Push-Nachrichten von MacTechNews.de
Würden Sie gerne aktuelle Nachrichten aus der Apple-Welt direkt über Push-Nachrichten erhalten?

YouTube-Chefin warnt: Neues EU-Urheberrecht führt zu massenhaft blockierten Videos

In der EU-Richtlinie zum digitalen Urheberrecht steht Artikel 13 im Vordergrund der Diskussion, in die sich nun noch einmal Susan Wojcicki eingemischt hat. Die YouTube-Chefin sieht dramatische Konsequenzen auf die Bürger zukommen, denn die Videoplattform könne nicht alle Inhalte auf entsprechende Rechte überprüfen und werde diese daher eher blockieren. Sie hofft auf eine andere Lösung und bietet Alternativen an. Macht YouTube die Drohung wahr, würde der Zweck des Gesetzes ins Gegenteil verkehrt.

Schöpferwirtschaft in Gefahr
Wojcicki schreibt in dem Blogbeitrag von der harten Arbeit, um Künstler angemessen entlohnen zu können. 800 Millionen Euro habe man im vergangenen Jahr in der EU ausgezahlt. Die globale Musikindustrie habe alleine aus Werbeeinnahmen 1,5 Milliarden Euro erhalten. Doch die ganze "Schöpferwirtschaft" gerate durch den Artikel 13 nun in Gefahr, denn er zieht die Internetkonzerne für die Urheberrechtsverletzungen zur Verantwortung, die auf ihren Plattformen stattfinden.


EU-YouTube ohne Despacito
Der Ansatz sei unrealistisch, weil sich oft die Rechtsinhaber darüber streiteten, wer welche Rechte besitzt. Man könne kaum von den offenen Plattformen erwarten, dass sie die richtigen Rechtsentscheidungen in diesen Fällen träfen. Als Beispiel nennt sie das Musikvideo "Despacito", mit eine ganze Reihe Urheberrechte – von der Tonaufnahme bis zu Veröffentlichungsrechten. Obwohl YouTube mit mehreren Unternehmen dazu Vereinbarungen getroffen habe, seien einige Rechtsinhaber unbekannt geblieben. Um eine Haftung im Sinne des Artikel 13 zu vermeiden, müsste YouTube in Zukunft solche Videos möglicherweise in der EU blockieren.

400 Stunden Videomaterial pro Minute
Wojcicki deutet mit dem Beispiel an, es sei angesichts der Komplexität des Themas YouTube nicht möglich, allen Rechteinhabern sofort zu ihrem Recht zu verhelfen. YouTube könne dieses finanzielle Risiko angesichts von 400 Stunden Videomaterial, die pro Minute auf YouTube hochgeladen werden, nicht eingehen. Stattdessen verweist die YouTube-Managerin auf das hauseigene System "Content ID" und preist es als die "beste Lösung für die Verwaltung von Rechten auf globaler Ebene" an.

Massive inhaltliche Einbußen
Mit der Einführung drohe die EU Nutzer von einem großen Teil der 90 Milliarden Videos abzuschneiden, die jene noch im letzten Monat angesehen hätten, so Wojcicki. Die Geschäftsführerin bietet auch weiter ihre Zusammenarbeit an. Sie hofft, über umfassendere Lizenzvereinbarungen, bessere Identifizierbarkeit von Eigentümern und intelligente Rechteverwaltungstechnologien gemeinsam mit der EU Lösungen zu finden. Ziel sollte dabei gemäß Wojcicki sein, sowohl die Kreativwirtschaft florieren zu lassen als auch die Rechtsinhaber zu schützen. Die Plattforminhaber für jeden einzelnen Inhalt, den ein Nutzer hochlade, verantwortlich zu machen, hält sie für den falschen Weg.

