beyerdynamic stellt neuen High-End-Kopfhörer vor – und geht neue Designwege
Erinnern Sie sich noch? Es war Mitte 2012, als ich den beyerdynamic
T90 getestet und für einen der besten Heimkopfhörer überhaupt befunden habe. In seiner Preisklasse – um 600 Euro – gibt es bis heute nicht viele Konkurrenten, die ihm klanglich und in Sachen Tragekomfort das Wasser reichen können.
Aber es gab auch Kritik. Und wie sich nun zeigt, scheint
beyerdynamic mit dem Nachfolger des T90 beinahe alle damals genannten Minuspunkte ausgemerzt zu haben.
Der Wandel in der Modellpolitik fängt schon beim Namen an. Etwas, das ich zwar nicht direkt kritisiert habe, aber ich fand es schon immer sinnvoller, wenn Produkte, die Emotionen transportieren können, richtige Namen anstatt kryptische Buchstaben-Zahlenkombinationen zur Benennung erhalten. (Siehe mein Fazit des
T90 Testberichts). Und so heißt der T90-Nachfolger nun
Amiron home, anstatt T95, T90 Mark II oder ähnliches. Allerdings muss sich erst zeigen, ob die neue Namensgebung auch einprägsam genug gewählt ist. Das "Home" im Namen deutet darauf hin, dass sich noch andere Amigos … ähh… Amirons, dazugesellen werden. Etwa Mobilkopfhörer.
KompaktArt | | Over-Ear Kopfhörer, offen |
beyerdynamic Kopfhörer zeichnen sich auch dadurch aus, dass man sie an ihrem Design stets sofort erkennt. Allerdings ist der Look der meisten Heilbronner Kopfhörer doch recht nüchtern, funktional und weniger hip oder "lifestylig". Mit dem Amiron geht der Hersteller auch in diesem Punkt neue Wege und hat dafür sein Haus-und-Hof-Design modernisiert. Allerdings nur gaaanz vorsichtig. Eine Designrevolution ist der Amiron ganz sicher nicht. Doch dafür bleibt die Markenidentität mit dem neuen Design voll erhalten. Die geänderte Form der Treibergehäuse in Kombination mit neu gestalteten Bedämpfungsgittern sind schon fast alles, was den neuen Look ausmacht. Auch wenn man es den Gabeln zur Aufhängung nicht auf den ersten Blick ansieht (zumindest nicht auf den Bildern), soll deren Verarbeitungsqualität und damit der optische und haptische Eindruck durch aufwendige Nachbearbeitung deutlich verbessert worden sein.
Die Ohrpolster sind aus samtweichem Mikrofaser-Velours und ich habe keinen Zweifel, dass sie, zusammen mit der Bügelkonstruktion, dem Amiron ein ebenso hervorragendes Tragegefühl verleiht, wie seinen Brüdern. In dem Punkt gehörten beyerdynamic Kopfhörer schon immer zu den allerbesten.
Sehr lobenswert auch, dass beyerdynamic dem Amiron ein abnehmbares, zweiseitig zugeführtes Kabel gönnt (3 Meter), was die Verwendung unterschiedlich langer Kabel und auch die Nutzung an symmetrischen Kopfhörerverstärkern ermöglicht. Damit entfallen auch die beim T90 bemängelten freilegenden Kabelstücke zwischen Treibergehäusen und Bügel, denn aufgrund der beidseitigen Zuführung muss kein Kabel durch den Bügel geführt werden.
Im Inneren kommen natürlich beyerdynamics eigene Tesla-Treiber zum Einsatz. Allerdings wurde nochmals Hand angelegt, um die Klangabstimmung zu optimieren. Ein zusätzliches Gewebe vor der mehrlagigen Compound-Kalotte reduziert Hochton-Resonanzen. Auf der Rückseite sind die Schallwandler für einen noch ausgewogeneren Frequenzgang im Mittenbereich bedämpft. Und ein neues, akustisch wirksames Füllmaterial der Ohrpolster soll die Basspräzision steigern.
Der Amiron home ist ein Kopfhörer in offener Bauweise und daher für den mobilen Einsatz oder in sehr unruhiger Umgebung weniger geeignet. Auch seine Impedanz von 250 Ohm spricht klar für die Nutzung an guten, stationären Kopfhörerverstärkern. Dank des hohen Kennschalldrucks von 102 dB (1 mW / 500 Hz) sollte der Amiron home an Tablets oder Smartphones dennoch ausreichend hohe Pegel erreichen. Aus klanglicher Sicht sollte man ihn aber lieber mit kräftigeren Kopfhörerverstärkern koppeln.
beyerdynamic wird den Amiron home erstmals vom 22. bis 23. Oktober 2016 auf dem Tokyo Headphone Festival der Öffentlichkeit präsentieren. Der Preis liegt übrigens bei 599 Euro. Das sind 100 Euro mehr, als für seinen designierten Vorgänger verlangt wurde. Ob der Aufpreis gerechtfertigt ist, werde ich so bald wie möglich für Sie in Erfahrung bringen. Ein Testmuster für Rewind ist bereits bestellt.