Mac OS X Lion
Was Lion kostet und wie Lion verkauft wird
Fast alle Funktionen aus Lion, die Apple während der Keynote demonstrierte, waren bereits seit Oktober bekannt. Da man im Vorfeld kaum erwartet hatte, dass Apple noch große neue Funktionen in letzter Minute einbaute, galt die Spannung vor allem der Fragen: Wann wird Lion angeboten, zu welchem Preis und in welcher Distributionsform? Die Gerüchteseiten hatten in zwei der drei Punkte recht. Apple verkauft Lion ausschließlich über den Mac App Store und bietet das System erheblich günstiger an als frühere Vollversionen neuer "Major Releases". Lion kostet nur 29,99 Dollar, dies sind laut Umrechnungstabelle des App Stores 23,99 Euro. Dies umfasst die Installation auf allen Macs im Haushalt, der Download ist 4 GB. Beim Veröffentlichungsdatum lagen hingegen die meisten falsch. Lion kommt im Juli auf den Markt und nicht wie mehrfach berichtet entweder im Juni oder im September.
neue Funktionen
Ansonsten wiederholte Apple zwar zum größten Teil Informationen des "Back to the Mac"-Events, nannte aber auch noch weitere Verbesserungen. Der Mac App Store spielt eine wichtige Rolle, denn er wurde zur wichtigsten Vertriebsplattform, um Mac-Software zu vertreiben. Wie schon bei iOS soll es auch bei Mac-Apps sowohl InApp-Verkäufe als auch Push-Benachrichtigungen geben. Darüber hinaus werden Mac-Apps unter Mac OS X Lion ebenfalls in einer abgeschotteten Umgebung ausgeführt und sind über Launchpad erreichbar. Bereits bekannt sind die Resume-, Auto-Save- und Version-Funktionen, mit denen Programme sich so starten lassen, wie man sie zuletzt verlassen hat, und alle Versionen von Dokumenten aufgerufen werden können. AirDrop bietet dagegen eine einfache Möglichkeit, um Dokumente im lokalen Netzwerk ohne vorherige Konfiguration auszutauschen. Ebenfalls bereit bekannt ist die neue Oberfläche von Mail, die sich deutlich an iOS orientiert.
Unterstützte Hardware
Es galt ohnehin als ziemlich sicher, auf welcher Hardware Mac OS X Lion betrieben werden kann, jetzt erfolgt noch einmal die endgültige Bestätigung von Apple. So heißt es: "Lion setzt einen Intel-basierten Mac mit Core 2 Duo, i3, i5, i7 oder Xeon Prozessor und 2GB RAM voraus". Mit Snow Leopard hatte sich Apple bereits von Macs mit PowerPC-Prozessor verabschiedet, jetzt fallen auch die ersten Intel-Macs durch das Raster. Anfang 2006 erschienen die ersten Intel-Macs, diese wurden noch mit einem Core Duo ausgeliefert.
Erst mit dem Core 2 Duo fand dann die Umstellung auf 64 Bit statt. MacBook, MacBook Pro, iMac und Mac mini mit Core Duo können somit nicht mehr auf Mac OS X Lion aktualisiert werden. Der Mac Pro der ersten Generation arbeitet mit einem Xeon-Prozessor und ist laut Apples Vorgaben somit Lion-tauglich. Macs werden von Apple (bis auf wenige Ausnahmen) ca. fünf Jahre lang unterstützt, anschließend kann man sich nicht mehr sicher sein, noch neue Systeme zu erhalten.
iOS 5
Laut Apple wird iOS 5 über 1.500 neue APIs für Entwickler und 200 neue Funktionen für Endbenutzer enthalten. Auf der WWDC-Keynote hat Apple zehn dieser Funktionen näher vorgestellt. Mit iOS 5 wird das bisherige Benachrichtigungssystem überarbeitet und durch ein Notification Center ersetzt. In diesem werden alle Benachrichtigungen zusammengefasst. Eine Wischgeste von Oben nach Unten führt direkt in das Center. Neu ist die News Stand App für den direkten Zugriff auf Magazine und Zeitungen. Die App orientiert sich sichtbar an iBooks und ermöglicht den automatischen Download neuer Ausgaben. Zudem bietet Apple mit iOS 5 eine umfangreiche Twitter-Integration, unter anderem in der Foto- und Kamera-App wie auch in Safari, YouTube und den Kontakten. Safari Mobile wird in iOS 5 wie die Desktop-Version über eine vereinfachte Reader-Ansicht verfügen und Reading Lists zum vormerken interessanter Texte bieten.