Upload-Filter gegen Memes
Nach mehreren Revisionen kam der Gesetzgeber davon ab, die Zustimmung von Rechteinhabern über die Plattformbetreiber als Voraussetzung für den Upload zu machen. Der einzelne Nutzer hätte warten müssen, bis YouTube die Urheberrechtsfragen im Zusammenhang mit dem Video geklärt hatte, bis der Clip veröffentlicht werden darf. Nun sollen die Plattform-Betreiber voll haften und müssen Bilder, Tonaufnahmen und Videos prüfen. Das gelingt nur mit sogenannten Upload-Filtern, die fehleranfällig sind. Für kleine und mittlere Betreiber soll es Ausnahmen geben. Die Filterpflicht, so die Befürchtung der Kritiker, bedrohe Netzkultur-Phänomene wie Memes, unautorisierte Remixe und sogar das Medienarchiv der Wikipedia. Die Reform soll noch vor den Europawahlen im Mai 2019 beschlossen werden.

Kommentare

veggie
veggie14.11.18 09:08
... es heißt "Masern", mit einem "s"
+1
Apple@Freiburg14.11.18 09:28
Wir wollen es doch so.
Ich lache schon dem Tag entgegen wenn an den Haus- und Wohnungstüren nur noch noch Nummern stehen dürfen, keine Namen.

„Guten Tag, DHL hier, ich hab ein Paket für Nummer 86“

Liebe EU bitte auch den Namen auf Paketen und Briefen/Postkarten verbieten....🤦‍♂️

Und darüber hinaus, lasst eich noch mehr einfallen.... Kreativität ist gefragt....
-9
onlyapple1314.11.18 09:52
Das ist defakto ein Maulkorb fürs Internet.
Glaube kaum das die Jugend dies Akzeptieren würde, für diesen Artikel müsste man eigentlich auf die Straße gehen!
+5
Timeo Danaos14.11.18 09:55
Tja, kaum fruchtet massive Lobbyarbeit und das Erpressen von Abgeordneten mal nicht, kommt von dem ach so armen Google-Konzern nur noch Jammern und Zähneklappern.

Übersetzt bedeutet das Statement dieser Dame doch nur: Unsere Platform besteht aus so viel illegal hochgeladenen Inhalten für die wir nur einen Appel und ein Ei bezahlen, das lohnt sich ja jetzt gar nicht mehr, wenn wir das alles legal machen müssen.
0
rosss14.11.18 10:15
Ist doch mal eine gute Nachricht: Die europäische Jugend wird den nächsten Sommer draussen verbringen können, während der Rest der Welt weiter YT gucken muss. Welcome to Yesterworld.

Die Gerichte sind jetzt schon komplett überfordert mit Datenschutz- und Urheberrechtsfragen. Vielleicht hilft wirklich nur, einfach den Stecker zu ziehen. Spart auch mächtig Strom, gut für die Umwelt.
+5
macsmac
macsmac14.11.18 10:19
Das kommt dabei raus, wenn fachinkompetente und von Lobbyisten indoktrinierte Politiker Gesetze entwerfen 😂 Schon wie bei der DSGVO ein Griff ins Klo zum Ärger aller Beteiligten!
(Wenn es um Datenerhebung der EU und der Länderregierungen geht, gilt die Regel „alles und noch viel mehr, da sind dann Rechte nebensächlich)
-2
Semmelrocc
Semmelrocc14.11.18 10:20
Ganz so einfach ist es nicht. Die Ursache dieser Gesetzgebung ist auch nichts anderes als Lobbyarbeit, nur halt von anderen Konzernen. Eine gute und sachliche Zusammenfassung der Problematik gibt’s in diesem Video hier:
+4
Cliff the DAU
Cliff the DAU14.11.18 10:34
onlyapple13
Das ist defakto ein Maulkorb fürs Internet.
Glaube kaum das die Jugend dies Akzeptieren würde, für diesen Artikel müsste man eigentlich auf die Straße gehen!

Die Jugend?
Da wird es künftig sicher andere Spiele geben. Brot haben sie ja genug.
„Es gibt keine Nationalstaaten mehr. Es gibt nur noch die Menschheit und ihre Kolonien im Weltraum.“
+2
Cliff the DAU
Cliff the DAU14.11.18 10:36
Timeo Danaos
Übersetzt bedeutet das Statement dieser Dame doch nur: Unsere Platform besteht aus so viel illegal hochgeladenen Inhalten für die wir nur einen Appel und ein Ei bezahlen, das lohnt sich ja jetzt gar nicht mehr, wenn wir das alles legal machen müssen.

