iCloud Private Relay: Langsamere Internetverbindung durch Apples Datenschutzfunktion?
Wer auf Webseiten unterwegs ist, gibt zwangsläufig persönliche Daten preis. IP-Adresse, URLs aufgerufener Seiten und etliche weitere Informationen erlauben es Internetprovidern und Inhalteanbietern, das Surfverhalten nachzuvollziehen und die Nutzer zu tracken. Apple stellt Mac-, iPhone- und iPad-Besitzern seit September 2021 eine Möglichkeit zur Verfügung, sich dagegen – in Grenzen – zur Wehr zu setzen. iCloud Private Relay sorgt dafür, dass die eigene IP-Adresse anonymisiert wird und Webseiten-Betreibern somit verborgen bleibt. Das Feature gibt es allerdings nicht gratis, vielmehr ist es Bestandteil eines kostenpflichtigen iCloud-Abonnements, welches mindestens 99 Cent pro Monat kostet.
Zwei Zwischenstationen für mehr DatenschutzApple nutzt für iCloud Private Relay ein zweistufiges Verfahren, bei dem aufgerufene URLs zunächst über Apples Server und dann einen zertifizierten Dienstleister geleitet werden. Auf dem umgekehrten Weg gelangen die Webseiten dann auf Mac, iPhone oder iPad. Die Funktionsweise haben wir vor über zwei Jahren in dieser
Meldung erläutert, Apple erklärt sie zudem in einem
Support-Dokument. Manche Nutzer von iCloud Private Relay haben allerdings das Gefühl, dass sich wegen der zwischengeschalteten Stationen die Verbindung zu Webseiten verlangsamt. Entsprechende Klagen gibt es schon seit geraumer Zeit. Howard Oakley hat deshalb jetzt Tests durchgeführt, um die Auswirkungen der Datenschutzfunktion auf die Geschwindigkeit zu ermitteln.
Keine Unterschiede beim Download großer DateienDer Entwickler führte seine Versuche mit drei Macs durch, auf denen macOS Sonoma 14.1.2 lief. Die Geräte waren per Ethernetkabel mit dem Netzwerk verbunden, zum Einsatz kam Safari. Zunächst maß Oakley die Zeit, welche die Geräte für den Download eines gut ein Gigabyte großen ZIP-Archivs benötigten. War iCloud Private Relay deaktiviert, erreichten alle Rechner durchschnittliche Datenraten von 7,3 Megabyte pro Sekunde. Hatte er Apples Datenschutzfeature eingeschaltet, kam ein Mac Studio M1 auf die identische Geschwindigkeit, der iMac Pro und das MacBook Pro auf M3 Pro auf 6,9 Megabyte pro Sekunde, sie waren also nur unwesentlich langsamer. Die Unterschiede liegen Oakley zufolge im Toleranzbereich seiner Internetanbindung, sie seien daher zu vernachlässigen, schreibt er in seinem
Blogbeitrag.
Reaktionsfähigkeit kann mit iCloud Private Relay sinkenEtwas anders fiel das Ergebnis bei der Ermittlung der Reaktionsfähigkeit unter Last aus. Hierfür maß Oakley die „Round trips per minute“ (RPM), ein von Apple bei der IETF eingereichtes Standardverfahren. Dabei fielen die Werte auf dem MacBook Pro von 86 RPM ohne iCloud Private Relay auf 5 RPM mit dem Datenschutzfeature. Ähnlich sah es beim iMac Pro aus (56 RPM zu 4 RPM). Beim Mac Studio hingegen blieben die Ergebnisse nahezu konstant und lagen bei 66 beziehungsweise 67 RPM. Auf manchen Macs beeinträchtigt iCloud Private Relay folglich möglicherweise die Verbindungsstabilität, was zu einer Verlangsamung beispielsweise bei FaceTime-Anrufe, Spielen oder Streamingdiensten führen kann. Wer das wiederholt beobachtet, sollte daher iCloud Private Relay temporär deaktivieren und mit den Terminalbefehlen
networkQuality sowie
networkQuality -p die jeweiligen Reaktionsfähigkeiten ermitteln.