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beyerdynamic Aventho Wireless: Auf Deine Ohren eingemessen – Die nächste Kopfhörer-Revolution?

Wer sich heute einen drahtlosen (sprich: aktiven) Kopfhörer aufsetzt, der hört in der Regel immer eine digital zurechtgebogene Interpretation der Musik. Bluetooth-Kopfhörer empfangen die Musikdaten von iPhone & Co. digital per Funk. Die binären Daten durchlaufen dann eine digitale Signalverarbeitung (DSP), werden anschließen analog gewandelt (DAC) und mit einem Mini-Amp verstärkt. In der ersten Verarbeitungsstufe, dem DSP, nutzen die Hersteller meist dessen Möglichkeit, das Signal auf digitaler Ebene "aufzuhübschen". Beispielsweise, um die Bässe zu betonen, Höhen zu entschärfen, oder um gewisse Eigenarten (Unzulänglichkeiten?) der eingebauten Schallwandler auszugleichen, um am Ende ein möglichst gefälliges Ergebnis zu erzielen.


Kompakt
Marke beyerdynamic
Bezeichnung Aventho Wireless
Art BT-Kopfhörer
Empf. Preis (€) 449
Verfügbarkeit Oktober
Bei drahtlosen Kopfhörer, die auch über einen passiven (kabelgebundenen) Modus verfügen, wie den letzte Woche getesteten Focal LISTEN Wireless, kann man den Unterschied zwischen digital angepasstem und unverändertem Klang gut nachvollziehen. Was solche digitalen Regelungen aber nicht berücksichtigen, sind die individuellen Eigenschaften des menschlichen Gehörs, denn jeder Mensch hört anders. Das gilt nicht nur für unterschiedlich ausgeprägte Frequenzwahrnehmung – viele Menschen, nicht nur ältere, haben ein eingeschränktes Hörvermögen bei hohen Frequenzen –, sondern auch die ganz individuelle Verarbeitung von Tönen im Ohr und im Gehirn.


beyerdynamic möchte nun die Möglichkeiten der Digitaltechnik dazu nutzen, den Klang von Kopfhörern nicht einfach auf einen bestimmten Massengeschmack zu trimmen, sondern ganz gezielt an die Biologie des jeweiligen Nutzers. Die Lösung besteht aus zwei Bausteinen: Dem neuen Bluetooth On-Ear Kopfhörer Aventho Wireless und einer speziellen App, die in Kooperation mit einem Unternehmen namens Mimi Hearing Technologies entstanden ist, die eine Technologie zur Klang-Personalisierung entwickelt haben, welche die Erstellung individueller Hörprofile per App-Hörtest ermöglicht.


beyerdynamic beschreibt es in seiner Pressemitteilung so: "Das Berliner Unternehmen Mimi gehört zu den weltweit gefragtesten Spezialisten der Klang-Personalisierung. Mehr als eine Million Menschen haben mit Mimis Technologie bereits ihr Gehör getestet oder Klang auf ihr Gehör angepasst. Die Technologie ist als Medizinprodukt (CE) zertifiziert. Kern der Technologie, die ein interdisziplinäres Team aus Audiologen, Psycho-Akustikern, Ingenieuren und Design-Thinkern entwickelt hat, ist die Simulation der Signalverarbeitung im menschlichen Gehör (insbesondere der Cochlea). Dabei werden manche Informationen hervorgehoben, um das Gehirn dabei zu unterstützen, besser zwischen unterschiedlichen Klangelementen zu unterscheiden und diese zu verarbeiten. Anstatt wie ein einfacher Equalizer frequenzselektiv die Lautstärken anzupassen, repliziert Mimis Klang-Personalisierung natürliche und mit dem Alter veränderliche Prozesse im menschlichen Gehör und sorgt so für einen klaren, vollen und kontrastreichen Klang."