+1
„Es gibt keine Nationalstaaten mehr. Es gibt nur noch die Menschheit und ihre Kolonien im Weltraum.“
-1
Scrubelicious14.11.18 10:55
Ich sehe es jetzt schon dank dem werden die Usern Ihre Material auf ausländische Servern, und wer verliert in diesem Wettbewerb. Wir!
Don't believe everything on the internet!
-3
tranquillity
tranquillity14.11.18 10:59
macsmac
Das kommt dabei raus, wenn fachinkompetente und von Lobbyisten indoktrinierte Politiker Gesetze entwerfen 😂 Schon wie bei der DSGVO ein Griff ins Klo zum Ärger aller Beteiligten!
(Wenn es um Datenerhebung der EU und der Länderregierungen geht, gilt die Regel „alles und noch viel mehr, da sind dann Rechte nebensächlich)

Ui ui, da wurde aber tief in die Mottenkiste gegriffen. „Fachinkompetent“, „indoktriniert“... Und bzgl. Lobby: Übt die Youtube-Chefin nicht auch gerade Druck auf die Öffentlichkeit und die Politik aus?
Ehrlich gesagt, die DSGVO ist für mich überhaupt kein Ärger, im Gegenteil, durch sie wurde Datenschutz gesellschaftlich ein Thema. Klar, machnmal ist sie lästig, aber das ist kein Problem.

Und wenn man einmal aus Richtung der Hersteller von Musik und Filmen denkt, dann ist es durchaus nachvollziehbar, dass diese auch für ihre Mühe entlohnt werden wollen. Damit verdienen die nämlich meistens ihr Geld.
+6
Bodo_von_Greif14.11.18 11:17
Jetzt mal ehrlich. Seit YouTube massiv mehr Werbung schaltet nervts nur noch.

Inhalte auf der ganzen Welt klauen und dann vermarkten sollte kein tragendes Geschäftsmodell,



Cheers,

Bodo
[x] nail here for new monitor
0
MacBlack
MacBlack14.11.18 12:04
tranquillity
macsmac
Das kommt dabei raus, wenn fachinkompetente und von Lobbyisten indoktrinierte Politiker Gesetze entwerfen 😂 Schon wie bei der DSGVO ein Griff ins Klo zum Ärger aller Beteiligten!
(Wenn es um Datenerhebung der EU und der Länderregierungen geht, gilt die Regel „alles und noch viel mehr, da sind dann Rechte nebensächlich)

Ui ui, da wurde aber tief in die Mottenkiste gegriffen. „Fachinkompetent“, „indoktriniert“... Und bzgl. Lobby: Übt die Youtube-Chefin nicht auch gerade Druck auf die Öffentlichkeit und die Politik aus?
Ehrlich gesagt, die DSGVO ist für mich überhaupt kein Ärger, im Gegenteil, durch sie wurde Datenschutz gesellschaftlich ein Thema. Klar, machnmal ist sie lästig, aber das ist kein Problem.

Und wenn man einmal aus Richtung der Hersteller von Musik und Filmen denkt, dann ist es durchaus nachvollziehbar, dass diese auch für ihre Mühe entlohnt werden wollen. Damit verdienen die nämlich meistens ihr Geld.

Das Problem liegt meiner Ansicht nach darin, die nicht-kommerziellen Inhalte zu schützen, die bei kommerziellen Inhalten "Anleihen" machen. Also die genannten Memes, Remixe, photoshop-veränderten Bilder etc.

Gegen einen ordentlichen Urheberrechtsschutz ist ja nichts einzuwenden. Aber bitte nur (und darum geht es ja auch im Grunde eigentlich) im kommerziellen Bereich. Dann dürfte YouTube allerdings auch an Veröffentlicher von ohne Lizenz bearbeiteten Videoclips keine Honorare mehr zahlen – und diese würden wahrscheinlich auch auf anderen Plattformen veröffentlichen. Das ginge dann gegen das Geschäftsmodell von YouTube.

