik geht aber noch weiter. Steve Jobs habe das Innere und Äußere von Computern nie richtig verstanden und war daher geneigt, Fehlentscheidungen zu treffen. Gute Beispiele dafür sind Lisa, Apple III sowie der erste Macintosh. Alles, was Apple ohne Wozniak versucht habe, sei gescheitert - so der Apple-Mitgründer. Ein weiterer Aspekt, der das Vertrauen zu Jobs zerstört hatte, war bekanntlich die Entwicklung des Spiels Breakout. Jobs bekam für den Auftrag 5000 Dollar, behauptete Wozniak gegenüber aber, es seien nur 700 Dollar gewesen. Jahre später fand Wozniak heraus, dass ihm eigentlich 2500 und nicht nur 350 Dollar zugestanden hätten.
Wozniak erklärt, eine ganz bestimmte Gesprächsstrategie gegenüber Jobs gefahren zu haben: Jeglichen Konflikt vermeiden und nie mit ihm streiten. Allerdings erkennt Wozniak auch an, dass Steve Jobs in seiner zweiten Zeit bei Apple nach 1996 großartige Dinge mit Apple geleistet habe. Das erste iPhone hält Wozniak aber dennoch für fehlerhaft - Jobs habe das Gerät nicht für "dich und mich" gestaltet, sondern genau für sich. Es musste vorrangig einfach und elegant sein - ein "Design flaw", laut Wozniaks Urteil.
Noch einige andere Punkte kommen zur Sprache. Beispielsweise betont Wozniak, zeitlebens für freien Informationsaustausch gekämpft zu haben. Als einer der Gründungsväter der EFF (Electronic Frontier Foundation) arbeitete er genau darauf hin - verließ den Vorstand allerdings, nachdem Lobbyisten angeblich viel zu viel Einfluss gewonnen hatten. Die Sorge, Roboter könnten die Menschheit bedrohen, teilt Wozniak nicht. Stattdessen biete Automation viele Chancen, das Leben der Menschen besser zu machen - eine Ansicht, der er in früheren Jahren widersprochen hatte.