Ein neue Funktion namens Reminders soll in iOS 5 den Anwender bei der Erledigung von Dingen helfen. Es können Listen erstellt werden, in den sich Zeitpunkt mit Ort und Beschreibung verknüpfen lassen, beispielsweise die Frau anrufen, wenn man den Ort verlässt. Sobald die Ortsgrenzen verlassen sind, erinnert das iPhone in diesem Fall an den notwendigen Eintrag. Die Kamera-App kann nun direkt vom Lock-Screen aus per Doppelklick des Home-Button aufgerufen werden. Die Lautstärke-Regelung am Gerät dient hierbei als Auslöser. Mail bietet in iOS 5 nun Textformatierungen, Markierung von Mails, integriertes Wörterbuch und eine verbesserte Tastatur mit Zwei-Daumen-Layout. Weiterhin kann iOS mit Version 5 erstmals auch völlig getrennt von einem Computer eingesetzt werden. iTunes wird also nicht mehr erforderlich sein. Stattdessen lässt sich das iPhone direkt in iOS einrichten, wobei Software-Updates nun als Delta-Packet in deutlichen verringertem Datenumfang direkt auf das Gerät übertragen werden.
Das Game Center stattet Apple mit Avatare und Fotos aus, Freunde von Freunden, vorgeschlagene Nutzer mit ähnlichen Interessen und Erfolgspunkte. Zudem können nun direkt im Game Center die Spiele-Apps gekauft werden. Auch rundenbasierte Spiele können nun Game Center unterstützen. Neu ist iMessage für iPad, iPhone und iPod touch. Die neue Chat-Software erlaubt den Austausch von Textnachrichten, Fotos, Videos, Kontakte und Gruppennachrichten mit optionaler Empfangs- und Gelesenbestätigung. Maps kann in iOS 5 alternative Routen zeigen, FaceTime bietet eine besserer Videoqualität und die Synchronisation mit iTunes ist nun auch über WiFi möglich. Ebenfalls geboten wird das Wetter am aktuellen Standort und ein Vibrationsalarm mit unterschiedlichen Mustern. Die Developer Preview von iOS 5 ist für Entwickler ab heute verfügbar. Unterstützt werden alle iPhones ab 3GS (und iPod touch derselben Generation). iOS 5 erscheint im Herbst und damit nach Mac OS X Lion.
iCloud
Auf der Keynote zur WWDC sagte Steve Jobs, dass Apple schon seit 10 Jahren versucht, eine Lösung zu finden, wie man digitale Bilder, Videos, Dokumente und Musik über den Rechner zur Verfügung stellen kann. In den letzten Jahren hat sich das Szenario allerdings maßgeblich verändert. Nicht nur auf dem Mac oder PC werden diese Daten erstellt und gespeichert, sondern auch auf dem iPhone, iPad und Tablet PC. All diese Geräte werden über verschiedenste Mechanismen miteinander synchronisiert: das iPhone und das iPad über USB, das Apple TV über WLAN und Macs untereinander gar nicht.
iCloud soll dieses Problem lösen und transparent alle Geräte eines Nutzers synchronisieren.
Die derzeitigen MobileMe-Dienste
Apple hat die derzeitigen MobileMe-Dienste komplett neu geschrieben und über iCloud zur Verfügung gestellt. Nutzer können nun Kalender, Kontakte und Emails kostenfrei über iCloud auf allen Computern und iOS-Geräten synchron halten.