(Anmerkung: Auch die DS-GVO ist im geschäftlichen Bereich sinnvoll und ein Fortschritt in Sachen Datenschutz. Hinderlich und Kontraproduktiv ist sie im sozialen Bereich. Hierüber wurde – typisch für die moderne Gesetzgebung – kein bisschen nachgedacht.)
+2
pcbastler14.11.18 12:22
Schade, dass solche Firmen wie Youtube, Netflix und Co. einfach keine Eier in der Hose haben.

Sollen sie doch einfach mal "Nein" zu dem EU-Regulierungswahn sagen und ihren Dienst KOMPLETT für Europa abschalten.

Den Rest erledigen dann schon die hiesigen User.
-3
Timeo Danaos14.11.18 12:35
pcbastler
Schade, dass solche Firmen wie Youtube, Netflix und Co. einfach keine Eier in der Hose haben.
Sollen sie doch einfach mal "Nein" zu dem EU-Regulierungswahn sagen und ihren Dienst KOMPLETT für Europa abschalten.
Den Rest erledigen dann schon die hiesigen User.

Schon die Tatsache, dass Du YouTube und Netflix in einem Atemzug nennst zeigt, dass Du keinen Schimmer hast um was es eigentlich geht.
Aber Hauptsache noch ein bisschen EU-Kritik untergebracht.
Du solltest mal nachdenken und Dich informieren, bevor Du ungebeten Deine Ahnungslosigkeit vor der Welt ausbreitest.
+4
Timeo Danaos14.11.18 12:43
MacBlack
Gegen einen ordentlichen Urheberrechtsschutz ist ja nichts einzuwenden. Aber bitte nur (und darum geht es ja auch im Grunde eigentlich) im kommerziellen Bereich. Dann dürfte YouTube allerdings auch an Veröffentlicher von ohne Lizenz bearbeiteten Videoclips keine Honorare mehr zahlen – und diese würden wahrscheinlich auch auf anderen Plattformen veröffentlichen. Das ginge dann gegen das Geschäftsmodell von YouTube.

Das ist genau der springende Punkt. YouTube verdient Geld mit meinem Zeug, ich sehe davon aber keinen Cent, sondern nur irgendein Honk, der das hochlädt oder irgendwie verwurstet. Wer das als gerecht empfindet oder den Untergang des Internets kommen sieht, wenn man das unterbindet, dem ist nicht mehr zu helfen. Der merkt womöglich nichtmal, dass er auch noch unentgeltlich Lobbyarbeit für einen Milliardenkonzern macht.

Alle die hier immer noch an das demokratische, freie Internet glauben sei gesagt, dass es das schon nicht mehr gibt, seit einige Konzerne (allen voran Google) dieses Internet komplett kommerzialisiert haben. Die haben aus dem Diebstahl von geistigem Eigentum ein so großes Geschäftsmodell gemacht, dass viele das mittlerweile für normal halten.
+3
rosss14.11.18 13:02
tranquillity
Ehrlich gesagt, die DSGVO ist für mich überhaupt kein Ärger, im Gegenteil, durch sie wurde Datenschutz gesellschaftlich ein Thema. Klar, machnmal ist sie lästig, aber das ist kein Problem.

Auch Lästigkeit kann als Problem wahrgenommen werden.

Leider muss man neben der Bürokratie noch zusätzlich Rechtsunsicherheit in Kauf nehmen, da im Zweifel auf eine abschließende Klärung durch die Gerichte verwiesen wird.

Es gibt bei der DSGVO derzeit keine Möglichkeit rechtssicher zu handeln, außer durch Unterlassung. Oder gibt es inzwischen zu den vielen Streitpunkten abschließende Urteile?

Artikel 13 ist einfach der nächste Baustein. Ich brauche das Geschäftsmodell von YT nicht gut zu heißen, um die Problematik zu sehen. Es würde mich wundern, wenn YT oder irgendein anderer Anbieter es schaffen sollte, einen funktionierenden Uploadfilter zu installieren.