Mit der zugehörigen "MIY App" wird zunächst ein Hörtest durchgeführt. Die Software errechnet daraus ein individuelles Profil. Die ganze Prozedur soll nicht mehr als etwa 6 Minuten in Anspruch nehmen. Anschließend wird das Profil im Aventho Wireless abgespeichert und von dessen DSP verarbeitet. Der Nutzer hat noch die Möglichkeit, die Intensität der Klanganpassung einzustellen.

Der erste Kopfhörer, der solche Hörprofile speichern und verarbeiten kann, ist der geschlossene On-Ear Bügelkopfhörer Aventho Wireless. Das High-End Midsize-Modell bietet Touch-Bedienung per Fingertipp-Gesten am rechten Hörergehäuse. Uber die MIY App kann die Empfindlichkeit der Touchbedienung eingestellt werden. Weitere Individualisierungsoptionen sollen in Zukunft durch Updates folgen.


Ein weiteres Software-Feature: Per ‚Sound Watching’ kann sich der Nutzer auf Wunsch einen Überblick über seine Hörgewohnheiten verschaffen und nachsehen, ob das Gehör eine Pause braucht. Die ‚Sound Watching’ Funktion analysiert die Abhörlautstärke sowie die Hördauer. So ermittelt sie die potenzielle Belastung für das Gehör. Dabei soll der Tracking-Dienst nicht bevormunden – die Kontrolle bleibt beim Nutzer.

Für bestmöglichen Drahtlos-Klang arbeitet der Aventho Wireless mit Bluetooth 4.2 und aptX HD. Für iOS-Nutzer wird der AAC-Codec unterstützt. Bei den Treibern kommt die hauseigene Tesla-Technologie zum Einsatz, die eine sehr hohe Magnetflussdichte bietet und damit ein besonders dynamisches, hochaufgelöstes, verfärbungsfreies und lebendiges Klangbild verspricht. Der eingebaute Akku soll über 20 Stunden Musikspaß ermöglichen. Dank eingebauter Mikrofone wird natürlich auch Telefonie unterstützt.


Der Aventho Wireless und die MIY App wird aktuell in Berlin auf der IFA demonstriert. Im Oktober kommt das Modell in den Farbvarianten schwarz und braun für 449 Euro in den Handel. Ein ausführlicher Test ist fest eingeplant.

Kommentare

camaso
camaso03.09.17 09:04
Tönt beeindruckend. Ich bin schon gespannt auf den Test.
Was mir unklar ist: Geschlossen on-ear. Ich verstehe es so, dass der Kopfhörer auf die Ohrmuscheln drückt, statt sie umschliesst (auf die Dauer unbequem?) und die Geräuschkulisse für die Umgebung minimiert ist. Korrekt?
0
sonorman
sonorman03.09.17 10:06
Ja, On-Ear bedeutet, auf der Ohrmuschel aufliegend. Das ist zwar nicht ganz so komfortabel, wie ein guter Over-Ear (ohrumschließend), aber kompakter und wenn's gut gemacht ist auch nicht unkomfortabel.

Durch die geschlossene Gehäusekonstruktion wird Außenschall gedämpft und es gelangt auch weniger von der Musik nach außen. Das Gegenteil davon sind offene Kopfhörer, wie der Focal Elear. () Klanglich ist letzteres besser, aber das eignet sich eben nicht so gut für die Nutzung in lauten Umgebungen.
+2
camaso
camaso03.09.17 10:38
Danke für die Erklärung. Ich muss das mal im real life ausprobieren.
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maculi
maculi03.09.17 12:11
Die Grundidee hört sich nicht schlecht an, nur frage ich mich, ob 6 Minuten wirklich reichen, so komplex wie die Thematik ist. Bin daher auf den Test gespannt (wobei sonorman, was Musik angeht, ja nicht ganz unerfahren ist). Strenggenommen sollte der individuelle Hörtest mit zahlreichen, ganz unterschiedlichen Menschen gemacht werden, um herauszufinden, was der tatsächlich bringt.

