beyerdynamic Aventho Wireless: Auf Deine Ohren eingemessen – Die nächste Kopfhörer-Revolution?
Wer sich heute einen drahtlosen (sprich: aktiven) Kopfhörer aufsetzt, der hört in der Regel immer eine digital zurechtgebogene Interpretation der Musik. Bluetooth-Kopfhörer empfangen die Musikdaten von iPhone & Co. digital per Funk. Die binären Daten durchlaufen dann eine digitale Signalverarbeitung (DSP), werden anschließen analog gewandelt (DAC) und mit einem Mini-Amp verstärkt. In der ersten Verarbeitungsstufe, dem DSP, nutzen die Hersteller meist dessen Möglichkeit, das Signal auf digitaler Ebene "aufzuhübschen". Beispielsweise, um die Bässe zu betonen, Höhen zu entschärfen, oder um gewisse Eigenarten (Unzulänglichkeiten?) der eingebauten Schallwandler auszugleichen, um am Ende ein möglichst gefälliges Ergebnis zu erzielen.
KompaktBezeichnung | | Aventho Wireless |
Bei drahtlosen Kopfhörer, die auch über einen passiven (kabelgebundenen) Modus verfügen, wie den
letzte Woche getesteten Focal LISTEN Wireless, kann man den Unterschied zwischen digital angepasstem und unverändertem Klang gut nachvollziehen. Was solche digitalen Regelungen aber nicht berücksichtigen, sind die individuellen Eigenschaften des menschlichen Gehörs, denn jeder Mensch hört anders. Das gilt nicht nur für unterschiedlich ausgeprägte Frequenzwahrnehmung – viele Menschen, nicht nur ältere, haben ein eingeschränktes Hörvermögen bei hohen Frequenzen –, sondern auch die ganz individuelle Verarbeitung von Tönen im Ohr und im Gehirn.
beyerdynamic möchte nun die Möglichkeiten der Digitaltechnik dazu nutzen, den Klang von Kopfhörern nicht einfach auf einen bestimmten Massengeschmack zu trimmen, sondern ganz gezielt an die Biologie des jeweiligen Nutzers. Die Lösung besteht aus zwei Bausteinen: Dem neuen Bluetooth On-Ear Kopfhörer Aventho Wireless und einer speziellen App, die in Kooperation mit einem Unternehmen namens
Mimi Hearing Technologies entstanden ist, die eine Technologie zur Klang-Personalisierung entwickelt haben, welche die Erstellung individueller Hörprofile per App-Hörtest ermöglicht.
beyerdynamic beschreibt es in seiner Pressemitteilung so:
"Das Berliner Unternehmen Mimi gehört zu den weltweit gefragtesten Spezialisten der Klang-Personalisierung. Mehr als eine Million Menschen haben mit Mimis Technologie bereits ihr Gehör getestet oder Klang auf ihr Gehör angepasst. Die Technologie ist als Medizinprodukt (CE) zertifiziert. Kern der Technologie, die ein interdisziplinäres Team aus Audiologen, Psycho-Akustikern, Ingenieuren und Design-Thinkern entwickelt hat, ist die Simulation der Signalverarbeitung im menschlichen Gehör (insbesondere der Cochlea). Dabei werden manche Informationen hervorgehoben, um das Gehirn dabei zu unterstützen, besser zwischen unterschiedlichen Klangelementen zu unterscheiden und diese zu verarbeiten. Anstatt wie ein einfacher Equalizer frequenzselektiv die Lautstärken anzupassen, repliziert Mimis Klang-Personalisierung natürliche und mit dem Alter veränderliche Prozesse im menschlichen Gehör und sorgt so für einen klaren, vollen und kontrastreichen Klang."Mit der zugehörigen "MIY App" wird zunächst ein Hörtest durchgeführt. Die Software errechnet daraus ein individuelles Profil. Die ganze Prozedur soll nicht mehr als etwa 6 Minuten in Anspruch nehmen. Anschließend wird das Profil im Aventho Wireless abgespeichert und von dessen DSP verarbeitet. Der Nutzer hat noch die Möglichkeit, die Intensität der Klanganpassung einzustellen.
Der erste Kopfhörer, der solche Hörprofile speichern und verarbeiten kann, ist der geschlossene On-Ear Bügelkopfhörer Aventho Wireless. Das High-End Midsize-Modell bietet Touch-Bedienung per Fingertipp-Gesten am rechten Hörergehäuse. Uber die MIY App kann die Empfindlichkeit der Touchbedienung eingestellt werden. Weitere Individualisierungsoptionen sollen in Zukunft durch Updates folgen.
Ein weiteres Software-Feature: Per ‚Sound Watching’ kann sich der Nutzer auf Wunsch einen Überblick über seine Hörgewohnheiten verschaffen und nachsehen, ob das Gehör eine Pause braucht. Die ‚Sound Watching’ Funktion analysiert die Abhörlautstärke sowie die Hördauer. So ermittelt sie die potenzielle Belastung für das Gehör. Dabei soll der Tracking-Dienst nicht bevormunden – die Kontrolle bleibt beim Nutzer.
Für bestmöglichen Drahtlos-Klang arbeitet der Aventho Wireless mit Bluetooth 4.2 und aptX HD. Für iOS-Nutzer wird der AAC-Codec unterstützt. Bei den Treibern kommt die hauseigene Tesla-Technologie zum Einsatz, die eine sehr hohe Magnetflussdichte bietet und damit ein besonders dynamisches, hochaufgelöstes, verfärbungsfreies und lebendiges Klangbild verspricht. Der eingebaute Akku soll über 20 Stunden Musikspaß ermöglichen. Dank eingebauter Mikrofone wird natürlich auch Telefonie unterstützt.
Der Aventho Wireless und die MIY App wird aktuell in Berlin auf der IFA demonstriert. Im Oktober kommt das Modell in den Farbvarianten schwarz und braun für 449 Euro in den Handel. Ein ausführlicher Test ist fest eingeplant.