Schade um die guten, lustigen, informativen, künstlerischen, satirischen… Beiträge aus Europa. RIP
+1
MacBlack
MacBlack14.11.18 13:17
Timeo Danaos
Alle die hier immer noch an das demokratische, freie Internet glauben sei gesagt, dass es das schon nicht mehr gibt, seit einige Konzerne (allen voran Google) dieses Internet komplett kommerzialisiert haben. Die haben aus dem Diebstahl von geistigem Eigentum ein so großes Geschäftsmodell gemacht, dass viele das mittlerweile für normal halten.

Da ist leider etwas dran. Und genau darum sollte zwischen kommerzieller und nicht-kommerzieller Nutzung von fremden Inhalten genau unterschieden werden. Aber das sieht ja (meines Wissens) keiner der Entwürfe zum neuen Urheberrecht vor. Hier wird wohl alles wieder in einen Topf geworfen und werden lustig-satirische Bildbearbeitungen zu aktuellen Themen in gleicher Weise wie das Uploaden noch nicht veröffentlichter Kinofilme bewertet.

Würde es eine strafrechtliche Trennung von kommerzieller und nicht-kommerzieller Nutzung urheberrechtlich geschützter Inhalte geben, könnte man bezüglich der kommerziellen Nutzung viel klarere (und wahrscheinlich auch strengere) Regeln finden, da man auf den privaten Spaßbereich mit seinen tausenden kreativen Kids keine Rücksicht nehmen müsste.

Bestraft würde nur, wer aus Urheberrechtsverletzungen kommerziellen Nutzen zieht – auch zum Beispiel durch YouTube-Honorare.
-1
willchen14.11.18 15:20
tranquillity
macsmac
Das kommt dabei raus, wenn fachinkompetente und von Lobbyisten indoktrinierte Politiker Gesetze entwerfen 😂 Schon wie bei der DSGVO ein Griff ins Klo zum Ärger aller Beteiligten!
(Wenn es um Datenerhebung der EU und der Länderregierungen geht, gilt die Regel „alles und noch viel mehr, da sind dann Rechte nebensächlich)

Ui ui, da wurde aber tief in die Mottenkiste gegriffen. „Fachinkompetent“, „indoktriniert“... Und bzgl. Lobby: Übt die Youtube-Chefin nicht auch gerade Druck auf die Öffentlichkeit und die Politik aus?
Ehrlich gesagt, die DSGVO ist für mich überhaupt kein Ärger, im Gegenteil, durch sie wurde Datenschutz gesellschaftlich ein Thema. Klar, machnmal ist sie lästig, aber das ist kein Problem.

Und wenn man einmal aus Richtung der Hersteller von Musik und Filmen denkt, dann ist es durchaus nachvollziehbar, dass diese auch für ihre Mühe entlohnt werden wollen. Damit verdienen die nämlich meistens ihr Geld.

+1
+1
sierkb14.11.18 18:31
FAZ (14.11.2018): Wird das Videoportal gelöscht?: So wiegelt Youtube die Kinder auf
Die Videoplattform Youtube macht Stimmung gegen ein neues EU-Gesetz. Der Protest nimmt ungeahnte Ausmaße an.
+1
tranquillity
tranquillity14.11.18 20:21
sierkb
FAZ (14.11.2018): Wird das Videoportal gelöscht?: So wiegelt Youtube die Kinder auf
Die Videoplattform Youtube macht Stimmung gegen ein neues EU-Gesetz. Der Protest nimmt ungeahnte Ausmaße an.

Guter Artikel, danke dafür. Da sieht man, was uns in der Postdemokratie droht. Globale Konzerne mit Agitationsmacht nutzen unwissende Menschen auf um sie nach ihren Interessen einzusetzen. Prost Mahlzeit
+1
rosss14.11.18 22:37
sierkb
FAZ (14.11.2018): Wird das Videoportal gelöscht?: So wiegelt Youtube die Kinder auf
Die Videoplattform Youtube macht Stimmung gegen ein neues EU-Gesetz. Der Protest nimmt ungeahnte Ausmaße an.

Was für ein tendenziöser Artikel. Seit Sommer kocht das Thema hoch, Gallionsfigur Axel Voss hat bei mir bislang nur durch Polemik gepaart mit mangelnder Fachkompetenz Eindruck hinterlassen. Und der Faz sollte klar sein, dass der Protest natürlich zu einer sinnvollen und praktikablen Überarbeitung des Entwurfs führen soll. Dadurch wird die Gesetzgebung nicht nur durch Lobbyisten beeinflusst — und das ist gut so.

