"Zu wenig Tiefe und zu spät" – Apples Dienste-Offensive wird skeptisch bewertet
Dass im klassischen Smartphone-Markt keine großen Zuwächse mehr möglich sind, schon gar nicht bei den Stückzahlen, gilt als offenes Geheimnis. Für die Hersteller bedeutet dies, nur noch dann Wachstum oder wenigstens Stagnation erreichen zu können, wenn Kunden zu teureren, margenstärkeren Geräten greifen. Als der Siegeszug der Smartphones begann, gab es zunächst die große Masse an Neukunden. Diese kauften alle zwei Jahre neue Geräte, denn regelmäßig gab es dringend notwendige Verbesserungen. Inzwischen hat aber so ziemlich jeder potenzielle Kunde ein Smartphone – und kann dieses lange nutzen, denn offensichtliche Schwächen gibt es nicht mehr. Apples Antwort auf diese Problemstellung ist, die Zukunft unter anderem in neuen Abo-Diensten zu suchen. Eine pessimistische Einschätzung gibt es nun aber auch von JP Morgan.
Breite ja, Tiefe neinIn einer Analyse für Investoren führt die Investment-Bank aus, dass man eher skeptisch sei. Apples vorgestellte Lösungen reichten demnach nicht aus, um die Sättigung des Smartphone-Marktes zu kompensieren. Zwar übertraf Apple die Bandbreite erwarteter Neuerungen, nicht jedoch die Tiefe – so die Stellungnahme. Apple präsentierte zahlreiche neue Angebote, die im Laufe des Jahres an den Start gehen. Es sei allerdings fraglich, ob diese attraktiv genug sind, um massenhaft Kunden anzuziehen. Die Kritik gilt nicht den Inhalten selbst, sondern dem Spektrum, das Apple abdeckt.
Markt umkämpftIm Falle des TV-Streaming wage sich Apple beispielsweise in einen ohnehin schon stark umkämpften Markt vor – der mit sehr ähnlichen Rezepten wie Apple arbeite. Auch Apple biete eine Mischung aus Drittanbieter-Content sowie ab Herbst eigenproduzierten Inhalten, betrete das Feld aber viel später als die Konkurrenz. Generell fehle das Alleinstellungsmerkmal – wenngleich man natürlich nicht unterschätzen darf, wie groß Apples Kundenstamm ist.
...oder wiederholt sich Apple Music?JP Morgan ist mit der verhaltenen Einschätzung nicht allein, auch andere Marktbeobachter stoßen in ein ähnliches Horn. Gerade erst korrigierte HSBC Apples Kurziel nach unten und führte ebenfalls Zweifel am Zeitpunkt des Markteintritts an. Dieser komme viel zu spät, so die Einschätzung. Selbiges war allerdings schon vor vier Jahren bei der Einführung von Apple Music zu hören. Diese erfolgte ebenfalls sehr spät, Apples langer Atem zahlte sich allerdings aus.