AppStore und iBookstore
Über die iCloud werden gekaufte Programme und Bücher automatisch auf allen Geräten heruntergeladen. Zusätzlich kann man zuvor gekaufte Programme über eine Liste erneut und ohne Mehrkosten herunterladen.
iCloud Backup
Mittels iCloud Backup werden automatisch alle Programmdaten und Einstellungen in der iCloud zwischengespeichert, wenn das iPhone, der iPod Touch oder das iPad aufgeladen wird und WLAN-Empfang hat. Kauft sich der Nutzer ein neues iOS-Gerät muss er nur die Benutzerdaten eingeben und schon wird das Backup zurückgespielt und alle Daten und Einstellungen stehen bereit.
iCloud Storage
Über die iCloud Storage kann man kostenlos 5GB an Dokumenten in der Cloud speichern. Dabei können Entwickler mittels des Storage APIs diese Funktion direkt in Programme einbauen. Ändert ein Programm ein Dokument, wird dies automatisch über die iCloud an alle Geräte verteilt. Fotos, Apps, Musik und Bücher zählen nicht zu der kostenfreien Grenze von 5GB hinzu.
Photo Stream
Auch Bilder lassen sich über Photo Stream über die iCloud synchronisieren. Wenn man ein Bild auf einem Gerät aufnimmt wird es automatisch an alle anderen Geräte gesendet. Dabei ist Photo Stream mit iPhoto auf dem Mac und der Foto-Applikation auf dem iPhone, iPad und iPod Touch kompatibel. Dabei werden die letzten 1.000 Bilder synchronisiert, um den eingeschränkten Speicherplatz auf iOS-Geräten nicht überzustrapazieren. Auf Macs und PCs werden alle Bilder gespeichert. Wenn ein Bild in ein Album bewegt wird, wird es auch permanent auf allen Geräten gespeichert.
iTunes in the Cloud
Es ist momentan sehr aufwändig, Musik synchronisiert zu halten - vor allem dann, wenn man nicht nur einen Computer benutzte, sondern zudem noch Notebook, iPhone, iPad und iPod touch im Haushalt hat. Man kauft ein Lied auf dem iPhone, dieses befindet sich dann aber nicht auf den anderen Geräten. Apple will es mit "iTunes in the Cloud" anders machen und dem Benutzer mehr Komfort bieten. Auf Wunsch gelangen zukünftige Einkäufe direkt auf alle registrierten Geräte. Möchte man jetzt einen Abgleich durchführen, so stehen Listen bisheriger Einkäufe zur Verfügung, die sich direkt herunterladen lassen. Für den Benutzer fallen keine Mehrkosten an, wenn ein Lied mehrfach heruntergeladen wird. Für iTunes-Benutzer scheint iCloud wirklich einen erheblichen Mehrwert zu bieten denn einfacher war es nie, Bibliotheken auf mehreren Geräten aktuell zu halten. Dies funktioniert mit bis zu zehn Devices. Selbst Lieder, die nicht über den iTunes Store erworben wurden, können synchronisiert werden. Entweder man entscheidet sich für die bislang schon gebotenen Möglichkeiten (Synchronisation über WiFi/USB bzw. neu kaufen) oder man schließt für 24,99 Dollar pro Jahr ein Abo für "iTunes Match" ab. Dann sind alle Titel inbegriffen, die es im iTunes Store gibt; ungeachtet wo der Einkauf stattfand.
Verfügbarkeit
iCloud und die Cloud Storage APIs sind als Beta für iOS- und Mac-Entwickler ab sofort verfügbar. Für Endkunden wird iCloud zusammen mit iOS 5 im Herbst verfügbar sein. Nutzer können sich über iOS 5 und Mac OS X Lion mittels einer gültigen Apple ID kostenlos anmelden, wenn der Dienst im Herbst startet.
Sofort verfügbar ist iTunes in the Cloud für alle Nutzer, die über iTunes 10.3 und iOS 4.3.3 verfügen. Auch das automatische Herunterladen von Programmen und Büchern auf allen Endgeräten ist ab Heute verfügbar.
Die Keynote als Aufzeichnung
Kurze Zeit nach Ende der Keynote zur WWDC 2011 hat Apple bereits die Aufzeichnung zur Verfügung gestellt. Wer noch einmal miterleben möchte, wie Steve Jobs und sein Team Mac OS X Lion, iOS 5, iCloud sowie den neuen Cloud-basierten iTunes-Dienst vorstellen kann sich die gesamte Keynote ansehen.
Eröffnet wird die Keynote traditionell von Steve Jobs, der trotz anhaltender Krankheitspause für dieses Event auf die Bühne tritt. Die Präsentationen der neuen Produkte werden dann von anderen hochrangigen Mitarbeitern durchgeführt, Jobs übernimmt in erster Linie die Rolle eines Moderators.