Aber welche Interessen verfolgt die Faz, wenn sie sinngemäß schreibt: Was soll die Aufregung, ist ja noch gar nicht beschlossen, und alle Kinder sind sowieso nur durch monetäre Interessen instrumentalisiert?

Wer sind die Lobbyisten?
+1
sierkb14.11.18 23:31
rosss:

Die Debatte wird von allen Beteiligten, Interessengruppen und Lobbyisten heiß und kontrovers geführt. Axel Voss ist wohl nicht unumstritten und durchaus kritikwürdig, was ich, mea culpa, leider erst nach dem Posten/Verlinken des FAZ-Artikels herausfand und ihn inzwischen mit gänzlich anderen Augen sehe und ihn in der Tat nun ebenfalls polemisch und tendentiös empfinde, mich inhaltlich von ihm in sofern distanziere, dass ich mir seine Sichtweise nicht zu eigen machen möchte, ihn aber als Beispiel verstanden sehen möchte, mit welchen Bandagen da grad' gekämpft und gestritten wird. Axel Voss ist wohl leider keineswegs als neutral zu betrachten, steht wohl auf jener Seite bestimmter Interessengruppen der einen Seite, welcher andere Interessengruppen der anderen Seite gegenüberstehen. Beide Seiten ringen miteinander.

Zum Ausgleich sei deshalb das hier genannt und drauf verwiesen (dem ich mich inhaltlich viel näher finde und anschließen mag):

Das hier ist wohl der große Rahmen, der aktuelle Anlass, warum das alles grad' wieder hochkocht, Showdown Anfang 2019:

netzpolitik.org: Die EU-Urheberrechtsreform – Stand der Debatte
Die EU-Urheberrechtsreform ist auf der Zielgeraden. Die nationalen Regierungen im Rat haben sich im Frühjahr für Uploadfilter und Leistungsschutzrecht ausgesprochen. Nach massiven Protesten aus der Zivilgesellschaft hat das Parlament die Pläne zwar vorerst gestoppt, aber am 12. September werden sie erneut zur Abstimmung gestellt. Julia berichtet in ihrem Vortrag brandaktuell, wie es danach weitergeht und was wir tun müssen, um in den Verhandlungen zwischen Rat und Parlament die freie Kommunikation im Internet zu verteidigen. Die nächsten Monate werden entscheidend sein, um den Link zu retten und der Zensur durch unkontrollierte Algorithmen einen Riegel vorzuschieben!


netzpolitik.org (13.09.2018): Urheberrecht: Axel Voss weiß nicht genau, was in seinem Gesetz steht
Der CDU-Politiker Axel Voss ist Berichterstatter des EU-Parlaments für die umstrittene Copyright-Reform, die gestern grünes Licht der Abgeordneten erhielt. Als solcher ist Voss so etwas wie der Vater des neuen Urheberrechtes, gemeinsam mit dem Ex-Digitalkommissar Günther Oettinger, der es damals auf den Weg gebracht hatte. Doch Papa wusste gestern nach der Abstimmung in Straßburg offenkundig nicht so genau Bescheid, was in dem fertigen Text eigentlich alles drin steht.

netzpolitik.org (10.11.2018): Wie die EU-Urheberrechtsreform die Entwicklung Künstlicher Intelligenz bedroht
Die Verhandlungen um die EU-Urheberrechtsreform gehen in die letzte Runde. Bisher dominieren drohende Uploadfilter und ein Leistungsschutzrecht für Presseverlage die Debatte. Wenig beleuchtet ist hingegen, wie geplante Regelungen zum Data-Mining die Entwicklung von Künstlicher Intelligenz in der EU gefährden.


netzpolitik.org (07.11.2018): Urheberrecht: Ärger im EU-Parlament über verwässerten Schutz für Künstler
Die große Urheberrechtsreform der EU sollte Kunstschaffende vor unfairen Verträgen und Ausbeutung schützen. Doch bei Geheimgesprächen strichen die Verhandler die Schutz-Artikel einfach wieder raus. Das macht einen SPD-Abgeordneten in Brüssel wütend. So war das nicht ausgemacht!


