Die Washington Post veröffentlichte am Wochenende einen Bericht, wonach unzählige Fertigungsunternehmen in China auf Zwangsarbeit
setzen. Systematisch sollen Angehörige der uigurischen Minderheit zur Arbeit in den Fabriken gezwungen und dafür durch das Land geschickt werden. Den Angaben zufolge ergeben sich dadurch Situationen wie in Arbeitslagern. Tagsüber müssen uigurische Arbeiter beispielsweise Schuhe für Nike herstellen, anschließend und nachts findet die systematische "Umerziehung" statt. Schon seit Jahren kursieren Berichte über Umerziehungslager, in denen aus Uiguren lupenreine, patriotische Chinesen gemacht werden sollen. Neu sind hingegen die Vorwürfe, dass dies auch in Zusammenarbeit mit Fabrikbetreibern erfolgt.
Die Liste beinhaltet alle großen NamenWirft man einen Blick auf die Liste der Unternehmen, die somit indirekt auf Zwangsarbeit in Form von Subunternehmen setzen, lässt sich diese als "so ziemlich jeder" zusammenfassen. Nicht nur Amazon, Dell, Google, Huawei und Microsoft werden genannt, auch von Apple ist die Rede ("BOE Technology Group", ein Kamerazulieferer). Dem Bericht zufolge wurden etwa 2050 uigurische Arbeiter verschleppt und in den Fabriken eingesetzt – dies ist natürlich nur ein extrem niedriger Prozentsatz, denn alleine Foxconn beschäftigt rund 800.000 Arbeiter, dennoch handelt es sich um außerordentlich schwere Vorwürfe. Außerdem heißt es, dass die Zwangsarbeiter in Kooperation mit Regierungsstellen verschickt und über spezielle Hochsicherheitsanlagen in die Fabriken gelangen.
Die Polizeistation zur Einschleusung der Arbeiter (
Quelle)
Eilige Stellungnahmen, auch von AppleDiverse Unternehmen haben sich inzwischen zu Wort gemeldet und jegliche Kenntnis der Sachlage von sich gewiesen. Adidas betonte beispielsweise, die fraglichen Fabriken seien noch nicht einmal direkte Fertigungspartner. Apples Sprecher Josh Rosenstock verwies darauf, mit großem Aufwand darauf zu drängen, dass Arbeitsschutz-Richtlinien einzuhalten sind. Schon vor zehn Jahren wurde mit intensiven Kontrollen begonnen – wer gegen die Standards verstößt, steht nicht mehr als Partner zur Diskussion. Apples Stellungnahme zufolge kannte man die Berichte nicht und arbeite zur weiteren Aufklärung eng mit den Zulieferern zusammen. Jeder Mitarbeiter der kompletten Lieferkette müsse mit Respekt behandelt werden, so Rosenstock.
Nike im Visier der KritikDass Regierungsstellen sowie privaten Händlern angeblich Kopfprämien für Zwangsarbeiter bezahlt werden, widerspricht in vielerlei Hinsicht gängigen moralischen Maßstäben. Besonders ins Visier geriet Nike, denn während es den meisten Tech-Unternehmen laut Bericht tatsächlich unbekannt sein dürfte, wenn Sub-Sub-Unternehmen derart agieren sollten, hatten Nikes eigene Inspektoren angeblich Kenntnis davon. So heißt es, die Zweiklassen-Gesellschaft aus 6500 chinesischen und 600 uigurischen Arbeitern, welche strikt voneinander getrennt werden, sei Nikes Kontrolleuren bekannt. In der offiziellen Reaktion verweist Nike hingegen darauf, dass man jegliche Art von Zwangsarbeit verbiete und nicht mit Partnern kooperiere, die gegen diese Richtlinien verstoßen. Nun gilt es zunächst Aufklärungsarbeit zu leisten und zu überprüfen, ob die Vorwürfe tatsächlich der Wahrheit entsprechen.
Ein Reddit-Nutzer hat sich die Arbeit gemacht, sämtliche Unternehmen
aufzulisten, die zur Sprache kamen:
Abercrombie & Fitch, Acer, Adidas, Alstom, Amazon, Apple, ASUS, BAIC Motor, BMW, Bombardier, Bosch, BYD, Calvin Klein, Candy, Carter’s, Cerruti 1881, Changan Automobile, Cisco, CRRC, Dell, Electrolux, Fila, Founder Group, GAC Group (automobiles), Gap, Geely Auto, General Electric, General Motors, Google, H&M, Haier, Hart Schaffner Marx, Hisense, Hitachi, HP, HTC, Huawei, iFlyTek, Jack & Jones, Jaguar, Japan Display Inc., L.L.Bean, Lacoste, Land Rover, Lenovo, LG, Li-Ning, Mayor, Meizu, Mercedes-Benz, MG, Microsoft, Mitsubishi, Mitsumi, Nike, Nintendo, Nokia, The North Face, Oculus, Oppo, Panasonic, Polo Ralph Lauren, Puma, Roewe, SAIC Motor, Samsung, SGMW, Sharp, Siemens, Skechers, Sony, TDK, Tommy Hilfiger, Toshiba, Tsinghua Tongfang, Uniqlo, Victoria’s Secret, Vivo, Volkswagen, Xiaomi, Zara, Zegna, ZTE