Würde der Hörtest sich über eine halbe Stunde erstrecken, dann könnten möglicherweise noch ganz andere Verbesserungen erreicht werden. Nur wirkt eine halbe Stunde messen auf viele potenzielle Kunden schon wieder abschreckend. Es bleibt zu beobachten, ob Beyerdynamic längerfristig zwei oder mehr Tests anbietet. So wäre dann für jeden was dabei: die einen geben sich mit einem kurzen Test zufrieden, andere holen das meiste raus.
-1
nacho
nacho03.09.17 14:27
Das Design gefällt mir sehr gut, sobald der in der Schweiz verfügbar ist werde ich mir das genauer anschauen.
0
HorstNa03.09.17 14:34
Das mit der Klang Anpassung an das Ohr hört sich wirklich sehr innovativ an. Ich bin gespannt was das in der Praxis dann wirklich bringt. Ich verspreche mir sehr viel davon.
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teorema67
teorema6703.09.17 15:09
nacho: Das Design ist ja nun nicht ungewöhnlich für Beyerdynamic und beim T51i recht ähnlich.

Die Sache geht IMO in die richtige Richtung. "Medizinprodukt" lässt mehr als Voodoo vermuten, da dort andere Maßstäbe für evidence gelten als bei Tests für Consumer electronics. So könnte ein kabelloser Hörer auch für mich interessant werden. Z. B. ein geschlossener in der Art des T5p, so was wird bestimmt kommen (so wie der hier gezeigte geschlossene Aventho in etwa das Pendant zum Kabelhörer T51i darstellt).
Rassismus ist, überall Rassismus zu wittern, wo keiner ist, und damit echten Rassismus zu bagatellisieren. (Dieter Nuhr)
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jacksulze03.09.17 18:41
Die Mimi App gibts bereits im App Store, https://itunes.apple.com/ch/app/mimi-h%C3%B6rtest-teste-deine-ohren/id932496645?mt=8

Könnte man also bereits ausprobieren.
+1
teorema67
teorema6703.09.17 21:52
Rassismus ist, überall Rassismus zu wittern, wo keiner ist, und damit echten Rassismus zu bagatellisieren. (Dieter Nuhr)
+1
frank1266
frank126603.09.17 22:41
sonorman

Schon mal den Audio Technica ATH-DSR9BT Bluetooth Kopfhörer getestet? Würde doch in diesem Zusammenhang ganz gut zusammen passen.
0
Krypton03.09.17 22:42
Wie teorema67 schon bemerkt hat, gibt’s die mimi-Music App bereits seit einigen Jahren im App-Store .
Pasend dazu gibt es mimi Hearing Test. Mit diesem Programm und ein paar passenden Ohr- bzw. Kopfhörern kann man sein Gehör auch unabhängig testen. Den Test kann man so oft wiederholen, wie man möchte, da man die ersten male vermutlich nicht ganz akkurat auf die Geräusche reagiert.

Bei mimi Music wird aus einem ähnlichen Hörtest ein «Korrekturprofil» erstellt.Mit diesem Profil werden dann in mimi Music die Songs in einer auf das Gehör angpassten Version abgespielt.

Ich fand es (meinerseits schon mit leichten Hördefiziten) ganz spannend, aber das Korrekturprofil bei 100% hat sich für mich zu überspitzt und unnatürlich angehört. Etwas runtergeregelt aber ganz interessant, welche Klangsphären man mit den Jahren so hinter sich lässt

Der Kopfhörer sieht für einen Beyerdynamic ganz gut aus, leider kann ich mit Ohraufliegend nix anfangen. Vielleicht gibt’s ja mal einen T1 in moderner Optik
+2
Hot Mac
Hot Mac06.09.17 10:03
sonorman

Wolltest Du nicht mal diesen Xelento wireless testen?
Ist mir da was entgangen?
Über die Suche ist nichts zu finden, also steht der Test wohl noch aus, oder?
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