netzpolitik.org (02.11.2018): „Ich gebe die Hoffnung nicht auf“: Julia Reda im netzpolitik.org-Podcast über den Kampf für ein neues Urheberrecht
Niemand hat so hart für ein modernes Urheberrecht gestritten wie die EU-Abgeordnete Julia Reda. Trotz ihrer Bemühungen drohen die Einführung von Uploadfiltern und einem europaweiten Leistungsschutzrecht. Am Rande unserer Konferenz erzählte die Piratin aus vier Jahren im EU-Parlament und sagt, warum es sich weiter zu kämpfen lohnt.

netzpolitik.org (20.10.2018): Hass und Propaganda im Netz: Wie das EU-Urheberrecht das Immunsystem der Öffentlichkeit stärken könnte
Die Kritik am Netzwerkdurchsetzungsgesetz und Upload-Filtern zeigen: Unliebsame Inhalte aus dem Netz zu entfernen ist nicht so leicht wie gedacht und mit Einschränkungen von Grundrechten verbunden. Zeit, darüber nachzudenken, wie man stattdessen den öffentlichen Diskurs stärkt. Das Urheberrecht kann dafür ein Hebel sein. Es muss der gesellschaftlichen Debatte zu Gute kommen.


netzpolitik.org (21.09.2018): Julia Reda: Der Kampf um ein besseres Urheberrecht ist nicht verloren
Die Piratin setzt sich seit Jahren auf EU-Ebene gegen Upload-Filter und Leistungsschutzrecht ein. Vor ein paar Tagen beschloss das EU-Parlament mit knapper Mehrheit die beiden Vorschläge, mit denen die Freiheit im Netz eingeschränkt werden soll. Bei der „Das ist Netzpolitik“-Konferenz kündigt Julia Reda Widerstand an.

netzpolitik.org, 21.09.2018
Die unermüdlichste Kämpferin gegen diese Vorschläge war die vergangenen Jahre im Europaparlament die deutsche Piratin Julia Reda. Bei unserer Konferenz „Das ist Netzpolitik!“ machte sie Mut dazu, weiter gegen die Vorschläge zu kämpfen. „Es ist ganz wichtig, dass wir jetzt aktiv werden. Dann haben wir eine Chance, Upload-Filter und Leistungsschutzrecht zu verhindern“, sagte Reda.

Textschnipsel und Filter

Die Piratin erklärte auf der Bühne nochmal, worum es bei den beiden toxischen Vorschlägen geht. Das Leistungsschutzrecht soll den großen Medienverlagen einen Teil der Werbeeinnahmen von Plattformen wie Facebook und Google zuschanzen. Dazu sollen künftig selbst kurze Textschnipsel und Links unter das Urheberrecht fallen und potentiell vergütungspflichtig werden – das Gesetz betreffe nicht nur die Internetriesen, sondern auch private Blogs, betonte Reda. „Zusammenfassungen über die Berichterstattung über mich auf meiner eigenen Webseite wären dann wahrscheinlich erlaubnispflichtig.“

Auch Projekte wie die Wikipedia würden dadurch empfindlich getroffen, sagte Reda. Während der Vorschlag für Nutzer*innen potentiell schwere Einschränkungen bringt, drängen große Verlage wie Axel Springer seit Jahren darauf und machten in den Massenmedien Stimmung. Gegner der Vorschläge wurden als Google-Propagandisten verunglimpft.

Die Upload-Filter-Pflicht schreibt Plattformen wie Youtube hingegen vor, jeder hochgeladene Nutzer*inneninhalt müsse künftig schon vor Veröffentlichung von einem automatisierten System geprüft werden. Wenn die Software einen urheberrechtlich geschützten Inhalt zu finden meint, dann löscht sie das Video. Damit werden Parodie und Zitate vielfach verunmöglicht, erinnert Reda.

Vor der Abstimmung im Europaparlament gab es deutlichen Widerstand gegen die Vorschläge aus der Zivilgesellschaft. Aber es reichte nicht für einen Aufschrei von breiteren Schichten. „Was man daraus lernen kann: Aktivismus ist super wichtig, aber er muss kontinuierlich sein. Das ist für die Zivilgesellschaft eine schwierige Aufgabe, über Jahre an so einem Thema ran zu sein. Aber es ist wahrscheinlich notwendig. Wir müssen aktiver werden.“

Reda ruft dazu auf, EU-Abgeordnete im eigenen Wahlkreis zu kontaktieren und das Thema nochmal auf die Agenda zu setzen. „Die müssen das Gefühl haben, dass das für ihren Wahlkreis relevant ist. Dann glaube sie auch nicht, dass das von Google kommt.“

Der Tag der Entscheidung naht

Die Reform wandert nun hinter verschlossene Türen. Verhandler des Parlaments entscheiden nun in den nächsten Wochen gemeinsam mit der Kommission und dem Rat der Mitgliedsstaaten im sogenannten Trilog über einen endgültigen Text. In diesem könne noch das Schlimmste verhindert werden, sagt die Piratin. „Es wird wichtig sein, auf Deutschland und auch auf Österreich während der Trilog-Verhandlungen öffentlich Druck auszuüben.“

Als Waffe gegen die heimlichen Verhandlungen setzt Reda auf Transparenz. Denn bisher erfuhr die Öffentlichkeit nichts darüber, was eigentlich bei Trilog-Verhandlungen passiert. Erst wenn der Text fertig ist, werden damit Tatsachen geschaffen. Das will die Piratin verhindern. „Ich habe Zugang zu den Dokumenten der Verhandlungen und ihr könnt sie bekommen. Ich werde sie einfach veröffentlichen, mal sehen was passiert.“ Mit solchen Wagemut werden sich womöglich die schlimmsten Punkte des neuen EU-Urheberrechts noch verhindern lassen.
+1
Zacks
Zacks15.11.18 01:07
Wenn man bedenkt das dieser Clusterfuck nur durch einen deutschen Lobbyisten zustande gekommen ist wird einem schlecht.
Ein Land was die letzten Jahrzehnte keine nennenswerten Errungenschaften hervorgebracht hat und eigentlich nur so etwas wie ein 1st World China ist, verseucht nun die ganze EU
Ware wa messiah nari!
-2
rosss15.11.18 09:04
Ich finde es erschreckend — ich formuliere es einmal vorsichtig — immer öfter das Gefühl zu haben, in der Presse unreflektierte Artikel zu lesen. Gerade in Zeiten, in denen populistische Kräfte den Begriff FakeNews als Totschlagargument gebrauchen, sehe ich Journalisten und Verlage in der Pflicht, besonders sorgfältig zu arbeiten.

Es wird unerträglich, wenn nur der Verdacht im Raume steht, finanziell in Schieflage geratende Verlage würden kurzsichtigen Eigennutzlobbyismus in Brüssel betreiben — und diesen Verdacht in der Berichterstattung unterschlagen statt ihn zu entkräften.

Natürlich sollte man immer hinterfragen: Cui bono? Natürlich hat YT monetäre Interessen den Status Quo zu erhalten. Andere haben ein Interesse daran, Werbeausfälle durch Internetkonkurrenz zurück zu gewinnen.

Glaubt ernsthaft jemand, es ginge um den Schutz der Rechte einiger Künstler und Kulturschaffenden, die sich keine eigene Rechtsabteilung leisten können?

Gerade diese Gruppe wird doch von der geplanten Umsetzung am meisten getroffen. Lobbyisten für diese Gesetzgebung sehen sich als Gewinner, egal ob YT zahlt oder in der EU den Stecker zieht.

Verlieren werden am Ende alle. Wenn jetzt alle stillhalten.

Danke sierkb für die umfangreiche Link- und Zitatsammlung. Auch wenn es viel Text ist — jeder sollte sich auch mit dieser Seite der Medaille auseinander setzen und eigene Schlüsse ziehen.
+2

Kommentieren

Sie müssen sich einloggen, um die News kommentieren zu können.